Wien

Hunde aus Kofferraum gerettet – Amt nahm Tiere nicht ab

Auf einem Wiener Parkplatz wurde ein mutmaßlicher Tierhandel gestoppt. Die Hunde sind wieder bei der Besitzerin, Tierschützer schlagen Alarm.

Heute Redaktion
Fünf Hunde und zwei Katzen fand die Polizei vergangenen Samstag in einem Kofferraum auf einem Donaustädter Parkplatz.
Fünf Hunde und zwei Katzen fand die Polizei vergangenen Samstag in einem Kofferraum auf einem Donaustädter Parkplatz.
Hunde-Such-Hilfe Österreich

Es ist ein Fall, an dem Regina Drlik ("Hunde-Such-Hilfe Österreich") und Claudia Polat ("Verein für Menschen und Tiere") bereits längere Zeit arbeiten. "Eine Dame versucht, aus ihrem Kofferraum Hunde zu verkaufen. Wir gehen davon aus, dass sie die Tiere aus Ungarn über die Grenze bringt", so Drlik im Gespräch mit "Heute".

"Die Hunde lagen in ihrem Erbrochenen"

Als es vergangenen Freitag zu einem weiteren Versuch gekommen sein soll, waren die Mitglieder vor Ort und konnten nach eigenen Angaben eine Chihuahua-Hündin mit sieben Welpen sowie einen Malteser-Rüden retten. Die Vierbeiner kamen ins Tierschutzhaus Vösendorf. Am nächsten Tag wurde eine Übergabe vereinbart, bei der zwei hochträchtige Chihuahua, zwei Pudel, ein Malteser und zwei Katzen in schlechtem Zustand verkauft werden sollten. Die zu Hilfe geholte Polizei schaltete die Behörde ein.

"Es war furchtbar", schildert Drlik. "Die Tiere lagen in ihrem Erbrochenen, der Gestank war fast unaushaltbar. Die armen Vierbeiner litten an Durchfall, wimmerten und zitterten oder kratzten sich. Die Flöhe sah man sogar springen. Ihre Blicke waren traurig und leer." Die Konsequenz: Eine österreichische Staatsbürgerin (71) und ein ungarischer Staatsbürger (48) wurden auf freiem Fuß angezeigt, wie die Polizei auf "Heute"-Anfrage bestätigt.

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    Tierschützer retteten die Welpen aus dem Kofferraum.
    Tierschützer retteten die Welpen aus dem Kofferraum.
    Tierschutzhaus Vösendorf / Tierschutz Austria

    Behörde: "Alle Tiere sind gesund!"

    Doch die Tiere wurden der Halterin nach einer Begutachtung durch die Amtstierärztin nicht abgenommen. "Wir durften nicht mitfahren, waren uns aber sicher, dass das eine klare Sache ist. Die Tiere waren alle nicht gechippt, nicht geimpft und in einem derart schlechten Zustand", ärgert sich Drlik, die das Vorgehen nicht verstehen kann. 

    Gänzlich anders sieht das die zuständige Behörde: "Die in Österreich wohnhafte Person wollte die Tiere aus gesundheitlichen Gründen unentgeltlich abgeben", so die Leiterin des Veterinäramtes (MA 60), Ruth Jily. "Jedes Tier wurde von der Amtstierärztin untersucht. Sie sind zwar nicht gepflegt, aber alle gesund. Daher gibt es keinen Grund, sie der Dame abzunehmen", erklärt sie, bekräftigt aber: "Uns liegen die Tiere am Herzen. Selbstverständlich wird wegen der fehlenden Chippung und Registrierung Anzeige gelegt. Auch wird der zuständige Amtstierarzt informiert." Ob die Auflagen, die der Verdächtigen gestellt wurden – etwa die Chippung und Registrierung der Vierbeiner – erfüllt werden, soll überprüft werden.

    Forderung nach "transparenter Tierschutzpolitik"

    Die von den Tierschützern geretteten Hunde vom Vortag erholen sich nun im Tierschutzhaus Vösendorf von den Strapazen. "Bei drei Welpen war der Zustand so kritisch, dass wir sie in die Klinik bringen mussten, einer wurde stationär aufgenommen und schwebte in Lebensgefahr. Er hat zudem neurologische Probleme, kann seine Vorderbeine nicht bewegen", berichtet Tierheimleiter Stephan Scheidl. " Ein Jungtier muss rund um die Uhr versorgt werden, weil es zu klein und zu schwach ist, ein anderes hat hochgradigen Zahnstein. Alle leiden an Durchfall." Das Alter der Hunde schätze man auf vier bis sechs Wochen, laut Scheidl zu früh für eine Trennung von der Mutter. Weil sie nicht geimpft sind, befinden sie sich derzeit in Quarantäne.

    Auch bei Madeleine Petrovic, Präsidentin des Tierschutzes Austria, stößt das Vorgehen der Behörde auf Unverständnis: "Wir können nicht verstehen, warum die Tiere nicht abgenommen wurden und es bei Haustieren behördliche Geheimniskrämerei gibt. Das kann nicht sein und das Thema geht weit über diesen Fall hinaus", so Petrovic, die eine "transparente Tierschutzpolitik" fordert. 

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