Österreich

Wen Sanel Kuljic nach der Haft in die Arme schloss

Heute Redaktion
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Happy End für Koks-Kicker Sanel Kuljic: Nach der überraschenden Enthaftung heute in Wien lernte er erstmals sein Baby kennen. Es kam zur Welt, als er hinter Gittern saß.

Ein einstiger "Strafraum-Bomber" lernte heute erstmals einen kleinen "Windel-Bomber" kennen: Sanel Kuljic, dessen Frau Ende des vergangenen Jahres dem gemeinsamen Kind das Leben geschenkt hat, durfte heute erstmals sein Baby in die Arme schließen. Es war zur Welt gekommen, als der einstige Kicker wegen Drogenhandels in Wien hinter Gittern saß. Freitagmittag öffneten sich – wie berichtet – die Gefängnistore für Kuljic. Er war im Dezember eigentlich zu 12 Monaten Haft verurteilt worden.

Er muss Therapie machen

Laut "Heute"-Infos verlangte die Justiz zwei Gelöbnisse von Kuljic: Zum einen muss er sich regelmäßig bei Gericht melden. Außerdem soll er sich einer Suchtgift-Therapie unterziehen. Sein Anwalt Philipp Wolm hatte schon beim Strafprozess am 5.12. für Therapie statt Strafe plädiert. Psychiaterin Nadja Brandstätter hat Kuljic begutachtet und diesen Weg ebenfalls empfohlen. Also stellten die beiden Verteidiger des 42-Jährigen (Philipp Wolm, Mathias Burger) einen Enthaftungsantrag bei der Staatsanwaltschaft. Die zuständige Richterin stimmte zu und nahm Kuljic in der Justizanstalt Wien-Josefstadt am Freitag die Gelöbnisse ab.

Der tiefe Fall des Kickers

Als zentrale Figur im österreichischen Wettskandal war er im Oktober 2014 wegen schweren Betrugs, Erpressung und Nötigung zu fünf Jahren Haft verurteilt, im März 2017 aber vorzeitig entlassen worden. Vor wenigen Wochen, als er über angeblich neue Verschiebungen in der Bundesliga auspacken wollte, wurde er abermals festgenommen – wegen des Verdachts des Suchtgifthandels. Der Staatsanwalt erhob Anklage gegen ihn. Am 5. Dezember musste sich der Ex-Fußballer – er kickte etwa bei Ried, Sion und der Austria – Richterin Mariella Noe stellen.

Ganze Karriere süchtig

Der 42-Jährige, der in 20 Spielen dreimal für das Nationalteam getroffen hat, verantwortete sich voll geständig. An den Glanz von einst erinnerte nur noch eine rot-weiß-rote Fahne auf den Sneakers des ehemaligen Kickers. Die anschließende Beichte war geeignet, Sportfans die Schuhe auszuziehen: Kuljic gestand offenherzig ein, seit 1994 süchtig gewesen zu sein – also seine komplette Fußballkarriere über. "Es war der Stress als Profi", flüsterte er als Angeklagter, "und irgendwann starb dann auch noch mein Vater."

18 Liter Blasentee

Um den Koks-Konsum bei Tests zu verschleiern, trank er täglich 18 Liter Blasentee. Einem anderen ehemaligen Nationalkicker soll Kuljic zumindest acht Mal Koks verkauft haben. Auch diverse Sportler aus dem Wiener Unterhaus sollen zu seinen Kunden gezählt haben. Die Gewinnmarge: läppische 50 Euro.

Es bleibt zu hoffen, dass er frisch enthaftet nicht gleich wieder das Teewasser aufsetzt und seine Therapie nun ernst nimmt.

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