"Ich habe immer gearbeitet", erzählt Esmail. Der Meidlinger hat ein bewegtes Leben hinter sich. In einem afghanischen Dorf geboren, musste er von klein auf arbeiten, ging nicht zur Schule. Sein Bruder und Vater starben im Krieg, als ältester Sohn kümmerte er sich um die ganze Familie und litt an Depressionen. Schließlich musste Esmail flüchten und kam nach Wien.
Der 48-jährige arbeitete zunächst in handwerklichen Berufen als Maurer und Spengler, später als Reinigungskraft, Abwäscher und Küchenhilfe. Zuletzt war er in einer Bäckerei angestellt – bis die Gesundheit ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Nach einem Fersenbruch kam Esmail ins Krankenhaus und kann seither keinen stehenden Beruf mehr ausüben. Hinzu kommen Herz- und Lungenprobleme, wie er erzählt. "Ohne offenes Fenster kann ich gar nicht mehr schlafen, weil ich keine Luft bekomme."
Nun lebt der dreifache Familienvater von der Notstandshilfe. Den Alltag damit zu bewältigen ist schwierig: "Ich kaufe Lebensmittel im Sozialmarkt des Samariterbundes ein und schaue nach Aktionen. Auch für die Schule geben wir viel Geld aus, in letzter Zeit ist es noch teurer", sagt er. Vor allem die Heizkosten machen der Familie zu schaffen. Zwei Mal konnten Mahnungen noch rechtzeitig gestoppt werden, nun sucht Esmail mit Hilfe der Samariterbund-Sozialberatung um Energieunterstützung an.
Wird es kalt, steigt die Zahl der Hilfesuchenden an, das weiß man dort. "Wir hatten schon oft den Fall, dass Leute gekommen sind, denen die Heizung abgedreht wurde, weil sie einfach nicht mehr zahlen konnten. Auch vor der Delogierung haben wir schon gerettet", so Sozialberaterin Eni Nyàguly.
Für die Zukunft wünscht sich Esmail vor allem eines: Einen Job. "Ich will arbeiten, aber es muss im Sitzen sein. Und für viele Bürojobs fehlt mir die Ausbildung. Eventuell ist es möglich, als Security in einem Asylheim zu arbeiten", meint er. Das wichtigste sei jedoch, dass es seine Kinder einmal besser haben als er: "Sie sollen mehr lernen als ich und gute Berufe bekommen. Das wünsche ich mir."