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"Wie eine Kuh gemessen!" Schiedsrichterin tritt zurück

Diskriminierungs-Skandal im Volleyball: Schiedsrichterin Martina Scavelli tritt zurück, weil sie Gewichtsvorgaben überschreitet.

20 Minuten
Martina Scavelli (rechts) mit einer Kollegin
Martina Scavelli (rechts) mit einer Kollegin
Facebook

"Ich kann es nicht ertragen, wie eine Kuh gemessen und gewogen zu werden!" Dieser Satz verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Geschrieben hat ihn die 34-jährige Volleyball-Schiedsrichterin Martina Scavelli in einem emotionalen Facebook-Posting, das den vorläufigen Höhepunkt eines großen Streits im Weltsport markiert.

"Ich bin fett", klagte Scavelli auf Facebook, "deshalb habe ich meinen Rücktritt als Volleyball-Schiri in der Serie B eingereicht." Die Italienerin hatte die vom Verband vorgegebenen Höchstgrenzen beim Body-Mass-Index und beim Taillenumfang überschritten. Als Konsequenz sei sie freigestellt worden. Zu viel für Scavelli. Sie, immerhin seit 16 Jahren Unparteiische, ging an die Öffentlichkeit und trat zurück: "Regeln sind Regeln, aber sie sind nicht heilig und unantastbar."

Die Bestimmungen des Volleyball-Weltverbands FIVB sind klar. In den Medizin- und Anti-Doping-Bestimmungen steht auf Seite 69 in Paragraf 2.7 unter "Erkrankungen, die nicht vereinbar sind mit der Schiedsrichterei", dass der Body-Mass-Index nicht größer als 30 sein dürfe, der Taillenumfang bei Männern nicht größer als 102 Zentimeter, bei Frauen nicht größer als 88. "Wer die Kriterien nicht erfüllt, muss einen persönlichen Gesundheitsplan durchlaufen", heißt es. Italiens Nationalverband übernahm die Bestimmungen der FIVB.

Die 34-Jährige zeigt sich überrascht, was für eine Bodyshaming-Debatte ihr Posting auslöste. Gegenüber 20 Minuten erklärte sie, weshalb sie an die Öffentlichkeit gegangen war. Sie sei kerngesund, so Scavelli: "Ich bin der Meinung, dass ein paar Kilos und ein paar Zentimeter zu viel meiner Professionalität keinen Abbruch tun." Sie appelliert: "Ich bin stolz auf den Kampf, den ich führe." Es sei kein persönlicher Kampf, sondern der aller Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Scavelli hofft auf Besserung: "Wir können es uns nicht leisten, immer noch Vorschriften zu haben, die mit dem Finger auf eine bestimmte körperliche Form zeigen."