Wien

Wichtelgeschenke ließen Victorias (3) Augen leuchten

Über 300 Geschenke aus der Wichtel-Challenge durften sich heuer bedürftige Familien freuen. Für manche ist es das einzige Präsent in diesem Jahr.

Yvonne Mresch
"Juhu, ein Lego!": Die dreijährige Victoria durfte ihr Wichtel-Paket auspacken – und die Freude war groß.
"Juhu, ein Lego!": Die dreijährige Victoria durfte ihr Wichtel-Paket auspacken – und die Freude war groß.
Denise Auer

"Juhu, ein Lego", ruft die dreijährige Victoria. Lange hat das fein säuberlich verpackte Weihnachtspaket nicht überlebt. "Ich gehe nach Hause und baue etwas", kündigt sie gleich darauf strahlend an und macht sich mitsamt der schweren Kiste im Arm auf den Weg.

"Niemand geht freiwillig in ein Frauenhaus"

Fast noch größer ist die Freude für Mama Susanne P. (Name geändert). Die 34-Jährige lebt mit ihrer Tochter in der Einrichtung "Obdach Arndtstraße", die von Obdach Wien betrieben und vom Fonds Soziales Wien gefördert wird. "In meiner Ehe gab es Probleme", erzählt sie leise im "Heute"-Gespräch. Näher dazu äußern möchte sie sich nicht. "Ich kann nur eines sagen: Niemand geht freiwillig in ein Frauenhaus. Die Lockdowns haben die Situation natürlich auch nicht besser gemacht."

Nach ihrer Zeit in der Einrichtung kam sie auf Anraten der Ämter in das "Obdach Arndtstraße" in Meidling. 50 Familien leben hier – aus den unterschiedlichsten Gründen. Gemeinsam haben sie eines: Ihnen drohte die Wohnungslosigkeit. Susanne und ihre Tochter fühlen sich hier sicher und wohl. Für sie ist es in gewisser Weise ein Neustart: "Wenn alles Familiäre geklärt ist, möchte ich in eine Gemeindewohnung ziehen und wieder in meinem erlernten Beruf als Bürokauffrau arbeiten", sagt sie bestimmt.

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    Was wird da wohl drin sein? Die Vorfreude bei Victoria (3) ist groß.
    Was wird da wohl drin sein? Die Vorfreude bei Victoria (3) ist groß.
    Denise Auer

    Keine Geschenke von der Familie: "Wir sind nur zu zweit"

    Doch nicht nur ihre schwere Vergangenheit belastet die Wienerin in diesem Jahr, sondern auch die massiven Teuerungen. "Es ist knapp, vor allem jetzt wo es so kalt ist. Die Kleine braucht neue Kleidung und einfache Stiefel kosten gleich 40 Euro", berichtet die Mutter. An Weihnachtsgeschenke für ihre Tochter ist in dieser Situation gar nicht zu denken. "Natürlich tut es mir leid, wenn sie vom Kindergarten erzählt, was die anderen bekommen. Heuer habe ich ihr von meinem letzten Ersparten etwas zum Nikolo gekauft." Das Problem liege auch noch woanders: "Meine Eltern sind bereits gestorben, zu Victorias Vater gibt es keinen Kontakt. Sie hat keine Großeltern, Onkel oder Tanten, die sie beschenken. Wir sind nur zu zweit."

    362 Wünsche von Kindern erfüllt

    Damit armutsbetroffene Familien zum Fest nicht leer ausgehen, machte Obdach Wien auch dieses Jahr wieder bei der Wichtel Challenge der Initiative "Selbst und los – Wirkstatt zur Förderung von sozialem Engagement" mit. "Wir haben mit den Kindern gesprochen und ihre Wünsche gesammelt", erzählt Teamleiterin Gabriela Michovsky. "Dabei kam alles mögliche zusammen, von der Kinderkamera, über Montessori-Gutscheine bis zum Walkie Talkie."

    Die Wünsche gingen online und wer wollte, konnte sich ein Geschenk aussuchen und für die Kinder bezahlen. Nun ging es an die Ausgabe. "Die Stimmung war wirklich schön, alle waren begeistert und fasziniert", schwärmt die Leiterin. "Es war eine wunderbare Überraschung. Die Eltern haben sich mitgefreut und man hat das Leuchten in den Kinderaugen gesehen." Die Spendenfreude war groß: Von 370 Wünschen konnten 362 erfüllt werden. 

    Für die kleine Victoria gab es ein Stofftier und ein Memory der Serie "Paw Patrol" sowie ein Lego-Set. "Das war wirklich süß und wir freuen uns sehr", strahlt Mama Susanne. "Meine Tochter kann sich generell sehr über alles freuen. Sie hatte es nicht leicht und verdient das!" Wer die Familien weiterhin unterstützen möchte, erhält alle Informationen unter www.obdach.wien