Sieben Stunden lang suchten die Eltern zusammen mit der Polizei und Dutzenden Freiwilligen den kleinen Georg: Am Sonntagnachmittag war der Zweijährige spurlos im Wald im hessischen Alheim-Oberellenbach verschwunden. Gegen 23.30 Uhr fand ihn eine Polizeistreife "durchnässt und leicht unterkühlt" in einem Graben in der Nähe einer Landstraße bei Alheim – vier Kilometer vom Ort entfernt, an dem sein Vater ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Wie schaffte der Zweijährige diesen erschöpfenden Marsch durch den Wald?
"Kinder ermüden mit den Beinen. Das heißt: Herz und Lunge schaffen weite Wege ohne Probleme. Bis zu sechs Kilometer können Kleinkinder laufen. Wenn sie müde werden, legen sie sich hin, um sich zu erholen", erklärt der Kinderarzt Martin Karsten gegenüber der "Bild"-Zeitung. Als Georg seinen Vater nicht habe finden können, sei er auf der Suche nach einem Menschen oder seinem Zuhause einfach gelaufen, meint Karsten. Auch die Polizei hat bislang keine Anzeichen dafür gefunden, dass der Kleine von einer Person mitgenommen worden sei.
Dass der Bub sich im Wald verlaufen hatte, überrascht den Kinderarzt nicht: "Kleinkinder leben von Ereignis zu Ereignis. Wenn sie etwas suchen oder sehen, etwa ein Eichhörnchen, laufen sie einfach los", sagt er. Nach dieser schrecklichen Erfahrung sei für Georg nun wichtig, dass "möglichst schnell wieder Normalität eintritt", so Karsten. Er rät den Eltern, ihr Kind nachts zu sich zu holen, "damit er das Gefühl hat, es ist immer jemand für ihn da". Auch ablenken und umlenken sei gut.
„Jetzt kommt es darauf an, dass möglichst schnell wieder Normalität eintritt für den Jungen“Dr. med. Martin Karsten, Kinderarzt
Mehr als 200 Einsatzkräfte hatten sich an der Suche nach dem vermissten Buben beteiligt. Eingesetzt wurden unter anderem Suchhundestaffeln sowie Drohnen mit Wärmebild- und Nachtsichtkameras. Wie RTL berichtet, unterstützten auch Hunderte Nachbarn der Familie die Suche, indem sie Grundstücke und Schuppen absuchten oder etwa mit Velos und Taschenlampen Waldwege abfuhren.
„Ganz viele im Dorf haben sich das Schlimmste ausgemalt.“Sandra Wetzel, Nachbarin
"Das ist für uns alle erst mal ein totaler Schock gewesen, wie so ein kleines Kind einfach verschwinden kann. Natürlich haben wir uns alle gedacht: Wie kann denn das sein?", sagt Anwohnerin Sandra Wetzel zu RTL. "Ganz viele im Dorf haben sich das Schlimmste ausgemalt", meint Wetzel weiter.
Denn in der Gegend gebe es einige gefährliche Ecken: "Gerade jetzt haben sie viele Wege auch mit frischem Schotter aufgefüllt. Das ist manchmal total anstrengend zu laufen, auch für Erwachsene, geschweige denn für so ein kleines Kind. Wenn der dann noch mit seinen Füßen da tief in den Schotter eindringt. Also wie gesagt, es ist einfach nur ein Wunder, dass er lebend wieder da ist."