Österreich

Wie es sich anfühlt, einen CO-Unfall zu überleben

In den Sommermonaten kommt es vermehrt zu Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Eine Betroffene erzählt ihre Geschichte.

Heute Redaktion
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17 Verletzte bei einem Nobelfriseur in der Wiener Innenstadt, eine sechsköpfige Familie in Alsergrund und Anfang Juli starb eine junge Frau im dritten Bezirk. Im Sommer mehren sich die CO-Unfälle, oft aufgrund von defekten Thermen in Kombination mit mobilen Klimageräten.

Eine Betroffene erzählt

Nicole H. weiß, wie sich eine Kohlenmonoxid-Vergiftung anfühlt. "Ich wartete in meiner damaligen Wohnung auf den Installateur, der meine Therme überprüfen sollte", schildert die damals 25-jährige Wienerin den 25. Juni 2008 gegenüber "Heute.at". "An diesem Tag hatte es 32 Grad im Schatten und der Hauptteil der Wohnung lag in der Sonne."

Die Fenster waren geschlossen, um die Hitze nicht in die Wohnung zu lassen. "Ich wollte mich noch schnell abduschen, doch dabei wurde mir schwindelig. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, warf mir einen Bademantel über und legte mich auf die Couch." Die Wienerin vermutete einen Schwächeanfall und rief ihren Lebensgefährten Leopold an, der ihr Baldriantropfen bringen sollte. "Danach telefonierte ich noch mit meinem Vater. Den Inhalt des Gesprächs kenne ich nur aus Erzählungen."

Kohlenmonoxid ist tückisch, denn das Gas ist farb- und geruchlos. Gelangt es über die Lunge in den Blutkreislauf, bindet es sich an die roten Blutkörperchen und verhindert den Sauerstofftransport im Körper. Der Organismus erstickt innerlich. "Symptome einer leichten Kohlenstoffmonoxidvergiftung sind Kopfschmerzen, Schwindel und grippeähnliche Symptome. Wenn solche Symptome auftreten, sofort den gefährdeten Bereich verlassen und Rettung und Feuerwehr verständigen", heißt es seitens der Wiener Feuerwehr.

Mit dem Hubschrauber nach Graz

Nicole H. dürfte mehr als eine Stunde bewusstlos in ihrer Wohnung gelegen sein, bis die inzwischen alarmierten Rettungskräfte von Polizei, Rettung und Feuerwehr die von innen verschlossene Wohnungstür aufbrachen. "Ich kam im Stiegenhaus wieder zu Bewusstsein, das ganze Haus wurde zur Sicherheit evakuiert", erzählt die Frau.

Was Nicole H. zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Die Überlebenschancen standen bei etwa 50 Prozent. Und weil ein heftiges Gewitter heranzog, musste sie schnellstmöglich mit dem Hubschrauber nach Graz geflogen werden. Im LKH gibt es nämlich die einzige Druckkammer Österreichs, in der Opfer von schweren CO-Vergiftungen behandelt werden können. Sie atmen bei erhöhtem Druck reinen Sauerstoff ein und das Kohlenmonoxid aus.

Wiener Druckkammer nicht im Einsatz

Schon alleine aufgrund der hohen Einwohnerzahl ereignen sich in Wien die meisten CO-Unfälle. Die schweren Fälle müssen trotzdem nach Graz gebracht werden. Das AKH schaffte zwar 2003 eine Druckkammer um rund eine halbe Million Euro an, hat sie aber nicht mehr im Betrieb. Denn einige Jahre nach dem Kauf verschärften sich die Brandschutzbestimmungen, erforderliche Anpassungen wurden allerdings nicht vorgenommen.

Die jederzeit verfügbare Dienstbereitschaft in Graz gewährleiste die "jederzeitige Versorgung in einem medizinisch akzeptablen Zeitfenster für das gesamte Bundesgebiet", heißt es seitens des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) gegenüber dem "Kurier".

Nicole H. hat dafür kein Verständnis: "Wäre der Unfall eine halbe Stunde später passiert, hätte der Hubschrauber aufgrund des Unwetters nicht mehr abheben können. Aus Graz konnte er nicht wieder zurückfliegen." Sie wurde nach zwei Sitzungen in der Grazer Druckkammer aus dem Spital entlassen, völlig genesen fühlte sie sich allerdings erst nach etwa 30 Sitzungen in einer Wiener Druckkammer. Die Wohnung wollte sie danach nicht mehr betreten und zog zu ihrem Freund.

Prävention

"Unter normalen Umständen ist eine Gastherme absolut sicher", betont die Feuerwehr. Die Kohlenmonoxid-Konzentration kann problematisch werden, wenn Therme oder Rauchfang entweder nicht oder nur schlecht gewartet sind, es besonders heiß ist oder Ventilatoren die Luft aus der Wohnung ins Freie saugen. Das ist bei Dunstabzugshauben oder einer mobilen Klimaanlage der Fall.

Um beim Betrieb einer Therme im Sommer gefährliche Situationen zu vermeiden, sollte man beim Duschen oder Geschirr abwaschen unbedingt die Fenster und Türen zu dem Raum öffnen, in dem die Therme montiert ist.

(Lukas Urban)

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