Die Werkbundsiedlung im Hietzinger Stadtteil Lainz ist ein architektonisches Juwel: Die Musterhaus-Siedlung wurde 1932 eröffnet – damals umfasste sie 70 Einfamilienhäuser von insgesamt 31 Architekten. Heute sind noch 64 übrig, sie stehen unter Denkmalschutz und sind großteils im Besitz der Stadt Wien.
"Die Werkbundsiedlung ist in sich einzigartig. Die Individualität jedes Gebäudes, bei gleichzeitiger Homogenität des Gesamten waren ihrer Zeit auf avantgardistische Weise voraus. Aber wir reden hier nicht nur von der Ästhetik, sondern auch von Funktionalität. Die Werkbundsiedlung ist belebte Architekturgeschichte. Denn hier wohnen Familien und das ist für uns in Wien auch entscheidend", betont Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ).
Doch die Häuser sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden – ohne das historische Erscheinungsbild zu verändern. Schon zwischen 2014 und 2016 wurden die Fassaden erneuert. Nun macht die Stadt Wien-Tochter Wiseg mit der Innensanierung und Dekarbonisierung von vier Gebäuden weiter.
Die Häuser in der Veitingergasse 71, 77, 83 und 91, die mit Flachdach, Stahlbeton- und Ziegelbauweise sowie den typischen Putzfassaden, offenen Grundrissen und großen Fenstern gebaut wurden, werden innen originalgetreu saniert. Das Haus am Engelbrechtweg 11 bekommt zudem eine neue Fassade, wie es in einer Aussendung heißt.
"Mit der Sanierung leisten wir einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Wiener Baubestandes – behutsam und zukunftsorientiert und vereinen dabei architektonisches Denkmal mit zeitgemäßer Energieeffizienz", erklärt Wiseg-Geschäftsführer Josef Wiesinger.
Bei der Sanierung werden nicht nur Böden, Malerarbeiten und die Sanitär- sowie Elektroanlagen erneuert. Im Mittelpunkt steht diesmal die Nachhaltigkeit. Die Beheizung erfolgt künftig über Erdwärme – also mittels Wärmepumpe und Tiefensonden. In den Häusern wird eine Deckenheizung mit Lehmbauplatten eingebaut, die gleichzeitig die Feuchtigkeit regulieren. Unterstützt wird das System durch gebläseunterstützte Heizkörper.
Auch eine kontrollierte Wohnraumlüftung wird es geben. Auf den Dächern werden Photovoltaikanlagen mit Batteriespeicher installiert. Die Sanierung erfolgt streng nach den Vorgaben des Denkmalschutzes. Historische Oberflächen werden freigelegt, nicht originale Zubauten entfernt. Die Arbeiten sind bis Juli 2026 angesetzt.
"Ich freue mich darüber, dass mit der Werkbundsiedlung eine Sehenswürdigkeit des Bezirks weiter saniert und zunehmend mit nachhaltiger Energie versorgt wird. Die Werkbundsiedlung ist mehr als nur ein architektonisches Juwel im Herzen von Hietzing, sie ist ein belebter Wohnraum, der in Hietzing auch für die Zukunft nachhaltig zur Verfügung steht", meint die Hietzinger Bezirksvorsteherin Johanna Zinkl (ÖVP).
Marcel Höckner (SPÖ), stellvertretender Bezirksvorsteher, ergänzt: "Am Weg zur Klimaneutralität ist die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien ein wichtiger Schritt. Dabei ist die dauerhafte Reduktion der CO2-Emissionen im Bereich 'Wohnen' ein zentraler Bestandteil. Daher freue ich mich, dass es gelingt auch in architekturhistorisch wichtigen Bauten wie der Werkbundsiedlung die Dekarbonisierung voranzutreiben."