Formel 1

Wegen Massa: Auch Verstappen muss um WM-Titel zittern

Felipe Massa versetzt die Formel 1 in Aufruhr. Der Brasilianer will durch einen Gerichtsprozess nachträglich Weltmeister werden. Ein Präzedenzfall? 

Sport Heute
Red-Bull-Star Max Verstappen.
Red-Bull-Star Max Verstappen.
Imago Images

Massa hat seine Androhung wahr gemacht und strebt einen Prozess an, um nachträglich zum Weltmeister der Formel-1-Saison 2008 ernannt zu werden. Eigentlich holte sich Lewis Hamilton im dramatischen Saisonfinale von Sao Paulo die Krone, überholte auf den letzten Metern den Deutschen Timo Glock. 

Der Brasilianer stützt seine Argumentation aber auf die sogenannte "Crashgate"-Affäre aus dem Jahr 2008. Damals sorgte der Renault-Pilot Nelson Piquet Junior in Singapur absichtlich und auf Anordnung des Teams für einen Unfall. Dadurch gewann dessen Teamkollege Fernando Alonso den Grand Prix. Die "Crashgate"-Affäre flog erst ein Jahr später auf, dabei habe die Formel 1 in Person von Bernie Ecclestone und die FIA in Person des mittlerweile bereits verstorbenen Max Mosley bereits während der Saison 2008 Kenntnis über die Rennmanipulation gehabt, erklärte Ecclestone in einem Interview. Eigentlich, meinte der Ex-Zampano der Rennserie, hätte das Rennen annulliert werden müssen. Damit hätten Hamilton die notwendigen Punkte gefehlt und Massa wäre Weltmeister geworden. Genau dies will der Brasilianer nun vor dem Londoner High Court einklagen. 

Wolff denkt über Klage nach

Ein Erfolg des nun 42-Jährigen vor Gericht würde Hamilton und sein Mercedes-Team wohl zum Handeln zwingen. Und das bestätigte Teamchef Toto Wolff auch am Freitag. Der Wiener deutete sogar an, dass die "Silberpfeile" bei einem Massa-Erfolg vor Gericht überlegen könnten, das vieldiskutierte WM-Finale 2021 ebenso neu aufzurollen. Damals setzte sich Red-Bull-Star Max Verstappen nach einer umstrittenen Safety-Car-Entscheidung von Rennleiter Michael Masi erst in der letzten Runde gegen Hamilton durch. 

1/21
Gehe zur Galerie
    Grand Prix von Österreich: "Heute" präsentiert die Piloten-Noten der Experten von "Formelaustria.at".
    Grand Prix von Österreich: "Heute" präsentiert die Piloten-Noten der Experten von "Formelaustria.at".
    IMAGO/Eibner

    "Das hat niemand kommen sehen. Die Regeln in der Formel 1 sind ziemlich klar, aber wenn es zu einem Zivilprozess käme, würde das sicherlich einen Präzedenzfall schaffen. Wir beobachten das mit Neugier von der Seitenlinie", meinte Wolff auf die Massa-Klage angesprochen.

    Muss Verstappen um Titel zittern?

    Das bedeutet, dass rein theoretisch auch Verstappen um seinen ersten WM-Titel zittern müsste. Wenngleich die beiden Fälle auch schwer miteinander zu vergleichen sind. Während der Vorfall 2008 vertuscht wurde, protestierten die "Silberpfeile" nach der WM-Entscheidung 2021 umgehend. "Die FIA hat das Rennen 2021 mit einem klaren Statement kommentiert, deshalb schauen wir uns das mit Interesse an", ergänzte Wolff. Der Wiener spielte damit wohl auf einen Bericht der FIA an, indem der Motorsport-Weltverband festhielt: "Das Identifizieren von überrundeten Autos war bis jetzt ein manueller Prozess und ein menschlicher Fehler sorgte dafür, dass sich nicht alle Autos zurückrunden durften." Rennleiter Masi wurde daraufhin abgesetzt. Der Australier versuchte durch seine eigenwillige Entscheidung, die Weltmeisterschaft nicht hinter dem Safety Car zu Ende gehen zu lassen, sorgte mit seiner Entscheidung aber für eine Kontroverse. Die FIA hielt aber auch fest: "Das Ergebnis des Grand Prix von Abu Dhabi ist gültig, final und kann nicht mehr verändert werden." 

    Wichtigster Unterschied zum Massa-Fall ist aber, dass eine Annullierung des Rennens nicht reichen würde, um Hamilton zum Weltmeister zu machen, denn Verstappen führte die Fahrerwertung vor dem letzten Grand Prix des Jahres an. Um dem Briten die Formel-1-Krone zu verschaffen, müsste die letzte Runde nicht gewertet werden. Ob dies aber durchsetzbar ist, darf bezweifelt werden. 

    Fakt ist: Sollte Hamilton seinen Titel aus dem Jahr 2008 am grünen Tisch verlieren, wäre der Mercedes-Star nur noch sechsmaliger Weltmeister.