Wien

"Smartes" Sarajevo will auf Technologie aus Wien setzen

Die jüngste Bürgermeisterin in der Geschichte Sarajevos will ihre Stadt modernisieren. Das dafür nötige Know-how soll Wien liefern.

Sarajevos Bürgermeisterin Benjamina Karic (31) empfing Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
Sarajevos Bürgermeisterin Benjamina Karic (31) empfing Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
John-Oliver Perry

Nach Ende des Bosnienkriegs (1992-1995) kämpft das Land noch immer mit dem Wiederaufbau. In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo sind große Teile der überlebenswichtigen Infrastruktur veraltet. Benjamina Karic (31), die jüngste Bürgermeisterin in der Geschichte der Stadt, will das mit Hilfe aus Wien und der Initiative "Smart Sarajevo" endlich ändern. Für Gespräche traf Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) die junge Stadtchefin sowie den Premierminister in ihrer Hauptstadt.

"Mit Wissen und Technologie offen umgehen"

Ganz oben auf der Agenda: Das alte Netz an Wasserleitungen, das noch aus der Österreichisch-Ungarischen Monarchie stammt. Hilfe erhofft man sich auch bei der Rettung historischer Fassaden aus der k.u.k. Zeit, dem kaum existenten Öffi-Netz sowie der Sanierung des Flusses "Miljacka". Das für die Modernisierung nötige Know-how können unter anderem Unternehmen der Wien Holding liefern: "Nach den Gesprächen sollen konkrete Schritte folgen. Wir wollen mit unserem Wissen und unserer Technologie offen umgehen und dort, wo es Sinn macht, einbringen“, sicherte Hanke Unterstützung zu.

Zwischen EU-Beitritt und russischem Einfluss

Auch wenn die finanziellen Mittel Sarajevos mehr als knapp sind, Expertenwissen ist fast noch dringender gefragt: "Grüne Stadtplanung ist auf dem Balkan etwas Neues. Wir haben nicht genügend Wissen und Erfahrung, daher wollen wir von Wien lernen", schildert Vizebürgermeister Haris Basic im Gespräch mit "Heute".

Durch die Altstadt Sarajevos spazierte Vizebürgermeister Haris Basic mit Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
Durch die Altstadt Sarajevos spazierte Vizebürgermeister Haris Basic mit Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
Oliver-John Perry

Für einen neuen Stadtteil Sarajevos fließt Wiens Expertise bereits ein: Die "Urban Innovation Vienna", ein Unternehmen der Wien Holding, gewann eine Ausschreibung zur Stadtentwicklung der "Brownfields". Nach Corona bedingten Verzögerungen soll das Projekt im September abgeschlossen werden.

Ein zweiter Effekt von Hankes Besuch: Man setzt ein pro-europäisches Zeichen. Bosnien-Herzegowina ist EU-Beitrittskandidat, der Ukraine-Krieg verschärft jedoch Konflikte zwischen den politischen Lagern. Der Druck aus Osten sei laut Basic spürbar, ganz sicher fühlte man sich vor dem Einfluss Russlands und Chinas nicht.