Brisante Parallelen

WhatsApp: Zivilisten durch Spionagesoftware abgehört

Laut WhatsApp sollen 90 Nutzer, darunter Journalisten, mit "hoher Wahrscheinlichkeit" von einer Spionagesoftware abgehört worden sein.
Newsdesk Heute
08.02.2025, 22:23
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Die Meta Nachrichten-App "WhatsApp" gab am 31. Jänner bekannt, dass um die 90 Nutzer, darunter Journalisten, Aktivisten und Zivilisten, in mehr als 24 Ländern mutmaßlich mit der Spionagesoftware "Graphite" des US-israelischen Unternehmens "Paragon Solutions" abgehört und "möglicherweise kompromittiert" worden seien, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Österreich soll ebenfalls zu den betroffenen Ländern zählen.

Bisher ist nicht klar, wer der Auftraggeber dieser mutmaßlichen "Abhöraktion" ist. Informationen des "Guardian" zufolge, behauptete eine anonyme Quelle "Paragon Solutions" versorge ungefähr 35 Regierungen mit Software – wahllos Zivilsten abzuhören ist allerdings unzulässig. Laut "ORF" soll der Paragon-Chef John Fleming gegenüber "TechCrunch" mitgeteilt haben, dass die US-Regierung und mit ihr "verbündete Demokratien" die Software beziehen.

Italien-Kritiker unter den Betroffenen

Anfang Februar meldeten sich drei mutmaßliche Opfer dieses angeblichen "Spionageangriffs" zu Wort. Die drei Männer teilen die Eigenschaft, sich in der Vergangenheit kritisch in Bezug auf Italiens Staats-Chefin Georgia Meloni geäußert zu haben, stellte der "Guardian" im Zuge seiner Recherche fest.

Zum einen machte Husam El Gomati, ein in Schweden lebender lybisch-stämmiger Kritiker des Italien-Libyen Migrationspakts öffentlich, von WhatsApp über eine mutmaßliche Abhörung durch eine Software informiert worden zu sein.

Er postete die Screenshots dazu auf "X" und schrieb unter anderem: "Ich persönlich verdächtige die Italiener, da ich weiß, dass die libyschen Parteien nicht über diese Technologie verfügen. Ich bin ein Zivilist und politischer Aktivist, kein Krimineller, und das Hacken meines Geräts ist ein Verbrechen, das nach schwedischem und europäischem Recht strafbar ist."

So auch der Italiener Luca Casarini, Gründer der NGO "Mediterranea Saving Humans", der die angebliche Mitschuld Italiens an den Misshandlungen von Migranten in Libyen kritisiert habe. Mit seiner 2018 gegründeten Organisation soll er bereits über 2000 Migranten auf dem Weg über das Mittelmeer nach Italien gerettet haben.

"Das ist ein Krieg gegen Solidarität, Aktivismus und gegen die Hilfe für Migranten", sagte Casarini gegenüber dem "Guardian" und weiter: "Ich möchte, dass sie wissen, dass sie mich finden können. Aber auch ich kann sie finden. Wir können uns organisieren, um uns zu verteidigen, um uns gegen autoritäre Aktivitäten zu schützen."

Der Aktivist Luca Casarini ist das bisher bekannteste mutmaßliche Opfer der "Spionageaktion". (Symbolbild)
REUTERS

Als erstes ging allerings der italienische Journalist Francesco Cancellato, Chef des investigativen Nachrichtenmagazins "Fanpage" damit an die Öffentlichkeit, Opfer eines mutmaßlichen "Spionageangriffs" zu sein. Er entlarvte einer Investigativen Recherche berichten zufolge angebliche "Faschisten" in Melonis Partei "Fratelli d’Italia".

"Wir haben gerade mit der technischen Analyse des Geräts begonnen, um das tatsächliche Ausmaß dieses Angriffs zu bewerten, was tatsächlich entwendet oder ausspioniert wurde und für wie lange. Natürlich ist es auch in unserem Interesse zu erfahren, wer diese Spionagetätigkeit in Auftrag gegeben hat", zitiert der "Guardian" den Journalisten.

"Mögliche Kompromittierung"

WhatsApp soll im Dezember bemerkt haben, dass eine Spionagesoftware auf seine Nutzer abziele, und schaltete laut Berichten den "Vektor" ab, der zur "möglichen Kompromittierung" der Personen verwendet worden sei. Zudem habe Meta eine Unterlassungsaufforderung an Paragon geschickt.

Laut italienischer Regierung wurden sieben WhatsApp-User in Italien von Spyware abgehört – sie bezeichnete den Vorfall als "besonders ernst". Das Büro der Premierministerin Giorgia Meloni habe die Nationale Agentur für Cybersicherheit gebeten, den Fall zu untersuchen und  bestreitet eine Beteiligung, berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters".

Dem "Guardian" zufolge soll Paragon Solutions laut einer anonymen Quelle die Nutzung der Software durch italienische Behörden mittlerweile unterbunden haben – was auch das israelische Medium "Haaretz" berichtete.

{title && {title} } red, {title && {title} } 08.02.2025, 22:23