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Werbeschmäh! Diese Mayonnaise führt Kunden in die Irre

Die Konsumentenorganisation foodwatch Österreich kritisiert die Masche mit den Österreich-Fähnchen, deren "EU-Gesetzeslage mehr Löchern als Text hat".

Christine Scharfetter
Foodwatch Österreich wählt die Kuner Orginal Mayonnaise zum Werbeschmäh des Monats Mai.
Foodwatch Österreich wählt die Kuner Orginal Mayonnaise zum Werbeschmäh des Monats Mai.
foodwatch Österreich

Wo Österreich draufsteht, ist nicht unbedingt Österreich drin. Wie das sein kann? Hersteller dürfen mit der Österreich-Fahne werben, selbst wenn die Rohstoffe nicht aus der Alpenrepublik kommen. "Dazu gibt es eine EU-Gesetzeslage, die so viele Ausnahmen bietet und so wenig effektive Information von den Herstellern verlangt, dass sie mehr Löcher als Text hat", erklärt Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich.

Die NGO setzt sich gegen Irreführung der Konsumenten ein und deckt falsche Produktversprechen auf. Dazu wird regelmäßig der Werbeschmäh des Monats gewählt – und im Mai geht dieser "Titel" an die "Kuner Original Mayonnaise".

Herkunft unbekannt

Kuner wirbt mit einer rot-weiß-rote Banderole auf der Original Mayonnaise, darin zu lesen ist: "Österreichs beliebteste Mayonnaise". Warum Kuner meint, die beliebteste Mayonnaise Österreichs zu sein, das ist nicht nachvollziehbar, so die NGO. "Die Österreich-Fahne auf den Kuner-Mayonnaisen kann Konsumentinnen und Konsumenten leicht in die Irre führen. Woher die Rohstoffe tatsächlich kommen, verrät der Saucen-Hersteller nämlich nicht." Eier aus Freilandhaltung und hochwertiges Sonnenblumenöl sollen in der Tube stecken. Herkunftsangaben sind auf der Verpackung allerdings nicht zu finden.

Die Österreich-Fahne aber kein Hinweis auf die Herkunft der Rohstoffe.
Die Österreich-Fahne aber kein Hinweis auf die Herkunft der Rohstoffe.
foodwatch Österreich

Rechtlich vollkommen korrekt, denn seit 1. April 2020 gilt die "EU-Durchführungsverordnung zur Herkunftskennzeichnung der primären Zutaten", die für verpackte, verarbeitete Lebensmittel gilt. Eigentlich soll die Bestimmung die Fähnchen-Masche  durchschaubarer machen, allerdings dürfen Hersteller auch mit der Österreich-Fahne werben, wenn die Rohstoffe nicht aus Österreich kommen. Ist dies der Fall, reicht es zu vermerken, dass diese "Nicht aus Österreich", "Aus der EU" oder "Nicht-EU" stammen oder "anderer Herkunft" sind. 

"Steht auf dem Produkt mit Österreich-Fähnchen also kein weiterer Hinweis zur Herkunft, müssen Konsumentinnen und Konsumenten sich darauf verlassen, dass die primären Rohstoffe tatsächlich aus Österreich kommen. Doch das ist nicht immer so eindeutig. Und die EU-Verordnung bietet zahlreiche Schlupflöcher, die Konsumentinnen und Konsumenten leicht in die Irre führen können", mahnt foodwatch.

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    Knorr wirbt bei seinen Kartoffelprodukten mit "Qualität aus Österreich". Zur Herkunft der Kartoffeln gibt es keine weiteren Angaben. Hier müssen Konsument*innen davon ausgehen, dass die Kartoffeln aus Österreich stammen. Wieso gibt der Hersteller das dann aber nicht einfach an?
    Knorr wirbt bei seinen Kartoffelprodukten mit "Qualität aus Österreich". Zur Herkunft der Kartoffeln gibt es keine weiteren Angaben. Hier müssen Konsument*innen davon ausgehen, dass die Kartoffeln aus Österreich stammen. Wieso gibt der Hersteller das dann aber nicht einfach an?
    foodwatch Österreich

    Vor einem Jahr war’s die Vogelgrippe

    Im April 2022 nahm Unilever, der Konzern, zu dem die Marke Kuner gehört, bezüglich einer Anfrage des ORF zur Herkunft der Rohstoffe in der Mayonnaise Stellung. Damals hieß es, dass die Eier und das Sonnenblumenkernöl zwar aus der EU stammen, aber nicht aus Österreich. Die Eier könnten sie "wegen der versorgungskritischen Situation, die wegen der Vogelgrippe herrscht", nicht aus Österreich beziehen. Warum Kuner das Öl nicht aus Österreich bezog, gab es keine Antwort von Seiten des Unternehmens.

    Ein Jahr später hat foodwatch nachgefragt: Dieses Mal war die Antwort ein knapper Verweis auf ihre Website, auf der es ebenfalls keine Infos zur Herkunft der relevanten Zutaten – Eier und Öl – gibt. "Auch deshalb hat foodwatch Kuner mit seiner Mayonnaise zum Werbeschmäh des Monats gekürt."

    Woher kommen die Rohstoffe wirklich?

    foodwatch Österreich fordert deshalb eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung aller Zutaten bei Produkten, die mit Herkunftsangaben werben. "Die Primärzutaten sind hier nicht genug! Angaben wie Rohstoff 'anderer Herkunft' sind schlichtweg keine sinnvollen Angaben für Konsumentinnen und Konsumenten."