Österreich

Weihnachten - Herbergssuche

Heute Redaktion
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Bild: AP

Oft werde ich nach persönlichen Weihnachtserinnerungen gefragt. Heuer ist mir eine Erinnerung besonders gegenwärtig. Sie betrifft zwar nicht Weihnachten, wohl aber die Herbergssuche. Josef und Maria suchten ja in Bethlehem ein Quartier, fanden aber schließlich nur in einem Stall Platz. Dort kam Jesus auf die Welt. Daran erinnern wir uns heute, in der Heiligen Nacht, der Weihnacht.

Meine Erinnerung geht zurück in das Jahr 1951. Ich war damals sechs Jahre alt. Die ersten sechs Lebensjahre haben wir als Flüchtlingsfamilie bei verschiedenen Verwandten und Bekannten verbracht. Wir waren immer Gäste. Vor Kurzem konnte ich noch das Bauernhaus besuchen, in dem wir im ersten Nachkriegswinter untergebracht waren. Unvergesslich ist mir der Karfreitag 1951. Es schneite, als wir mit der Bahn in Schruns im Montafon ankamen. Wir kamen in eine Wohnung, die wohlig geheizt war. Sie schien mir riesig groß. In Wirklichkeit bestand sie aus zwei Zimmern und zwei winzigen Kammern und der Küche, in der die einzige Wasserstelle war. Bad gab es keines. Besonders aber hat sich mir ein Wort unserer Mutter eingeprägt – sie sagte, als wir in die Wohnung hereinkamen: "Das ist jetzt unsere eigene Wohnung!"

Das Glücksgefühl spüre ich heute noch: eine eigene Wohnung! Auch wenn wir bis zu acht Personen waren, die auf engem Raum darin lebten: Es war unsere Wohnung. Heute, wo so viele Menschen auf Herbergssuche sind, denke ich oft an diesen Moment zurück. Weihnachten wird meist in der Familie gefeiert. Es ist gut, heute an die vielen zu denken, die nicht mehr oder noch nicht ein Zuhause haben, um den Heiligen Abend der Geburt Christi zu feiern.