Niederösterreich

Weinendes Otterbaby "Rudi" von beherzter Frau gerettet

Eine Passantin hörte in Bad Pirawarth das klägliche Weinen eines Otter-Babys, informierte den Jagdleiter, jetzt ist "Rudi" in Haringsee. 

Fischotter Rudi
Fischotter Rudi
Vier Pfoten

Bei einem Spaziergang letzte Woche in Bad Pirawarth (Gänserndorf) hörte eine Frau ein laut weinendes Fischotterbaby. Die Dame informierte unverzüglich den Jagdleiter, der das Tier zu einer Veterinärmedizinerin brachte. Die Tierärztin wiederum brachte Rudi gleich in die von "VIER PFOTEN" geführte Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (Gänserndorf), wo der Kleine nun liebevoll aufgepäppelt wird.

25 % Gewichtszunahme

"Rudi" akzeptierte von Beginn an die Welpenmilch, frisst brav und nahm binnen einer Woche 250 Gramm zu. Bei der Aufnahme in der Eulen- und Greifvogelstation (EGS) hatte das kleine Raubtier nur 1 Kilogramm gewogen.

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    Fischotter Rudi
    Fischotter Rudi
    Vier Pfoten

    Darüber, warum Rudi alleine war, kann die EGS nur mutmaßen. Normalerweise haben Fischotterweibchen zwei bis drei Junge pro Wurf. „Wir haben an der Fundstelle noch mal extra nachgesehen, haben aber keinen Fischotter-Bau entdeckt. An der Stelle des Baches in Bad Pirawarth, wo wir die meisten Otterspuren gefunden haben, ist allerdings gerade eine Baustelle mit großen Baggern und viel Lärm. Rudi wurde ein Stück entfernt gefunden. Dass er die Strecke alleine gelaufen ist, können wir ausschließen; dazu ist er noch zu klein. Möglicherweise wollte die Mutter mit ihren Jungen weg von der Baustelle und hat Rudi dabei verloren. Und dann traute sie sich vielleicht nicht mehr zurück“, meint Tierarzt Hans Frey, wissenschaftlicher Leiter der EGS.

    Jagd auf Fischotter erlaubt

    Sobald Rudi wieder bei Kräften ist, wird er in die Wildnis entlassen werden. Obwohl sie europaweit streng geschützt sind und sich viele Länder aktiv um die Wiederansiedelung der eleganten Wassermarder bemühen, werden in einigen österreichischen Bundesländern Verordnungen erlassen, die eine Tötung von Fischottern erlauben. Denn: Einige Fischteichwirte fürchten den gefräßigen Gourmet, der gerne die Organe der Fische verputzt und teils schmerzliche Sachschäden anrichten kann. 

    In Niederösterreich dürfen zum Beispiel durch eine solche Verordnung bis 2023 pro Jahr 50 männliche Tiere getötet werden. Dr. Frey erklärt, warum dies nicht nur aus Artenschutz-, sondern auch aus Tierschutzsicht mehr als problematisch ist: „In der Praxis ist es völlig unmöglich, vor der Tötung des Tieres eine Aussage über dessen Geschlecht zu machen. Daher werden mit Sicherheit auch Muttertiere getötet, die dann ihre Jungtiere als Waisen und nicht überlebensfähig zurücklassen. Junge Fischotter werden mindestens ein Jahr lang von ihrer Mutter geführt und sind ohne diese Führung dem sicheren Tod geweiht.“