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Lieber Schwabo, so feiert man Weihnacht am Balkan

Heute Redaktion
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Weihnachten am Balkan ist für Außenstehende wie ein Fest bei Aliens. Solltest du als Schwabo an eine solche Feier eingeladen sein, solltest du über die folgenden 4 Punkte Bescheid wissen.

Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Freude und des Beisammenseins. Besonders Letzteres nimmt man sich am Balkan sehr zu Herzen. Größen sind bekanntlich relativ – und eine Feier im "engen Kreis" kann gut und gern ein halbes Fußballstadion umfassen.

Vorweg muss erwähnt werden, Weihnachten am Balkan ist nicht gleich Weihnachten. Also was das Zeitliche betrifft. Die Katholiken feiern nämlich erst am 25. Dezember. Heilig Abend wird eigentlich nicht sonderlich groß zelebriert – was natürlich auch relativ ist. Orthodoxe feiern überhaupt erst am 7. Jänner. Wenn man nun als Katholik einen orthodoxen Freundeskreis hat – was nicht unüblich ist – dann wird gut und gerne auch zwei Mal gefeiert. Auch in Bosnien und Herzegowina, wo der Islam eine dominierende Religion ist, wird Weihnachten gefeiert. Beziehungsweise feiert man einfach mit Bekannten mit.

Über diesen Blog

Hallo und herzlich willkommen zu "Hajde", dem Balkan-Blog auf "Heute.at"! Unser Blogger ist zwischen Sarma und Wiener Schnitzeln aufgewachsen. Wie das so ist? Er verrät's euch in seinen Kolumnen. Übrigens: "Hajde" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Los geht's!"

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Zu Weihnachtsfesten am Balkan ist nämlich wirklich jeder eingeladen. Da wird kein Thema daraus gemacht, ob der neue Freund der jüngsten Tochter mitkommen darf. Im Gegenteil. Viel eher muss man sich dafür entschuldigen, dass der junge Mann, mit dem man sich vor 20 Jahren in der Volksschule um einen Radiergummi gestritten hatte, keine Zeit hat. Nützen wird das nichts, denn alles läuft darauf hinaus, dass eine Tante sagen wird: "Ach Schade, wir haben damit gerechnet, dass er kommt. Jetzt bleibt sicher einiges an Essen übrig."

Und da kommen wir gleich zur nächsten Besonderheit. Denn am Balkan gibt es keine Diskussion darüber, ob Fisch oder Weihnachtsgans serviert wird. Im Endeffekt fällt die Wahl nämlich einfach auf: alles. Vom Spanferkel bis hin zu Cevapcici und Burek.

Vorspeise, Hauptgang und Dessert gibt es nicht. Das Menü ist nämlich ein geschlossener Kreis. Man isst sich durch alles durch – und fängt dann wieder von vorne an. Wehe, man macht nicht mit oder lässt vielleicht sogar etwas Essen über. Dann hat man es nicht mit dem Allmächtigen, sondern mit der Großmutter zu tun, die einem die schlechte Tat ein ganzes Leben lang vorhalten wird.

Aber dann zieht man halt einfach lockere Kleidung an, damit die Hose nach dem Festmahl nicht zwickt, oder? Wer so denkt, der war definitiv noch nie auf einer Balkan-Weihnachts-Feier. Mögen Jogginghosen oder Leggings das ganze Jahr über hoch im Kurs sein, ist damit Ende Dezember Schluss. Dann wird der feine Zwirn ausgepackt.

Denn wenn man schon mal im "engen Kreis" feiert – also gezwungenermaßen alle sieht, die man sehen möchte oder vielleicht auch nicht – dann tut man gut daran, sich von seiner besten Seite zu präsentieren. Es ist immerhin Weihnachten. Das Fest des Präsentierens. Oder so ähnlich...

Einen hohen Stellenwert haben am Balkan zudem die Geschenke. Hier gibt es kein: "Wir schenken uns dieses Jahr nichts" oder "nur eine Kleinigkeit". Zwar kann es vorkommen, dass der Satz "Du musst mir nichts schenken" fällt, den darf man aber auf keinen Fall wörtlich nehmen. An der Balkan-Weihnacht lautet das Motto: "Mehr ist mehr". Immerhin spart man das ganze Jahr über, um an Weihnachten den "engsten Kreis" zu beschenken.

So amüsant diese Zeilen für Außenstehende erscheinen mögen, darf man aber eins nicht vergessen: In vielen Fällen reden wir von Personen, die es nicht sonderlich einfach hatten im Leben. Viele von jenen, die heute in Österreich leben, waren einst Gastarbeiter und straucheln teilweise heute noch. Halten sich eventuell sogar mit zwei oder drei Jobs über Wasser. Wichtig ist ihnen am Ende des Jahres aber dennoch, dass die Familie zusammenkommt – und es ihr an nichts fehlt.

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