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Wett-Prozess: Taboga bekannte sich voll schuldig

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures/ M. Oberlaender

Im Grazer Straflandesgericht ist Montag und Dienstag der Prozess rund um den bisher größten österreichischen Wettskandal fortgesetzt worden. Fünf Profi-Fußballer, darunter Sanel Kuljic, und fünf weitere Angeklagte werden beschuldigt, von 2004 bis 2013 insgesamt 18 Bundesligaspiele zumindest versuchsweise manipuliert zu haben. Dominique Taboga bekannte sich schuldig, andere nicht.

, und fünf weitere Angeklagte werden beschuldigt, von 2004 bis 2013 insgesamt 18 Bundesligaspiele zumindest versuchsweise manipuliert zu haben. Dominique Taboga bekannte sich schuldig, andere nicht.

Staatsanwältin Kathrin Heidinger hatte in ihrem vom "Betrug am zwölften Mann, den Zuschauern" durch die manipulierten Spiele gesprochen. Das Ziel der Angeklagten waren hohe Wettgewinne gewesen, sie setzten vorwiegend bei asiatischen Wettanbietern. Dominique Taboga war eine Schlüsselfigur in der Betrugsgeschichte, als er angeblich von seinem Fußballkollegen Sanel Kuljic erpresst wurde, ging er zur Polizei und die ganze Sache flog auf. Beide sitzen nun auf der Anklagebank, Kuljic ist derzeit in Haft.

"Weil so ein Spiel eh meistens verloren geht"

Taboga bekannte sich in vollem Umfang schuldig. Richterin Elisabeth Juschitz besprach jedes der angeblich manipulierten Spiele mit dem Beschuldigten. 2005 war - ein jetzt ebenfalls angeklagter - Kollege an ihn herangetreten und hatte erstmals eine Beeinflussung des Spiels vorgeschlagen. "Ich sollte an einer Niederlage des DSV Leoben gegen SV Ried mitwirken", schilderte der Fußballer. Er willigte ein, "weil so ein Spiel eh meistens verloren geht", so der Angeklagte. "Sie gehen mit einer derartigen Motivation aufs Spielfeld?", wunderte sich die Richterin. "Als Spieler kann man das abschätzen, bei einem derartigen Übergegner", meinte Taboga.

"Wie hätte die Manipulation stattfinden sollen? Sie hätten nicht die volle Leistung gebracht?", fragte Juschitz. "Ja, es hätte nicht auffallen sollen". "Also wären Sie einfach ein paar Schritte langsamer geworden?", so die Richterin. "Ich war sowieso nie der Schnellste", antwortete Taboga trocken.

7.000 Euro für erste Manipulationen

Taboga hatte die ersten Male 7.000 Euro dafür bekommen, "weniger Leistung zu bringen wenn es nötig geworden wäre." Mehr Geld wurde dann für einen Sieg von Rapid über den SV Kapfenberg in Aussicht gestellt. Kapfenberg war damals gerade aufgestiegen und "sowieso schlecht gestartet", also war das mit dem Verlieren kein großes Problem, meinte Taboga. "Schlecht gestartet? Ich habe noch nie einen Aufsteiger gesehen, der schlecht gestartet ist", wunderte sich Richterin Elisabeth Juschitz. "Kapfenberg schon", so Taboga.

Bei einer Partie gegen Red Bull Salzburg klappte die Beeinflussung nicht, das Ergebnis war anders, als ausgemacht worden war. Taboga beschrieb, wie er daraufhin vor einen Computer zitiert wurde und über Skype mit einem Unbekannten telefonieren musste. Dieser hatte seinen Bildschirm ausgeschaltet, also sprach der Fußballer mit einem schwarzen Monitor. "Er hat gesagt, er kennt jetzt mein Gesicht und er hat überall Leute, die auf mich aufpassen würden", schilderte Taboga. "Und Sie haben befürchtet, dass Sie verprügelt werden?", fragte die Richterin. "Oder noch mehr", so der Angeklagte.

"Keine intensiven Manipulationen nötig"

Vor einem Spiel habe es dann ein Treffen mit einem "gut gekleideten Ausländer", den er nicht näher beschreiben konnte, gegeben, um weitere Spielausgänge zu besprechen. Meistens habe er allerdings nicht viel dazu beitragen müssen, dass sein nunmehriger Verein, der SV Kapfenberg, verloren habe, so Taboga freimütig. "Es waren keine intensiven Manipulationen von mir nötig", meinte der Beschuldigte und gleichzeitig Hauptzeuge.

Versuchte Manipulationen im Grödig-Dress

Nach Leoben und Kapfenberg spielte Taboga für Grödig. Bei einer Partie im August 2012 gegen seinen früheren Verein Kapfenberg sollte er bei den Manipulationen mit dem ebenfalls angeklagten Kuljic zusammenarbeiten. Ausgemacht war, dass der SV Kapfenberg bereits zur Halbzeit 2:0 führen sollte, tatsächlich gewann Grödig 1:0.

"Das vereinbarte Ergebnis war illusorisch, aber wir hatten keinen Verhandlungsspielraum", so Taboga. Es sei vereinbart gewesen, dass er Kuljic "vorbei lasse". Aber es kam zu keiner derartigen Situation: "Er hat einfach keine brauchbaren Bälle bekommen", erzählte Taboga. "Stimmt das, Herr Kuljic?", fragte die Richterin den weiter hinten sitzenden Beschuldigten. "Ja", kam es etwas zögerlich. "Sind Sie mir jetzt eingeschlafen?", fürchtete die Richterin um die Aufmerksamkeit im schwül-warmen Saal.

Schadenersatz-Forderungen

"Warum holten Sie sich die Bälle nicht?", wollte sie weiter von Kuljic wissen. "Der Trainer hat gesagt, bleib stehen, wie der Toni Polster, und warte auf die Bälle", kam die Antwort. "Hätten Sie nicht zu ihren Kollegen sagen können, ich hole die Bälle und ihr haltet mir den Weg frei?", gab die Richterin fachliche Tipps. "Das ist Fußball, nicht Rugby", so Kuljic, den dieser Vorschlag sichtlich nicht überzeugte.

Nach den nicht erfolgreichen Manipulationen wurden jedenfalls die Geldgeber unruhig und forderten teilweise hohen Schadensersatz. Laut Taboga gab es auch Droh-SMS, die auch seine damals mit Zwillingen schwangere Ehefrau betrafen. 

Seite 2: Was ein Bademeister mit dem Prozess zu tun hat!

Am Dienstag sagte im Grazer Straflandesgericht beim Prozess rund um den Fußball-Wettbetrug unter anderem ein Serbe aus, der Kontakt zu Spielern des SV Mattersburg hergestellt haben soll. Er fühlte sich nicht schuldig.

Der Beschuldigte arbeitet als Bademeister in Wien und erklärte sofort, er habe mit Manipulationen nie etwas zu tun gehabt. Sein Kontakt zu Sanel Kuljic bestand nur, weil er aus dem selben Ort stamme wie die Frau des Fußballers. Im Raum standen drei Spiele des SV Mattersburg, die laut Anklage manipuliert werden sollten, was aber nur teilweise gelang. Der Serbe hatte angeblich den Kontakt zu - bisher unbekannten - Spielern des Vereins hergestellt und diese auch bezahlt. "Ich habe damit nichts zu tun, ich habe nichts manipuliert", blieb der Beschuldigte bei seinen Angaben.

"Weil ich einen Tumor habe"

Dass er bei der Polizei vor nicht einmal einem Jahr noch zugegeben hatte, den Kontakt hergestellt zu haben, war ihm entfallen. "Ich vergesse einiges, weil ich einen Tumor habe", lautete seine Erklärung. Daraufhin konfrontierte ihn die Richterin mit seinen Angaben. Er sei nach Tirana gefahren, wo auch mutmaßliche Hintermänner des Wettbetrugs waren, dort nahm man ihm sofort den Pass ab und er musste über den Balkon seines Hotelzimmers mittels zusammengeknüpfter Leintücher flüchten. "Ich bin noch nicht dazu gekommen, das heute zu erzählen", meinte er dazu nur.

Die Geschichte blieb aber bruchstückhaft, an vieles konnte er sich nicht mehr erinnern. An die Passabnahme aber schon: "Vier kräftig gebaute Albaner nahmen mir den Pass ab, ich hatte Glück, dass ich flüchten konnte." Den Grund dafür konnte er nicht angeben: "Ich habe mich nur bemüht, da heraus zu kommen." Sanel Kuljic hatte angegeben, der Serbe habe sich mit ihm getroffen, über die Manipulationen gesprochen und ihm auch Geld dafür übergeben. "Das ist eine Lüge", so der Angeklagte.