Familie in NÖ trauert

"Wie böser Traum" – Bike geht in Flammen auf, Papa tot

Nach einem Besuch beim Kürbisbauern fuhr ein Vater (47) mit dem Bike nachhause, seine Frau mit dem Auto – in 15 Minuten wollte man sich wiedersehen.
20.10.2023, 06:00

Ein schlichtes Holzkreuz mit "RIP U" und einige Kerzen erinnern an die letzten Sekundenbruchteile im Leben eines zweifachen Familienvaters, der am Freitag, 13. Oktober 2023, in einer Kurve im Bezirk in Wimmersdorf (Sankt Pölten-Land) jäh aus dem Leben gerissen wurde. Mit dem Motorrad war er nahezu ungebremst gegen einen Holz-Lkw geprallt, das Bike ging in Flammen auf, der Biker hatte nicht den Funken einer Überlebenschance.

Wenige Minuten davor war der glühende Motorrad-Liebhaber noch mit seiner geliebten Gattin (47) bei einem Kürbisbauern gewesen. "Sie waren so glücklich, sind dort noch zusammen gesessen", erzählt der Bruder der Witwe. Die 47-Jährige verabschiedete sich kurz von ihrem Mann - in 15 Minuten wollte man sich zu Hause, in Ort im Bezirk St. Pölten-Land, wiedersehen. Der 47-Jährige fuhr mit seinem geliebten Bike, sie mit dem Auto.

Schwager las es auf "Heute"

Nur der Vater zweier Gymnasiasten kam nie an, in tiefster Sorge griff die 47-Jährige zum Handy und rief ihren Bruder an. Gerhard L. (51), PR-Chef im öffentlichen Dienst, saß gerade im Café des Parkhotels Schönbrunn und begann sofort im Internet zu suchen. Knapp zwei Stunden lang sprach er, selbst krank vor Kummer um seinen vertrauten Schwager, mit seiner Schwester und versuchte ihr Mut zu machen, überspielte seine trüben Gedanken und stieß schließlich auf den Online-Bericht von "Heute": "In Kurve gegen Holz-Lkw! Biker starb noch am Unfallort".

Der Medienprofi rief sofort "Notruf NÖ" an. "Die haben dann lange meine Daten abgefragt und offenbar zugewartet, bis die Polizei zur Verständigung beim Haus meiner Schwester war. Mir wurde nur mitgeteilt, er sei noch nicht abtransportiert (Anm.: ist aus juristischen Gründen am Telefon so vorgegeben bei Notruf NÖ)." Just in diesem Moment klopfte die Schwester per Handy an, völlig aufgelöst: "Sie war am Ende, ich solle sofort kommen", berichtet der Wiener.

"Danke ans Krisenteam"

Der 51-Jährige orderte ein Taxi, die Kellnerin bemerkte den Schockzustand von Gerhard L. und kümmerte sich rührend bis zum Eintreffen des Wagens. Per Taxi eilte Gerhard L. zu seiner Schwester und deren Kindern. "Ein Segen waren Kriseninterventionsteam und Akutteam in Niederösterreich, denen meine Schwester und ich dringend danken wollen. Unfassbar, wie sie meiner Schwester und den Kindern geholfen haben", so der PR-Profi.

Für die hinterbliebene Familie ist es jetzt eine "verdammt schwere Zeit". "Ich habe sehr viel zu tun, bin sehr im Stress und das ist gut so, lenkt ab. Aber wenn es ruhig wird, wenn ein Moment des Nachdenkens da ist, fließen die Tränen. Dann ist es unfassbar. Verstanden habe ich es einfach nicht. Und werde es nicht verstehen. Alles ist so surreal", erklärt der Schwager des Verstorbenen.

„Alles ist so surreal. Ich spiele den Unfall durch. Pausenlos. Hunderte Male. Tag und Nacht“
Gerhard L. (51)Schwager des Verstorbenen

"Als wäre ich in einem bösen Traum gefangen, bei dem ich den Ausgang nicht finde. Ich spiele den Unfall vor meinem geistigen Auge durch. Pausenlos. Hunderte Male. Wir wissen noch nicht genau, wie der Unfall passiert ist. Aber in diesen Tagträumen bin ich mein Schwager. Fahre um die Kurve, sehe den LKW und dann nichts mehr. Hunderte Male. Pausenlos. Tag und Nacht. Vielleicht hilft es mir ja beim Verarbeiten. Die nächsten Tage, Wochen, Monate, ja die nächsten Jahre werden es zeigen", so der 51-Jährige verzagt.

Zwei Tage nach dem Todesdrama besuchte die Familie die Unfallstelle in Wimmersdorf: "Als wir am Sonntag das erste Mal an der Unfallstelle waren, ist schon ein Holzkreuz dort gestanden. Ein schönes, schlichtes Holzkreuz mit der Inschrift "RIP U" und zwei elektrischen Grabkerzen. Meine Schwester und ich waren gemeinsam dort. Das hat uns unheimlich gerührt. Wir möchten uns unbedingt gerne beim unbekannten Wohltäter herzlich bedanken", so der Schwager des verschiedenen Familienvaters.

Witwe mit Botschaft an Lkw-Fahrer

Die Witwe möchte dem 42-jährigen Lkw-Fahrer aus dem Bezirk Gänserndorf etwas mitteilen: "Meine Schwester möchte, dass der Lastwagenfahrer erfährt, dass sie ihm nichts nachträgt. Ihr Mann ist tot, das kann nichts mehr auf der Welt ändern. Sie will auf keinen Fall, dass jetzt auch er und seine Familie zerstört werden. Es wäre wirklich schön, wenn er das über diesen Artikel erfährt! Persönlicher Kontakt ist meiner Schwester emotional nicht möglich."

Die Witwe habe eben nur gemeint: "Mein Mann ist bei seinem liebsten Hobby gestorben, Stunden, Minuten, Sekunden bevor er noch unendlich glücklich war! Und so werden wir ihn in Erinnerung behalten!" 

{title && {title} } {title && {title} } Akt. 21.10.2023, 13:49, 20.10.2023, 06:00
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