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Wie vier Tasten die Welt der PC-Gamer eroberten
Unter WASD verstehen Laien nur Bahnhof. Außer PC-Gamer: Diese vier Tasten sind die Essenz des Gamens und nicht mehr wegzudenken.
Haben Sie sich jemals gefragt, wieso das Gaspedal eines Autos rechts, die Bremse in der Mitte und das Kupplungspedal links liegt? Wer ein manuell geschaltetes Auto fährt, denkt allerdings nicht lange darüber nach, sondern bedient die Pedale wie im Schlaf. Ebenso schlafwandlerisch legen die meisten PC-Spieler, sobald das Spiel beginnt, den Mittelfinger auf die W-Taste (für die Vorwärtsbewegung) oder aufs S (rückwärts), den Ringfinger aufs A (nach links) und den Zeigefinger aufs D (nach rechts). Egal, ob sie in Egoshootern feindliche Rüben wegballern oder Adventure-Helden über Berg und Tal führen. W-A-S-D: Die nach diesen Tasten benannte WASD-Steuerung gehört heute zu den Standards in PC-Games.
Das war nicht immer so. Die ersten Games, die an Computern (egal, ob an PCs oder an Großrechnern) gespielt wurden, begannen ihr Leben mit den Pfeiltasten als Steuerung. Die Maus kannte man noch nicht, und dank den Pfeilen wusste man, wohin der Weg führen sollte. Erst als die Maus ab den 1980er-Jahren die rechte Hand (von Rechtshändern) in Anspruch nahm und sich mit ihr die Kamera eines Games steuern ließ, wurde die linke Hand für zusätzliche Aufgaben frei. Sie auf die Pfeiltasten zu legen, hätte aber zu einer komischen Sitzhaltung geführt; die Hand musste nach weiter links.
Spitzenspieler bereiteten den Weg vor
Die Finger kamen anfänglich aber nicht automatisch auf die WASD-Tasten zu liegen. Unterschiedlichste Tastenkombinationen wurden ausprobiert: Manche steuerten Spiele mit ASDX oder sogar YXCV, andere benutzen auch heute noch ESDF. Es dauerte mehrere Jahre, bis WASD zum Standard der PC-Game-Steuerung wurde – nicht zuletzt wegen eines Stars der Gamerszene: Dennis "Thresh" Fong. Er gilt als der legendärste "Quake"-Spieler aller Zeiten, seit er als Sieger des ersten nationalen "Quake"-Turniers der USA den Ferrari 328 des Entwicklers John Carmack mit nach Hause nehmen durfte. Als Fong seinen Gegner Tom "Entropy" Kimzey vom Platz fegte, konnten ihn Zuschauer dabei beobachten, wie er seinen Gegner mit Hilfe der WASD-Steuerung abservierte.
Für ihn sei es keine Selbstverständlichkeit gewesen, diese Tasten zu benutzen, sagt Fong zu PCGamer.com. Er hätte "Quake" jeweils mit den Pfeiltasten gespielt. Erst als er gegen seinen Bruder, der einen Trackball benutzte, verlor, gewöhnte er sich an die Maus. Er habe verschiedene Tastenkombinationen ausprobiert, bevor er sich auf WASD festlegte. "Ich stieß eher zufällig darauf. Aber danach verlor ich kein Spiel mehr", sagt er.
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Die Industrie folgte dem Ruf
Den Pfad zum WASD-Layout, den "Thresh" 1997 vorbereitet hatte, wurde aber erst durch einen weiteren Spielklassiker zum Usus: Der Egoshooter "Half Life" von Valve war das erste Spiel, das WASD standardmäßig als Steuerung eingebaut hatte. Dem Standard folgten bald Spiele wie "Starsiege Tribes" und "Quake 3", und als 2004 "World of Warcraft" dasselbe Kontrollschema als Grundeinstellung bot, war der WASD-Standard für Millionen von Gamern gesetzt. Mittlerweile ist WASD das am meisten verwendete Layout, egal, ob in Egoshootern, Strategie- oder Rollenspielen.
Daneben haben sich auch weitere Tasten etabliert: So wird die Leertaste meist zum Hüpfen, G zum Werfen von Granaten und F zum manuellen Meucheln von Gegnern verwendet. Die meisten Spieler – vor allem Profis – passen die Tasten allerdings ihren persönlichen Bedürfnissen an. Womit die Möglichkeit bleibt, dass eines Tages vielleicht eine ganz andere Tastenkombination zum Standard wird.
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