In den 1970er-Jahren spielte die Baleareninsel erstmals deutsche Musik, heute gilt Mallorca als Partymetropole schlechthin. Waren es damals noch die Schlagerstars der goldenen "ZDF-Hitparaden"-Ära, sind es inzwischen Künstler wie Ikke Hüftgold, Mia Julia oder Mickie Krause, die hier den Takt vorgeben.
Der Ballermann ist längst zu einem Millionen-Business geworden – für all jene Stars, die auf den legendären Bühnen von "Megapark" oder "Bierkönig" ihre Songs über hemmungslosen Alkoholrausch und anzügliche Themen zum Besten geben.
"Hier hast du die 'Bühnen des Todes', weil dich die Veranstalter einzig daran messen, ob es dir gelingt, für Stimmung zu sorgen – oder nicht. Aber: Wer es hier schafft, schafft es überall", so Karin Galinski zu "Heute". Gemeinsam mit ihrem Mann Mike van Summeren betreibt sie die Künstleragentur und Plattenfirma "Mike's Music Media".
Ihre Künstler Julia Raich, Mark Ed und Huhnsohn (siehe Video) sorgten am Wochenende in "Krümels Stadl" und der MK-Arena für Ausnahmezustand.
"Was leicht aussieht, ist Knochenarbeit. Wer dort bestehen will, muss ganz schnell lernen, ein paar tausend Leute in eine paar Minuten zu catchen. Denn wir dürfen nicht vergessen: Die Läden machen das nicht wegen der Künstler, sondern wegen des Getränkeumsatzes. Wer das als Künstler nicht versteht, hat von vornherein schon verloren", so Galinski.
Laut ZDF wird mit den Partyhits knapp 500 Millionen Euro Umsatz gemacht.
Isi Glück und Julian Sommer "shaken so wie Bax Banni" und Mia Julia ist "Partyradikal". Lorenz Büffel und Nancy Franck schmettern "Ja, ich flieg’ mit meinem Ufo. Und was machst du so?". Mickie Krause und Marc Eggers wollen "2 Alkohol". Calvin Kleinen und Specktakel sind "Mallegeil", während die Mountain Crew gerne eine "Krake mit acht Armen" wäre.
Zu diesen und anderen von Alkohol, sexuellen Anspielungen und Wortspielen geprägten Malle-Hits feiern Urlauber derzeit an der Playa de Palma.
"Wer hier erfolgreich sein will, muss vor allem anders als die anderen sein. Man muss eine eigene Marke aufbauen, mit der sich die Menschen identifizieren können und wollen. Ballermann steht für 'Auszeit' 'Freizeit' und 'Abschalten'. Die Leute müssen es einfach cool finden und lieben und auch nach dem Malletrip noch in ihrem Herzen tragen", so die Party-Expertin, die als "Acarina" auch selbst regelmäßig noch auf der Bühne steht.
Galinski: "Das hört sich einfach an, ist aber extrem schwer und vor allem ist nicht jeder dazu fähig, die Masse zu begeistern".
Doch wem dies gelingt und wer die – oft betrunkenen – Feiernden im Griff hat, der wird auch fürstlich entlohnt. So kassieren die Stars der Szene bis zu 30.000 Euro für 45 Minuten. Doch nach den Saisonauftakten im "Megapark" und "Bierkönig" steht auch fest: Einige Künstler werden den Ballermann höchstens als Touristen wiedersehen.
"Worst Case habe ich schon erlebt. Ich selbst war schon in der Jury bei einem Newcomer-Contest im 'Megapark'. Dort ist das Publikum beinhart. Wenn man da nicht gefällt, wird man halt von ein paar tausend Leuten gleichzeitig von der Bühne gepfiffen, gebrüllt oder alle singen im Chor 'Geh doch nach Hause, du alte Scheiße'. Wessen Ego das nicht aushält, der darf sich da nicht draufstellen. Man muss es dann mit Humor nehmen und nicht pissed sein. Aber eins ist klar: Einmal versagt und man braucht NIE WIEDER versuchen dort auf die Bühne zu kommen. Eine zweite Chance gibt es nicht."
Übrigens: Jürgen Drews, obwohl schon seit den 1970er-Jahren auf der Baleareninsel aktiv, wurde erst 1999 zum "König von Mallorca" ernannt – von "Wetten, dass …?"-Gastgeber Thomas Gottschalk während einer Sommerausgabe des Showklassikers in der Stierkampfarena von Palma.
Nachdem der damalige spanische König Juan Carlos I. seinen Auftritt als Wettpate abgesagt hatte, moderierte er die im Publikum sitzenden Sänger Drews und Cordalis als "die heimlichen Könige von Mallorca" an.