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Wegen US-Waffengesetz gehen die Emotionen hoch

Heute Redaktion
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Bild: Larry Downing / Reuters

Jim Goldman betete nicht nur für die Opfer des Massakers von Newtown und die trauernden Angehörigen. Während die Nation schockiert und entsetzt war, stand er am Freitag mit Dutzenden anderen am Weißen Haus und demonstrierte für schärfere Waffengesetze.

und die trauernden Angehörigen. Während die Nation schockiert und entsetzt war, stand er am Freitag mit Dutzenden anderen am Weißen Haus und demonstrierte für schärfere Waffengesetze.

"Herr Präsident, ich bete dafür, dass Sie handeln", war auf einem Plakat in seiner Hand zu lesen. Marian Wright Edelman sprach ihm aus der Seele. "Wie jung müssen die Opfer sein und wie viele Kinder müssen sterben, bevor wir die Verbreitung von Waffen in unserem Land stoppen?" fragte die Vorsitzende des Children's Defense Fund, einer Organisation zum Schutz von Kindern.

Columbine, Virginia Tech, Tucson, Aurora und nun Newton - wann , werden Rufe nach schärferen Waffengesetzen laut. Aber geändert hat sich am Ende nichts. Die Amerikaner scheinen waffenverliebt wie eh und je. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 40 Prozent aller US-Haushalte über eine Schusswaffe verfügen.

Wer Thema anspricht, wird von Wählern bestraft

Schon das allein erklärt, warum auch Politiker, die für Verschärfungen sind, das Thema bisher gescheut haben wie der Teufel das Weihwasser. Wer offen für stärkere Kontrollen plädiert, riskiert eine Quittung an der Wahlurne. So spielte das Thema denn auch im Wahlkampf dieses Jahres praktisch keine Rolle. Nur am Rande erwähnte US-Präsident Barack Obama, dass er im Fall einer Wiederwahl eine Neuauflage eines 2004 ausgelaufenen Gesetzes zum Verbot von bestimmten halbautomatischen Waffen anstreben werde. Im gleichen Atemzug unterstrich der Demokrat das Verfassungsrecht der Bürger auf Waffenbesitz. Waffengegner kritisierten ihn als feige.

Aber diesmal keimt bei ihnen zumindest etwas Hoffnung auf, dass sich endlich wirklich etwas ändert - wenn es auch nur kleine Schritte sein dürften. Genährt wird das vor allem dadurch, dass waren. "Wenn das nicht die Menschen und unsere Politiker wachrüttelt, was dann?", sagte etwa die Kongressabgeordnete Carolyn McCarthy, deren Mann bei einer Schießerei 1993 getötet worden war. Und sie kündigte an, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste in Washington auf Änderungen pochen wird. "Ich werde nicht mehr zurückweichen", zitierte die "New York Times" die Demokratin.

"Unsere Herzen sind heute gebrochen"  

Einen Silberstreif am Horizont sehen sie und andere Waffengegner auch in Obamas . Noch nie zuvor, so schildern Mitglieder des Washingtoner Pressekorps, habe man ihn so emotional gesehen wie am Freitag, als er sagte: "Unsere Herzen sind heute gebrochen." Und der Präsident räumte ein, dass "bedeutsame" Schritte nötig seien, man zusammenkommen müsse, jenseits politischen Kalküls. Was er damit meinte, blieb zwar offen, die Regierung wolle die Tragödie nicht "politisieren", sagte Sprecher Jay Carney. "Das hier ist heute nicht der Tag dazu."

Dass die Wahl hinter Obama liegt und er in seiner zweiten Amtszeit befreiter auftreten kann, lässt manche Waffengegner ebenfalls Morgenluft wittern. Die Schießerei in Newtown sei ein "Game Changer", ein Ereignis, das grundsätzliche Änderungen bringt, meinte David Chipman, ein früherer Beamter der Bundespolizei ATF, in der "New York Times".

"Wir haben bisher keine Führung gesehen"

Andere sind da skeptischer, wie der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, der eine Antiwaffen-Koalition von Bürgermeistern im Land leitet. Er glaube es erst, wenn er es sehe, machte er in einer schriftlichen Erklärung deutlich. "Wir haben alle diese Rhetorik schon früher gehört", sagte er zu den gleichlautenden Bekundungen des Entsetzens bei den Demokraten und Republikanern. "Wir haben bisher keine Führung gesehen - nicht vom Weißen Haus und nicht vom Kongress. Das muss (...) enden."

Wie sehr beim Themen Waffenkontrolle die Emotionen hochkochen, zeigte sich bei einer CNN-Fernsehdiskussion über die nötigen Konsequenzen aus der Tragödie von Newtown. Moderator Piers Morgan rastete aus, als er das Argument hörte, mehr statt weniger Waffen könnten Schützen wie den Schulamokläufer stoppen. "Das ist doch Schwachsinn (...)", rief er aus. "Ich bin so frustriert und wütend."