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Wie uns der Klimawandel krank machen kann

Klimawandel – bei diesem Thema gilt für viele sofort die Unmutsverschuldung. Doch Klimawandel gefährdet Gesundheit.

Heute Redaktion
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"The Lancet" ("Die Lanzette") ist eine der ältesten und besten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, hier veröffentlichen Top-Wissenschaftler. Und sie veröffentlichen nichts Gutes: Der aktuelle "The Lancet Countdown on Health and Climate Change" zählt auf, was uns künftig gesundheitliche Probleme machen wird.

1.) Gesundheitsgefahr Hitze

Im Bericht heißt es, dass weltweit im Jahr 2015 allein 175 Millionen Menschen über 65 Jahre Hitzewellen ausgesetzt waren. Alte und kranke Menschen reagieren besonders empfindlich auf die Hitze, die Herz, Kreislauf und Nieren belastet. Es drohen Hitzschläge, die Nieren können geschädigt werden, wenn der Körper zu wenig Wasser bekommt.

766 Menschen starben 2018 in Österreich an Hitzefolgen („Hitze-assoziierte Übersterblichkeit"), im Jahr zuvor waren es 586, meldet die zuständige Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Für 2019 gibt es noch keine belastbaren Zahlen.

2.) Mehr Infektionskrankheiten

Die Forscher sagen voraus, dass sich durch die steigenden Temperaturen Infektionskrankheiten schneller ausbreiten. Im "Lancet"-Bericht heißt es, dass die Infektionsraten des Dengue-Virus mit dem fortschreitenden Klimawandel steigen könnten. Das Virus wird von der Gelbfiebermücke „Aedes aegypti" übertragen. Das fiese Insekt ist eigentlich in den Tropen zuhause – siedelt aber auch schon in Südeuropa, im südlichen Teil der USA und in Australien. Jedenfalls erkranken dort Menschen am sogenannten Dengue-Fieber. Das Fieber verursacht Übelkeit, hohes Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen – in schlimmen Fällen kommt es zu Schockzuständen und tödlichen Blutungen.

Die wärmeren Temperaturen sorgen auch dafür, dass sich andere Insekten wohler in ursprünglich eher kühleren Regionen fühlen könnten. Gefährliche Krankheiten übertragen zum Beispiel auch Zecken und der Eichenprozessionsspinner. Neuerdings wird auch in Europa der Erreger des West-Nil-Virus durch Mücken übertragen.

3.) Luftverschmutzung

Die zunehmende Luftverschmutzung macht sie immer mehr Menschen krank. Die Studie geht allein im Jahr 2015 von 803.000 vorzeitigen Todesfälle in 21 asiatischen Ländern durch Luftverschmutzung aus. Weltweit würden in 87 Prozent der Städte die Feinstaubgrenzwerte der WHO regelmäßig überschritten. Durch Feinstaub, Stickstoffdioxide und bodennahem Ozon sterben derzeit in Österreich 5.300 Menschen, so die EU-Umweltagentur. Tendenz steigend: Laut EU-Jahresbericht zur Luftqualität in Europa verlassen rund 400.000 Menschen in Europa vorzeitig die Welt.

4.) Arme Allergiker

Allergiker gehen harten Zeiten entgegen. Belegt ist, dass sich der Pollenflug wegen der Erderwärmung verstärken wird. Vegetationsperioden werden immer länger – was wiederum das Allergierisiko erhöht. Zusätzlich werden sich neue hochallergene Pflanzenarten ansiedeln, wie es die aus Nordamerika stammende Beifußblättrige Ambrosie (alias Ragweed oder Traubenkraut) schon getan hat.

5.) Größte Gefahr ist der Hunger

Laut "Lancet"-Bericht gibt es aber eine noch größere Gesundheitsgefahr, die vom Klimawandel ausgeht: Der weltweite Hunger wird weiter zunehmen. Die steigenden Temperaturen sorgen für Ernteverluste. Gerade in Regionen in Asien und Afrika, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind, hat sich die Zahl der unterernährten Menschen laut Bericht seit 1990 sogar von 398 Millionen auf 422 Millionen erhöht.

Sobald sich die Erdtemperatur um nur ein Grad erhöht, sinkt die Weizenernte um sechs Prozent, die Reisernte sogar um zehn Prozent. Durch wärmere Ozeane gehen die Fischbestände zurück und so drohen 1,4 Milliarden Menschen eine Unterversorgung mit zentralen Mikronährstoffen wie Zink und Omega-3-Fettsäuren, schreiben die Autoren der Studie.

6.) "Herausforderung und Chance"

"Es ist eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, aber auch eine Chance, unsere Umwelt endlich so zu gestalten, dass sie uns nicht krank macht," erklärte der Heidelberger Uni-Professor Detlev Ganten, Präsident des Weltgesundheitsgipfel 2019. Das Gipfeltreffen von Top-Wissenschaftlern, Wirtschaftsbossen und Politikern Ende Oktober in Berlin stand übrigens unter dem Motto: „Auswirkung des Klimawandels auf die Gesundheit". Und die sind wie gesagt nicht rosig.