Politik

Wer vom U-Ausschuss-Ende am meisten profitiert

Heute Redaktion
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Mit 44 Sitzungen und 137 Zeugenbefragungen liest sich die Bilanz des Korruptions-Untersuchungsausschusses recht ordentlich - und doch sind noch zumindest vier Themen offen. Vom nun im Raum stehenden vorzeitigen Ende des Ausschusses würde die SPÖ zwar am meisten profitieren, steht hier doch ihr Vorsitzender und Spitzenkandidat für die kommende Nationalratswahl, Werner Faymann, im Zentrum der Vorwürfe.

Doch auch ÖVP, BZÖ und FPÖ könnten bei den offenen Themen durchaus noch in die Ziehung kommen. Und sollte der Ausschuss eingestellt werden, würde der SP-nahe Investor Martin Schlaff zum zweiten Mal einer Vorladung ins Parlament entgehen.

Inserate aus öffentlichen Mitteln finanziert?

Hauptdarsteller bei der Inseratenaffäre sind mit Kanzler Werner Faymann und Staatssekretär Josef Ostermayer zwei SP-Politiker. Faymann steht im Verdacht, in seiner Zeit als Verkehrsminister (2007/08) mit aus öffentlichen Mitteln finanzierten Inseratenkampagnen die Gunst des Zeitungs-Boulevards erkauft zu haben. Tatsächlich wirft die Staatsanwaltschaft Faymann und seinem damaligen Büroleiter Ostermayer vor, Inseratenkampagnen selbst in Auftrag gegeben und im Nachhinein die Bezahlung durch die staatlichen Verkehrsgesellschaften Asfinag und ÖBB veranlasst zu haben.

Während für die juristische Beurteilung entscheidend ist, ob den Unternehmen daraus ein Schaden entstanden ist (was ein Gutachten vor dem Sommer verneinte), wäre ein Auftritt im Korruptions-Untersuchungsausschuss für Faymann zumindest eine politische Peinlichkeit. Die SPÖ will ihm den Auftritt daher ersparen und nur Ostermayer ins Parlament zitieren lassen. Außerdem würde Faymann dort - anders als bei seiner Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft - unter Wahrheitspflicht stehen. Und vom Wahrheitsgehalt der Aussagen Faymanns und Ostermayers war die Staatsanwaltschaft offenbar nicht überzeugt. Sie sprach laut "profil" von "Schutzbehauptungen" der Politiker.

Für die ÖVP mutet das politische Gefahrenpotenzial der Inseratenaffäre vergleichsweise geringer an. Zwar soll - sofern der Ausschuss nicht schon vorher abgestellt wird - mit Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich auch ein VP-Regierungsmitglied aussagen. Auch gegen ihn steht der Vorwurf im Raum, er hätte sich Inseratenkampagnen durch Staatsbetriebe (AMA, Klimafonds) finanzieren lassen. Vorwürfe gegen Parteichef Michael Spindelegger (V) sind allerdings nicht bekannt. In die Ziehung kommen könnten theoretisch auch FPÖ und BZÖ, wenn es um die Aufarbeitung der direkten Inseratenvergabe der Regierung seit 2000 geht.

Spenden gegen österreichischen Pass?

Beim Thema Staatsbürgerschaftsverleihungen geht es ebenfalls noch um die Aufarbeitung mutmaßlicher Korruptionsaffären aus der Ära der schwarz-blauen bzw. schwarz-orangen Regierung. Hier steht der Verdacht im Raum, der damalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider vom BZÖ hätte im Gegenzug für eine Millionenspende für den Kärntner Formel-1-Piloten Patrick Friesacher bzw. für eine Beteiligung an einem Kärntner Hotelprojekt zwei russischen Geschäftsleuten zur Staatsbürgerschaft verholfen.

Die Einbürgerung der beiden erfolgte am 10. Jänner 2007, also im letzten Ministerrat unter Kanzler Wolfgang Schüssel (V) vor der Amtsübergabe an SP-Nachfolger Alfred Gusenbauer. In einem ähnlich gelagerten Fall (Stichwort: "Part of the Game") steht der zurückgetretene Kärntner FP-Chef Uwe Scheuch im Visier der Justiz. Unangenehm wäre die Causa also wohl für BZÖ, FPÖ und möglicherweise ÖVP.

Dubiose Ostgeschäfte

Ebenfalls noch offen sind die Telekom-Ostgeschäfte, also Zukäufe in Weißrussland, Serbien und Bulgarien. Hier soll geklärt werden, ob Beraterhonorare und Provisionen im Zusammenhang mit den Deals gerechtfertigt waren, oder ob es sich um Scheinrechnungen handelte, um Schmiergeld weißwaschen zu können. Aussagen sollen u.a. der SP-nahe Investor Martin Schlaff und sein VP-naher Kompagnon Josef Taus. Taus hatte 2002 gemeinsam mit Schlaff die bulgarische Mobiltel gekauft und 2005 um mehr als das Doppelte an die Telekom Austria verkauft. Für Schlaff wäre es übrigens schon das zweite Mal, dass er einer Befragung entgeht: Schon 2007 hätte Schlaff im Bankenausschuss aussagen sollen, der allerdings vorzeitig beendet wurde - mit einem Fristsetzungsantrag der Koalition.

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