Wenn Kinder in Büchern von "Papa und Papi" erzählen

Ein "Männerregal" gibt es bei Bianca-Maria Braunshofer und Katja Fetty – doch das findet im hinteren Teil der Buchhandlung seinen Platz: "Wo sonst die feministische Literatur steht". Verkehrte Welt? Ansichtssache! "Die Grundidee unserer Buchhandlung ist Repräsentation", erklärt Braunshofer im Gespräch mit "Heute". "Wir wollen marginalisierte Gruppen in den Vordergrund stellen und dabei kleine Verlage unterstützen."

Vom Versandhandel zur Grätzelbuchhandlung

Am 15. Oktober eröffnete "o*books" in der Buno-Marek-Allee (Leopoldstadt). Der Name setzt sich aus der Leidenschaft der beiden für Ozeane und Oktopoden sowie dem freudigen Ausruf "Oh books!" bei der Ankunft eines neuen Buches zusammen – Genderstern nicht zu vergessen!

Die Inhaberinnen und selbsterklärten Leseratten lernten sich – wie könnte es anders sein – bei der Arbeit in einer Buchhandlung kennen, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagten. Seit einem Jahr verkaufen sie bereits Bücher über den Versandhandel, nun kann man im Geschäftslokal stöbern, lesen und sich austauschen. Unterstützung gibt's von Shop-Hund "Duna" aus dem spanischen Tierschutz.

"Bei uns herrscht Leben. Wir sind kein Museum"

Das erklärte Ziel der beiden Wienerinnen: "Einen Ort voll diverser Geschichten zu schaffen. Wo Bücher sind, sind Geschichten und wo Geschichten sind, sind auch Menschen." Und diese Geschichten erzählen von queeren, diversen Menschen, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Migrationshintergrund und People of Color. Braunshofer und Fetty wollen damit Inspiration, Motivation, Mut und Vielfalt vermitteln, Feminismus und Diversität leben.

Gleichzeitig soll die Buchhandlung ein "Grätzelzentrum" und Ort des Austauschs werden. Dafür bieten die Unternehmerinnen Sitzecken, einen Hinterausgang auf einen Spielplatz und einiges an Zeit für die Kunden – ganz ohne Kaufzwang, wird betont. "Wir wollen, dass man auch mal unbeobachtet lesen kann, ohne dass einem jemand ständig auf die Finger schaut", so Braunshofer. "In der Kinderecke dürfen sich die Kleinen austoben. Bei uns herrscht Leben. Wir sind schließlich kein Museum." Auch Lesungen und andere Veranstaltungen sind geplant.

"Würde den Shop gerne mit queeren Prinzessinnen tapezieren"

Besonderer Fokus liegt im Laden von Braunshofer und Fetty auf Kinder- und Jugendliteratur, die Auswahl ist groß und reicht vom Klappbuch "Was ist Rassismus?" bis hin zum Aufklärbuch "Wie entsteht eine Familie?". Die Bandbreite an queerer Kinderliteratur habe sich vergrößert, erklärt Braunshofer, jedoch sei noch "Luft nach oben". Diskussionen wie jene um die neue Darstellerin der Disney-Prinzessin "Arielle" fachen die Debatte weiter an.  Die beiden Buchhändlerinnen haben dazu eine klare Meinung: "Am liebsten würde ich den ganzen Shop mit Bildern von schwarzen, queeren Prinzessinnen oder Prinzessinnen im Rollstuhl tapezieren", sagt Braunshofer. "Es gibt so viele Möglichkeiten, Kinder abzuholen!"

Appell: "Es braucht mehr Repräsentation!"

Vor negativen Rückmeldungen oder gar Anfeindungen haben die beiden Frauen keine Angst: "Bisher hatten wir hauptsächlich positives Feedback, nur ein oder zwei kritische Mails. Aber natürlich hat man uns schon gefragt, ob wir uns nicht fürchten." Viel mehr haben sie einen Appell an Politik und Gesellschaft: "Füllt die Budgettöpfe für Kultur, unterstützt kleine Verlage und Geschäfte", so Braunshofer. "Auch in den Schulen muss eine Umwälzung passieren. Es braucht mehr Repräsentation, damit Kinder ihre Visionen in Taten umsetzen können."

Mehr Infos zum Shop finden Sie unter www.o-books.buchkatalog.at