Österreich

Wie sicher ist der Wiener Prater wirklich?

Der Fall einer 11-Jährigen, die aus einem Fahrgeschäft geschleudert wurde, sorgt für Unruhe im Wiener Wurstelprater.

Heute Redaktion
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Aus zunächst ungeklärter Ursache wurde am Mittwoch ein 11-jähriges Mädchen aus dem Extasy-Karussell im Wiener Prater geschleudert und dabei verletzt. Es ist nicht der erste Unfall im Vergnügungspark.

Schon am Karsamstag 2010 kam es im "Extasy" zu einer Tragödie. Ein 34-Jähriger schlug vor dem Kassahäuschen auf dem Boden auf, wurde schwer verletzt und starb Minuten später noch an Ort und Stelle. Die Befragung des Kassawarts ergab, dass der Mann alkoholisiert war und von außen in den Betrieb hineingelaufen sei. Dann habe ihn einer der Arme des Karussells getroffen. Vertiefende Ermittlungen wurden nicht angestellt, auch der Amtsarzt glaubte an einen tragischen Unfall. Die Betreiber konnten ihren Betrieb bereits am Tag darauf ungehindert fortsetzen.

Im März 2018 änderte der Mitarbeiter aber seine Geschichte. Gegenüber "addendum" schilderte er, dass der tödliche Zwischenfall ganz anders abgelaufen sei. Demnach lief das Opfer nicht in den Betrieb hinein, wie damals bei der Polizei angegeben, sondern fiel wegen defekter Sicherheitsbügel aus der Gondel heraus. Die damalige Betreiberin überließ nach dem Vorfall den Betrieb ihrer Tochter. Diese will von einem technischen Defekt nichts wissen und wies gegenüber "addendum" Pichlers Vorwürfe vehement zurück.

Asylwerber starb an der Volare-Achterbahn

Ein weiterer tödlicher Unfall ereignete sich 2017 bei der Volare-Achterbahn. Der 28-jährige Asylwerber Adil M. arbeitete als Operator am Steuerpult, verließ aus ungeklärtem Grund seinen Platz und begab sich in die Gefahrenzone. Er wurde von einem Speed-Waggon getroffen und erlag im Spital seinen Verletzungen.

Wer kontrolliert den Prater?

Statistiken über Unfälle in Vergnügungsparks sind Mangelware, im weltweiten Vergleich ist es im Wiener Prater aber nur zu äußerst wenigen Zwischenfällen gekommen. 2017 etwa besuchten 5,2 Millionen Menschen den Prater, keiner von ihnen wurde durch eines der Fahrgeschäfte ernsthaft verletzt.

Die Recherche von "addendum" im Frühjahr wirft allerdings Fragen über die Kontrollmechanismen auf der Vergnügungsmeile auf: Arbeiter "berichten über Missstände, die sich dort zugetragen haben sollen: Für Betreiber sei es am wichtigsten, dass der Fahrbetrieb ständig am Laufen sei. Es gehe ihnen hauptsächlich ums Geld. Sie würden Investitionen und Reparaturen aufschieben. Manchmal müssten Arbeiter während des Fahrbetriebs Hand anlegen, damit keine Pausen entstünden", hieß es.

Laut Praterverband werden alle Betriebe je nach Bescheid ein bis dreimal pro Jahr von einem Gutachter geprüft, eine Kommission der MA 36 (Technische Gewerbeangelegenheiten) begeht den Prater einmal jährlich. Addendum:"Eine schriftliche Anfrage bei der MA 36 vom 24. April blieb unbeantwortet. Auch telefonische Nachfragen liefen ins Leere. Wir hätten gerne gewusst, ob die jährliche Begehung durch ihre Kommission ausreiche und was alles genau getestet würde. Und wie der Magistrat die Aussagen vieler ehemaliger Schausteller zu herabstürzenden Fahrteilen und minderqualifizierten Mitarbeitern kommentieren würde. Dafür erfuhren wir von einem Prater-Insider, dass kurz nach unserer Anfrage an die städtische Behörde offenbar ein Kontrollor zu mehreren Praterbetrieben geschickt worden sei."

(red)