Österreich

Viel Putin-Gas in Österreich – Energie-Boss rechnet ab

Österreich bezieht bis zu 80 Prozent russisches Erdgas. Energiechef Franz Angerer sieht diese Abhängigkeit kritisch. Wie konnte es so weit kommen? 

Julia Sperlich

Die Gas-Importe aus Russland schießen wieder in die Höhe. Im Herbst 2022 lag die Quote bei nur 21 Prozent. Aktuell ist man wieder bei rund 60 Prozent. "Heute" war zu Gast bei der Austrian Energy Agency und sprach mit dem Geschäftsführer, Franz Angerer. 

Putins Krieg wird finanziert 

Die Gaslieferung könne von jetzt auf gleich gestoppt werden, allerdings wird es laut dem Experten dann schwierig, schnell auf andere Lieferländer umzusteigen. Um Gasinfrastrukturen zu ändern und Alternativländer zu finden, bräuchte man in manchen Fällen sogar 10 bis 20 Jahre.

Rund 20 Milliarden Euro werden pro Jahr in Österreich für Energieimporte ausgegeben. Ein großer Teil geht dabei an Russland. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Russland mit diesem Geld auch unter anderem den Krieg finanziert", so der Energieexperte. Es obliege der österreichischen Volkswirtschaft, ob man das weiter unterstützt. "Ich finde es jedenfalls nicht gut", so Franz Angerer. 

Politische Fehler, die über mehrere Jahrzehnte gemacht wurden, hätten Österreich stark von russischem Erdgas abhängig gemacht. Die Erdgas-Importe seien Mitte der 1960er-Jahre zur privatwirtschaftlichen Angelegenheit geworden. "Man hat genau gewusst, wer an der Spitze der OMV steht und wie eng russische Kontakte gepflegt wurden", so der Geschäftsführer. "Da kann man davon ausgehen, dass sich die Gasabhängigkeit nicht reduzieren wird". 

So gelingt der Ausstieg 

Die Österreichische Energieagentur hat bereits eine Analyse mit drei wesentlichen Punkten vorgelegt. Zum einen müsse man den gesamten Gasverbrauch reduzieren, die heimische Gasproduktion fördern und andere Zulieferungsländer suchen. Auch erneuerbare Energien spielen eine zentrale Rolle. Laut Angerer, brauche der Ausbau der heimischen Grüngaserzeugung noch Zeit. Es werde mehrere Jahre dauern, bis nennenswerte Mengen aus diesen Quellen zur Verfügung stehen. Jedoch müsse man jetzt die ersten Schritte setzen und entsprechende Gesetze beschließen.

Das sagen die Wiener

"Heute" wollte von den Wienern wissen, wie sie zu der Abhängigkeit stehen und ob sie wegen des Kriegs vermehrt Gas sparen würden (siehe Video oben im Artikel).

Der 72-jährige Franz beispielsweise findet diese Abhängigkeit fürchterlich. Er bezeichnet Österreich als "letzte kommunistische Bastion Europas" und ist sehr verärgert über den Pakt mit Russland.

Ivette hingegen denkt nicht, dass der Krieg dadurch finanziert wird. Laut der 61-Jährigen "war das schon immer so, das sei einfach Wirtschaft".

Der 69-jährige Gerhard spart wo es geht, aber blickt optimistisch in die Zukunft "Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet, jetzt werde ich mir ja wohl noch Gas leisten können". 

Die Entwicklung der Gas-Importe in Österreich
Die Entwicklung der Gas-Importe in Österreich
APA-Grafik / picturedesk.com
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