Mit letzter Kraft retten sie sich bei den Paralympics ins Ziel: Elena Congost und ihr Guide Mia Carol Bruguera. Congost ist Marathonläuferin und absolviert das Rennen in der Kategorie T12 für Sehbehinderte mit ihrem Helfer. Die Spanierin ist im Ziel am Ende, jubelt mit Bruguera über Bronze.
Doch dann der Schock: Congost wird im Nachhinein disqualifiziert. Was war geschehen? Bruguera bekundete kurz vor der Ziellinie wegen Krämpfen Mühe, stolperte vorwärts. Und dann geschah es: Congost und Bruguera, die während des Rennens mit einem elastischen Band verbunden bleiben müssen, verlieren die Verbindung, Congost fällt der Bändel aus der Hand, weil sie ihrem Guide hilft.
Innerhalb weniger Sekunden hatte sie das Band wieder in der Hand und läuft wenige Meter später ins Ziel. Doch genau dieser kurze Augenblick reicht und die Richter sprechen eine Disqualifikation aus. Denn die beiden Personen müssen während des Rennens stets mit dem Band verbunden sein.
"Um ehrlich zu sein, bin ich am Boden zerstört, denn ich hatte die Medaille bereits sicher", sagte Congost, die in Rio 2016 bei den Paralympics noch Gold gewonnen hatte. "Es war ein Reflex, der aus dir herausbricht, wenn jemand zu Boden geht. Sie haben mich nicht wegen eines Verstoßes disqualifiziert, sondern weil ich ein Mensch bin."
Die 36-Jährige führte aus: "Sie sagten mir, dass ich das Band eine Sekunde lang losgelassen habe. Und deshalb gibt es jetzt kein Zurück mehr." Die spanische Delegation legte in der Folge Einspruch gegen die Disqualifikation ein.
Auch auf Social Media war der Aufruhr groß. So hieß es unter anderem: "Es ist eine Schande, ihr diese Medaille zu entreißen." Oder: "Die erste Regel bei den Paralympics sollte Respekt und Toleranz sein. Und nicht: kleingeistige Erbsenzählerei." Oder: "Das hat nichts mit sportlichen Werten zu tun. Ganz gleich, was das Regelwerk sagt."