Firma droht

Wer streikt, wird von Krankenkasse abgemeldet

Auf den ersten Metaller-Warnstreik diese Woche reagierte die Geschäftsleitung eines steirischen Betriebs mit heftiger Drohung.

Angela Sellner
Wer streikt, wird von Krankenkasse abgemeldet
Die Gewerkschafts-Chefverhandler Chefverhandler Reinhold Binder (re.) und Karl Dürtscher mit dem Obmann der Metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer, Christian Knill (Mitte).
helmut graf/tageszeitung heute

Bei den Metaller-Lohnverhandlungen spitzt sich die Lage weiter zu. Die fünfte Gesprächsrunde wurde am Donnerstag  unterbrochen und auf Montag vertagt. Sollte es dann zu keiner Einigung kommen, ist ein Mega-Streik angekündigt. "Es steht Spitz auf Knopf. Kein Abschluss am Montag wird zu den größten Arbeitsniederlegungen seit langer Zeit führen", so die Gewerkschafts-Chefverhandler Reinhold Binder (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA).

Von Montag bis Mittwoch dieser Woche hatte es in mehr als 400 Betrieben bereits Warnstreiks von bis zu drei Stunden gegeben. So auch bei der Firma Rosendahl Nextrom im steirischen Pischelsdorf. Das Unternehmen gehört zur Knill-Gruppe, die von Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill und seinem Bruder Georg Knill (Präsident der Industriellenvereinigung) geleitet wird.

Droh-Mail nach Warnstreik

Nach dem Warnstreik reagierte die Geschäftsführung von Rosendahl Nextrom drastisch: Per Rundmail drohte sie den Mitarbeitern mit Abmeldung von der Krankenkasse, sollte es in Zukunft zu mehrtägigen Streiks kommen, berichtet die "Kleine Zeitung".

Bei längeren Streiks drohen Pönalzahlungen, Auftragsverlust und Imageschaden
Geschäftsleitung
Firma Rosendahl Nextrom

"Unsere Kunden sitzen zu 98 Prozent im Ausland, bei längeren Streiks drohen Pönalzahlungen, Auftragsverlust und ein Imageschaden für uns als Lieferant", begründet die Firmenleitung den angedrohten Schritt. Man habe rechtlich prüfen lassen, dass es im Falle mehrtägiger Streiks möglich sei, zu solchen Maßnahmen zu greifen.

Einschüchterung

Das sei schlicht falsch, heißt es von der Gewerkschaft Pro-Ge zu "Heute". Rechtlich sei es absolut nicht gedeckt, bei einem Streik die Mitarbeiter von der Krankenkasse abzumelden. So wie Streik kein Kündigungs- oder Entlassungsgrund sei. Die Stimmung schaukele sich angesichts der schwierigen KV-Verhandlungen auf: "Auf der Arbeitgeberseite probieren es manche mit Einschüchterung." Die Rechtsabteilung der Gewerkschaft stehe parat, um in solchen Situationen gleich Schritte einzuleiten.

"Teuerungen spürt aktuell jeder"

Man sei sich bewusst, dass ein Streik einen wirtschaftlichen Schaden für die Firma bedeutet, sagt Manfred Pribek, Betriebsratsvorsitzer von Rosendahl Nextrom, zur "Kleinen Zeitung". Sinn eines Streiks sei aber, "dass wir Druck aufbauen" im Kampf um eine faire Lohnerhöhung. Pribek zu dem Warnstreik bei Rosendah Nextrom vom vergangenen Mittwoch, bei dem bis auf zwei alle Beschäftigten mitgemacht haben: "Es ist das erste Mal, dass bei uns gestreikt wurde, aber die Teuerungen spürt aktuell jeder, es waren wirklich massive Preiserhöhungen in allen Bereichen, egal ob es der Dieselpreis oder die Energiekosten sind.“

Warnstreiks der Metaller von 6. bis 8. November

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    Die Metaller streiken: In Wien wurde die Triester Straße lahmgelegt.
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