Welt

Weißem Polizisten droht nun die Todesstrafe

Der Tod des Afroamerikaners Rayshard Brooks hat weitere Proteste in den USA ausgelöst. Einem der Polizisten droht nun die Todesstrafe.

20 Minuten
Teilen
Garrett Rolfe wird angeklagt.
Garrett Rolfe wird angeklagt.
Atlanta Police Department

Nach dem Tod des Afroamerikaners Rayshard Brooks nach einem Polizeieinsatz in der US-Metropole Atlanta muss einer der beteiligten Beamten die Todesstrafe fürchten. Die Staatsanwaltschaft klagte den Polizisten Garrett Rolfe am Mittwoch (Ortszeit) unter anderem wegen Mordes an. Er habe übermäßige Gewalt angewendet, sagte Staatsanwalt Paul Howard in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Darauf steht im Falle einer Verurteilung lebenslange Haft ohne Bewährung oder gar die Todesstrafe.

"Nicht aggressiv"

Brooks habe in mehr als 40 Minuten der Unterhaltung mit den Beamten "niemals irgendein aggressives Verhalten gezeigt" oder eine Bedrohung dargestellt, sagte Staatsanwalt Howard. Sein Verhalten sei kooperativ und "fast schon fröhlich" gewesen. Nachdem der Mann nach den Schüssen zu Boden ging, habe der nun angeklagte Polizist Brooks zusätzlich getreten. Über zwei Minuten, während er um sein Leben kämpfte, habe sich niemand um den 27-Jährigen gekümmert. Eine Kugel des Polizisten hatte Brooks demzufolge ins Herz getroffen. In einer ersten Aussage habe der Polizist danach "ich habe ihn erwischt" gesagt.

Nach Howards Angaben wurde auch der zweite beteiligte Polizist angeklagt, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung. Er hatte sich auf die Schultern des Sterbenden gestellt, wie auf Aufnahmen zu sehen gewesen sei. Er habe sich zudem auch bereit erklärt, als Zeuge auszusagen. Für die Anklagen hatten die Ermittler nach eigenen Angaben acht Videos, darunter die Körperkameras der Polizisten, ausgewertet. Zudem seien Zeugen vernommen und eine ballistische Analyse sowie der vorläufige Autopsiebericht eingesehen worden.

Der Anwalt von Brooks Familie, Justin Miller, begrüßte die Entscheidung der Staatsanwaltschaft. "Das ist aber erst der erste Schritt. Schritt zwei ist die Verurteilung in allen Anklagepunkten." Witwe Tomika Miller meldete sich nur kurz und sichtlich emotional zu Wort. Sie sei sehr verletzt. "Vatertag steht vor der Tür und alles, woran ich denken kann ist, was wäre, wenn mein Mann noch hier wäre." Brooks Tochter war Medienangaben zufolge am Samstag acht Jahre alt geworden.

Proteste weiter angeheizt

Der Tod des 27-Jährigen nach dem Einsatz hatte die landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA nach dem Fall George Floyd in Minneapolis weiter angeheizt. Brooks war am Steuer seines Wagens eingeschlafen, als er in der Schlange an einem Schnellrestaurant wartete. Die hinzugerufenen Polizisten stellten fest, dass er zu viel getrunken hatte und wollten ihn festnehmen. Es kam zu einem Handgemenge, Brooks griff nach einem Elektroschockgerät eines Beamten und floh. Einer der beiden Polizisten feuerte Schüsse, die ihn im Rücken trafen und tödlich verletzten. Er wurde fristlos entlassen, der andere Beamte vorläufig suspendiert.

Die Bürgermeisterin Atlantas im US-Bundesstaat Georgia, Keisha Lance Bottoms, hatte am Montag eine Polizeireform angekündigt. Polizisten müssten "Beschützer sein, nicht Krieger", sagte die Bürgermeisterin am Montag. Sie erlasse Verordnungen, um die Gewaltanwendung durch Polizisten auf das Nötigste zu begrenzen. Alle Beamte müssten künftig immer wieder in Deeskalation geschult werden, erklärte sie. Zudem müssten alle Polizisten künftig bei exzessiver Gewaltanwendung durch Kollegen einschreiten und diese auch melden, um Strafen zu entgehen.

1/11
Gehe zur Galerie
    Das US-Militär hat nach eigenen Angaben rund 1600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt, um die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt angesichts der anhaltenden Proteste bei Bedarf unterstützen zu können.
    Das US-Militär hat nach eigenen Angaben rund 1600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt, um die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt angesichts der anhaltenden Proteste bei Bedarf unterstützen zu können.
    Reuters