Gesundheit

Das könnte jetzt für Triage auf Intensivstation sorgen

Die Angst, sich mit Corona zu infizieren, wirkt sich auch auf die Zivilcourage aus: Die Erste-Hilfe-Leistung ist während der Pandemie zurückgegangen.

Sabine Primes
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Durch Corona bedingt wurden die Erste-Hilfe-Maßnahmen adaptiert.<br>
Durch Corona bedingt wurden die Erste-Hilfe-Maßnahmen adaptiert.
Getty Images/iStockphoto

Die landesweite Auslastung der Intensivstationen aufgrund der Corona-Pandemie ist nach wie vor ein brennendes Thema. Denn bei Überlastung könnte das auf Kosten der Patienten gehen - eine Triage, also eine Reihung nach Akutheit, wäre die Folge.

Nicht nur Covid-Kranke auf Intensivstationen

Aber nicht nur Corona-Patienten werden auf den Intensivstationen betreut, wie Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber, Kardiologe, Intensivmediziner und Abteilungsvorstand der 3. Medizinischen Abteilung mit Kardiologie an der Klinik Ottakring und Präsident des Österreichischen Herzfonds, betont. "Nicht nur Covid-19 Patienten werden intensivmedizinisch betreut, auch für Personen nach Herzinfarkten und Schlaganfällen müssen in den Intensivstationen freie Betten zur Verfügung stehen, um deren Überleben zu sichern. Auffällig ist, dass in der Pandemie immer mehr Personen mit Herzstillstand eingeliefert werden, denen zu spät geholfen wurde. Wenn aber die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn zu lange unterbrochen war, können bleibende Schäden oder sogar der Tod die Folge sein".

Rückgang an Erste Hilfe-Maßnahmen

Ein Grund für die Abnahme an sofortiger Erste Hilfe sei die Angst der Menschen, sich mit Corona zu infzieren, so Huber. Das führt dazu, dass sich Patienten trotz Beschwerden zu spät oder gar nicht in Behandlung begeben und daher häufiger außerhalb eines Spitales wiederbelebt werden müssen. Oder zufällig anwesende Personen (so genannte „Bystander“) würden im Notfall den direkten Kontakt mit dem Patienten scheuen, wie die Studie „ESC Acute, CardioVascular Care 2021” von Dr. Keith Couper am Beispiel Paris zeigt.

Seit Beginn der Pandemie sind Wiederbelebungsmaßnahmen um 13 Prozent zurückgegangen. Es wurde ein 13-prozentiger Anstieg bei Herzstillständen im Haushalt festgestellt und anwesende Laien haben um 16 Prozent weniger Wiederbelebungsmaßnahmen gesetzt. Außerdem zeigte sich eine verspätete Reaktionszeit bis zum Einsetzen der Reanimationsmaßnahmen, was die Überlebenschance des Patienten signifikant verminderte.

So im Notfall richtig helfen

Die früher angewendete Mund-zu-Mund-Beatmung wird, durch Corona bedingt, nun nicht mehr empfohlen und ist einer sofortigen reinen Herzdruckmassage gewichen, wie das European Resuscitation Council sie empfiehlt.

Trage als Ersthelfer eine FFP2 Maske. Das schützt dich und die erkrankte Person. Praktiziere keine Mund-zu-Mund-Beatmung, sondern konzentriere dich auf die Herzdruckmassage. Mund und Nase des Betroffenen mit Tuch oder Kleidungsstück abdecken und - wenn vorhanden - Handschuhe benutzen. Nach erfolgter Reanimation Hände waschen oder desinfizieren.

Es wird dazu aufgerufen, auf jeden Fall zu helfen, wenn es die Situation erfordert. Anderenfalls kann die erkrankte Person schwere Hirnschäden erleiden oder sterben.

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