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Wenn Wildtiere den Wald verlassen

Land: F, Genre: Tiere

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Auf den Straßen von Asheville, mitten in den Wäldern der gemäßigten Küstenregion des US-Bundesstaates North Carolina, werden seit geraumer Zeit Schwarzbären gesichtet. Hier gibt es Nahrung im Überfluss, zum Beispiel in Mülltonnen oder Vogelfutterhäusern. Seit sechs Jahren leitet Nick Gould, Forscher an der Universität von North Carolina, ein ambitioniertes Programm, um herauszufinden, wie die Schwarzbären die Stadt zu ihrem Revier gemacht haben und wie die Menschen damit umgehen. Die Schwarzbären sind nicht die einzigen Wildtiere, die sich in den Städten Nordamerikas ausbreiten. Im kanadischen Montréal, 1.600 Kilometer nördlich von Asheville, hat sich der Waschbär so perfekt an die Stadt angepasst, dass dort bis zu 40 Tiere pro Quadratkilometer leben - zehnmal mehr als in freier Natur. Auch sind die Tiere in der Stadt größer, haben mehr Nachwuchs und sind bei der Futterbeschaffung raffinierter geworden, sodass kaum noch eine Mülltonne vor ihnen sicher ist. In Washington und Umgebung sind es wiederum die Weißwedelhirsche, die sich in der Stadt angesiedelt haben: Mehrfach wurden an die hundert Hirsche pro Quadratkilometer gezählt, wodurch die Zahl der Zusammenstöße mit Autos rasant gestiegen ist: Jedes Jahr landen 30.000 Amerikaner als Folge von Verkehrsunfällen mit Tieren im Krankenhaus. Zusätzlich hat die Ausbreitung der Hirsche in Wohngebieten zu einer raschen Vermehrung der Hirschzecke und den von ihr übertragenen Krankheiten wie der Lyme-Borreliose geführt. Um die Hirschpopulation zu verringern, erlauben immer mehr Städte die gezielte Tötung der Tiere durch Jäger. Doch viele Städter sind gegen diese Methode, und so wird nun vermehrt auf die Sterilisation der Hirschkühe gesetzt. Doch wie viele Hirsche darf es geben, wenn die Zeckenpopulation verschwinden soll?