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Weiterer Tod eines Schwarzen in Haft wird untersucht

Afroamerikaner Manuel Ellis starb im März in den USA in Polizeigewahrsam. Nun wird sein Fall neu untersucht. Es soll ein Video der Festnahme geben.

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    Die Menschen nehmen Abschied von George Floyd.
    Die Menschen nehmen Abschied von George Floyd.
    picturedesk.com

    Im US-Bundesstaat Washington soll der Fall eines Afroamerikaners neu untersucht werden, der Anfang März im Polizeigewahrsam gestorben war. Dies kündigte Gouverneur Jay Inslee am Mittwoch an, nachdem ein neues Video des Vorfalls aufgetaucht war.

    In dem Video ist nach Angaben eines Anwalts der Hinterbliebenen zu hören, wie der 33-jährige Manuel Ellis bei seiner Festnahme in der Stadt Tacoma mehrfach sagt: "Ich kann nicht atmen."

    Die gleichen Worte hatte der Afroamerikaner George Floyd benutzt, der vor zweieinhalb Wochen bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota getötet worden war. Floyds Tod löste zahlreiche Demonstrationen gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt in den USA und anderen Ländern aus.

    Atemstillstand nach Gewalt

    Die bisherigen gerichtsmedizinischen Untersuchungen zu Ellis Tod ergaben, dass er an Atemstillstand aufgrund physischer Gewalteinwirkung starb. Die Einnahme von Methamphetamin und eine Herzkrankheit könnten demnach auch zu seinem Tod beigetragen haben.

    Die Bürgermeisterin von Tacoma, Victoria Woodards, forderte in der vergangenen Woche, strafrechtliche Ermittlungen gegen die vier an Ellis-Festnahme beteiligten Polizisten einzuleiten.

    Aufgrund des neu aufgetauchten Videos entschied Gouverneur Inslee nun, dass die Untersuchung zu dem Vorfall nicht in den Händen von Polizei und Staatsanwaltschaft des Verwaltungsbezirks Pierce bleiben soll, in dem Tacoma liegt. Bei diesen Behörden bestehe in dem Fall ein "Interessenkonflikt" erklärte er. Die bisherige Untersuchung werde deshalb gestoppt und eine komplett neue Untersuchung unter Leitung anderer Behörden geführt.

    Das neu aufgetauchte Video stammt von einer Sicherheitskamera in der Straße, in der Ellis festgenommen worden war. Zuvor war bereits das Video eines Passanten publik geworden, der die Festnahme teilweise gefilmt hatte.

    Kein aggressives Verhalten

    Das fast neun Minuten lange Video aus der Sicherheitskamera zeige, dass sich Ellis nicht aggressiv verhalten habe, sagte der Anwalt James Bible, der die Familie des Verstorben vertritt. Ellis habe mehrfach gesagt: "Ich kann nicht atmen, Sir." Die respektvolle Anrede "Sir" zeige, dass nicht Ellis der Aggressor gewesen sei, sondern die Beamten.

    Die vier Polizisten sind derzeit vorläufig vom Dienst suspendiert. Sie sagten, sie hätten den Afroamerikaner festgenommen, nachdem dieser fremde Wagen zu öffnen und darin einzusteigen versucht habe. Ellis habe Widerstand geleistet, weshalb sie ihn durch Gewaltanwendung festgehalten hätten. Der Afroamerikaner starb noch vor Ort.

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