Wirtschaft

Was "Mr. Runtastic" nach seinem Rücktritt vor hat

Florian Gschwandtner gründete die Lauf-App Runtastic und wurde zum Millionär. "Heute" erzählt er, wie er das schaffte.

Heute Redaktion
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Florian Gschwandtner (35) ist „Mister Runtastic". Eigentlich sollte er die elterliche Landwirtschaft übernehmen und Bauer werden. Er entschied sich aber anders und gründete die Lauf-App Runtastic. Die App wurde ein weltweiter Hit, Runtastic wurde an Adidas verkauft. Für 220 Millionen Euro. Als Runtastic-Chef hört er Ende 2018 auf.

Jetzt schrieb Gschwandtner das Buch „So läuft Start-Up" – eine Biografie und einen Leitfaden zum Erfolg in einem. „Heute" erzählt der Millionär, was er künftig vor hat.

Heute: Sie haben Runtastic gegründet, sind reich geworden, haben ein Buch geschrieben – werden Sie sich ab Ende 2018 zurücklehnen?

Florian Gschwandtner: Ich weiß nicht. Mein Plan ist, dass es keinen Plan gibt. Ich möchte eine Zeit lang nichts mit Business und Arbeit zu tun haben. Was danach kommt, weiß ich wirklich noch nicht.

Heute: Warum zieht es sie nicht in die Politik?

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Gschwandtner: Nein, da bin ich der Falsche dafür. Ich berate gerne extern, helfe da und dort gerne mit – aber ein richtiger Politiker, das bin ich sicher nicht.

Heute: Sie verkörpern eine internationale Erfolgsgeschichte. Warum herrscht bei uns nicht so ein unternehmerischer Optimismus wie in den USA oder in Asien?



Gschwandtner: Das ist irgendwie unsere Kultur. Wir neigen ein bisschen zum Jammern. Und wenn du bei uns mit einer Lösung an einen Tisch kommst, dann finden die Anwesenden meist nix als Probleme. Ein Österreicher sagt oft, es gehe ihm ,ned schlecht' – dabei steckt da trotzdem der Begriff ,schlecht' drin. Ein Amerikaner würde so etwas nicht sagen.

Es wird aber besser. Ab meiner Generation wird positiver und vielleicht auch naiver gedacht. Naivität ist oft von Vorteil.

Heute: Wie erkennen Sie, ob eine Idee etwas taugt oder nicht?

Gschwandtner: Die Idee allein macht nur fünf bis zehn Prozent aus. Viel wichtiger ist das Gründerteam, das hinter der Idee steht. Ideen müssen nämlich immer wieder umgebaut werden. Flexibilität und Teamarbeit sind entscheidend. Wir wollten ursprünglich Segelboote und Rallye-Autos kontrollieren – das war die Ausgangsbasis meiner Gründungskollegen. Wir haben uns aber angepasst und auf Läufer gesetzt.

Heute: Wie viel arbeiten Sie täglich?



Gschwandtner (lacht): Dieses Jahr ist es etwas besser geworden, obwohl ich meine Arbeitszeit nie aufgezeichnet habe. Früher war ich ab sieben Uhr im Büro, heute ist es halb bis dreiviertel acht. Dort bin ich dann bis sechs Uhr, und danach gehe ich Laufen. Meinen Email-Verkehr habe ich jahrelang zwischen neun und elf am Abend gemacht. Diese Abend-Session mache ich jetzt bewusst nicht mehr.

Heute: Wieviel Privatleben muss man für Erfolg aufgeben?



Gschwandtner: Schon sehr viel. Wenn man Unternehmer ist, trennt man kaum zwischen Job und Freizeit. Ich hab' sicher viel Zeit für Runtastic geopfert. Andererseits war das eine wunderschöne Zeit. Und mit dem Erfolg kommt der Drang, noch mehr zu tun.

Heute: Ist Erfolg ihr Doping?

Gschwandtner: Natürlich kann Erfolg süchtig machen. Es ist etwas Schönes, wenn alles funktioniert. Das motiviert mich schon unheimlich.

Heute: Kurzer Themenwechsel. Wo sehen Sie die Gefahren der Digitalisierung?

Gschwandtner: Ich bin ein positiver Mensch und kümmere mich eher um die Chancen, die die Digitalisierung bringt. Denn man kann die Digitalisierung nicht aufhalten. Unsere Chancen liegen im zwischenmenschlichen Bereich. Mit diesen Soft-Skills werden wir in Zukunft viel bewegen können.

Heute: Wie stehen Sie zum Datenschutz?

Gschwandtner: Das ist extrem wichtig für uns. Aber wenn Daten korrekt anonymisiert und verwendet werden, ist das durchaus positiv. Wenn eine smarte Uhr vor einem Herzinfarkt warnen kann, wird wohl niemand etwas dagegen haben. Die Datenschutz-Grundverordnung schreibt den Unternehmen den achtsamen Umgang mit Daten vor.

Heute: Viele junge Menschen sind gar nicht so digital-affin. Würden Sie als erfolgreicher Digitalunternehmer jungen Leuten raten, ein Handwerk zu lernen?

Gschwandtner: Ja. Ich glaube, dass kreative Berufe und das Handwerk immer eine wichtige Rolle spielen werden. Schließlich bin ich ja selbst auf einem Bauernhof groß geworden und weiß, wie man manche Sachen zusammenbaut. Digitalisierung und Handwerk funktioniert parallel in der heutigen Welt.

Heute: Wenn sie ihren Erfolg in einem Satz zusammenfassen müssen, was sagen Sie?

Gschwandtner: Durch kontinuierliches Laufen der Extra-Meile und einigen glücklichen Zufällen da und dort, ist die Runtastic-Story das geworden, was wir uns vorgestellt haben.

Heute: Vielen Dank für das Gespräch.



Hier geht es zu Florian Gschwandtner auf Instagram.



Das Buch:

So läuft Start-up

ISBN-13 9783711001771

240 Seiten / 14.5 x 21.0 cm

Ecowin, 18 Euro



(GP)