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Rechte "Bürgerwehr" in Chemnitz festgenommen
Am Freitagabend haben sich rund 3500 Menschen in der Innenstadt von Chemnitz zu neuen Demonstrationen versammelt. Danach gab es Festnahmen.
Am frühen Sonntagmorgen, 26. August, ist Daniel H. (35) am Rande eines Stadtfests in Chemnitz getötet worden. Ein Syrer (23) und ein Iraker (22) wurden verhaftet. Nach der Gewalttat hatte sich die Situation in Chemnitz hochgeschaukelt. Es kam zu wüsten Ausschreitungen mit Verletzten. Bis heute hat sich die Situation in der deutschen Stadt nicht beruhigt.
Nach einem offenbar fremdenfeindlichen Angriff auf einen Tunesier in Chemnitz hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Zeugen zufolge sollen vier Männer am Mittwochabend auf den am Boden liegenden 41-Jährigen eingeschlagen und ihn verletzt haben, wie die Polizei Chemnitz am Freitag mitteilte. Zudem sollen sie fremdenfeindliche Äußerungen von sich gegeben haben.
Anschließend seien die mutmaßlichen Täter, von denen zunächst nur vage Personenbeschreibungen vorlagen, rasch vom Tatort verschwunden. Das Staatsschutzdezernat der Kriminalpolizei nahm Ermittlungen wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung auf. Unklar war zunächst, was dem Angriff vorausgegangen war. Zudem prüfen die Ermittler mögliche Zusammenhänge mit einer gefährlichen Körperverletzung vom 1. September, bei der ein 20-jähriger Afghane von vier Vermummten geschlagen und verletzt wurde.
Wieder Aufmärsche
In Chemnitz sind am Freitagabend erneut Tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Rund 3.500 Menschen versammelten sich in der Innenstadt, wie die Polizei mitteilte. Sie folgten einem Protestaufruf der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz. Die Kundgebung und der anschließende Aufzug verliefen nach Angaben der Polizei störungsfrei, allerdings seien 18 Straftaten angezeigt worden.
Ein Demonstrant habe einen Hakenkreuz-Anhänger getragen, ein anderer soll den Hitlergruß gezeigt haben. Bei anderen Teilnehmern der Kundgebung wurden demnach Quarzhandschuhe gefunden. Nach der Demonstration kam es laut Polizei zu einer Auseinandersetzung mit mehreren Beteiligten. Ein Mensch sei dabei verletzt worden. Die Ermittlungen zu dem Vorfall dauern an.
"Bürgerwehr" festgenommen
Nach der Demonstration in der Innenstadt von Chemnitz sind 15 Mitglieder einer selbst ernannten Bürgerwehr vorläufig festgenommen worden. Gegen sechs der Männer im Alter zwischen 27 und 33 Jahren wurde ein Haftbefehl ausgesprochen. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft wird den Männern Landfriedensbruch vorgeworfen. Dies beinhalte auch Körperverletzung. Die Festgenommenen sollen nach der Demonstration auf der Schlossteichinsel zunächst die Gäste einer Geburtstagsfeier bedroht und Ausweise von ihnen verlangt haben.
Zeugen berichteten, die Männer hätten sich als Bürgerwehr bezeichnet. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ergriffen laut den Angaben die Flucht und alarmierten die Polizei. Anschließend hätte die 15-köpfige Männer-Gruppe in dem Park sieben Menschen unterschiedlicher Nationalitäten eingekreist. Dabei seien fremdenfeindliche Äußerungen gefallen und ein Iraner sei mit einem Gegenstand verletzt worden. Der 26-jährige habe eine Platzwunde am Kopf erlitten, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Neun der 15 Männer hätten nach den polizeilichen Maßnahmen das Revier wieder verlassen. Gegen sie werde weiter ermittelt. Ein 31-Jähriger sitze in Haft, weil er unter Bewährung gestanden habe. Gegen die übrigen fünf Männer soll bereits bis zum Mittwoch im Schnellverfahren am Amtsgericht Chemnitz verhandelt werden. (20 Minuten/sda)