Wirtschaft

Weihnachtsbrief an Mitarbeiter sorgt für Empörung

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Hertel Sabine

Am Montag hat Zielpunkt den Konkursantrag gestellt. Zeitgleich erhielten die Mitarbeiter einen Brief des Eigentümers Georg Pfeiffer, der sich für die Angestellten in der jetzigen Situation eher wie eine Verhöhnung anfühlen muss.

den Konkursantrag gestellt. Zeitgleich erhielten die Mitarbeiter einen Brief des Eigentümers Georg Pfeiffer, der sich für die Angestellten in der jetzigen Situation eher wie eine Verhöhnung anfühlen muss.  

Neben der Beschreibung des Weihnachtspakets, das aus "bekannten Klassikern, die aus keinem Regal wegzudenken sind" besteht, ist vor allem der letzte Absatz ein Schuss ins Knie. "Ich möchte mich für ihren Einsatz im zu Ende gehenden Jahr herzlich bedanken! Gemeinsam haben wir auch schwierige Herausforderungen gut gemeistert und uns für die Zukunft hervorragend aufgestellt", steht kurz vor der Signatur von Pfeiffer darin zu lesen.

 





Heute wurde unser Weihnachtsgeschenk an alle Mitarbeiter der Pfeiffer Gruppe zugestellt.Ein Paket, das allen Empfängern...
Posted by


Auf Facebook ruderte Zielpunkt zurück und klärte auf: "Uns ist völlig bewusst, dass der beigelegte Brief zum jetzigen Zeitpunkt wie Hohn in den Ohren der Mitarbeiter klingen muss. Ganz sicher steckt keine böse Absicht dahinter, auch wenn es heute kaum jemand glauben kann und will. Wir möchten uns in aller Form dafür entschuldigen!"

"Vorbereitungen getroffen"

Den Mitarbeitern, die nach dem Brief geschockt sein dürften, wurde in einer Aussendung am Montag indes Unterstützung zugesagt: "Im Vorfeld wurden bereits weitgehende Vorbereitungen zur möglichst raschen Antragstellung auf Zuerkennung von Insolvenzentgelt für die im Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung rückständigen Löhne/Gehälter für November und für das Weihnachtsgeld und zur Absicherung der Eigentumsvorbehaltsgläubiger getroffen", heißt es. 

Laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) belaufen sich die Insolvenzschulden auf mehr als 210 Mio. Euro und die Passiva auf gesamt 237 Mio. Euro. Creditreform beziffert die Insolvenzschulden mit 214 Mio. Euro und das Vermögen mit 11,3 Mio. Euro.

Einkaufsgutschein als Weihnachtsgeschenk

Für Gelächter sorgte am Montag bei der ersten Betriebsversammlung die Ankündigung der Betriebsrätin, dass alle Mitarbeiter von Pfeiffer ein Weihnachtsgeschenk bekommen sollten. Dieses enthalte auch einen 10-Euro-Einkaufsgutschein. "Wir würden die Gutscheine gerne an den Eigentümer schicken mit einem netten Brief“, sagte Zielpunkt-Betriebsratschefin Snjezana Brajinovic.

"Der Anlass ist scheiße". So hat Brajinovic am Montag die erste von mehreren Betriebsversammlungen mit 350 anwesenden Beschäftigten begonnen. "Das ist eine Sauerei jetzt vor Weihnachten", sagte Brajinovic unter Tränen. Arbeiterkammer (AK), Gewerkschaft und Betriebsrat informierten die Mitarbeiter, wie sie zu ihrem Geld kommen. Zielpunkt zahlte die November-Gehälter sowie das Weihnachtsgeld nicht mehr aus. Das übernimmt nun der Insolvenzentgeltfonds (IEF). 

Mitarbeiter, rät die Gewerkschaft, sollten auf gar keinen Fall selbstständig Anträge beim Insolvenzentgeltfonds stellen, sondern sich mit Belegschaftsvertretern absprechen. Der Fonds muss ihnen das November-Gehalt sowie das Weihnachtsgeld auszahlen. Ob das tatsächlich noch vor Weihnachten kommt, ist aber nicht sicher. Von den Banken gibt es die Zusicherung, dass Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft GPA-djp, warf Pfeiffer vor, nicht einmal probiert zu haben, gemeinsam mit der Gewerkschaft nach einer Alternative zur Insolvenz zu suchen. Für Katzian ist es nun aber wichtiger, Arbeitsplätze zu erhalten, als eine weitere Konzentration im Wiener Einzelhandel zu verhindern. Wenn die zwei großen Lebensmittelketten (Spar und Billa, Anm.)  künftig 67 statt 66 Prozent Marktanteil hätten, dann „ist mir das wurscht, wenn 1.000 Leute Arbeit kriegen“.

Katzian glaubt Pfeiffer nicht, dass er erst vor zwei, drei Wochen draufgekommen ist, dass Zielpunkt nicht fortgeführt werden kann und behält sich rechtliche Schritte vor.

2.600 Mitarbeiter beim AMS angemeldet

Rund 2.600 Mitarbeiter wurden wegen der Insolvenz beim Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Allein in Wien sind 1.285 betroffen.

Zielpunkt hat 2014 einen Verlust von 11,7 Mio. Euro geschrieben, bei einem Umsatz von 440 Mio. Euro. "Nach drei Jahren intensivster Sanierungsbemühungen und Investitionen sind nunmehr dramatische Verschlechterungen der äußeren Rahmenbedingungen für Zielpunkt eingetreten", hieß es.