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Wien braucht Visionen statt Kleinmut

Heute Redaktion
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Bild: Picturedesk

Es ist ja inzwischen bekannt, dass der groß angekündigte Neubau des Wien Museums am neuen Hauptbahnhof vom Wiener Kulturstadtrat kleinmütig abgesagt wurde. Hier wäre mehr Courage und Durchsetzungsvermögen gegenüber kunstfeindlichen, grünen Spießern und Veränderungsgegnern in der eigenen Fraktion angebracht gewesen.

Schade, da wurde die größte kulturpolitische und stadtgestalterische Chance der letzten Jahre vergeigt. Aber dass jetzt, wo alles beim Alten und das Wien Museum dort bleibt, wo es ohnehin schon war (nämlich am Karlsplatz), Prominente als öffentliche Fürsprecher ihr Loblied auf den Karlsplatz singen sollen, klingt nach einer peinlichen, kulturpolitischen Realsatire.

Das Schönreden einer Umbaulösung vor Wahlen ändert nichts am kulturpolitischen Pfusch. Der Verbleib am Karlsplatz ignoriert die kulturellen Bedürfnisse der Menschen außerhalb des Gürtels und bestätigt den Eindruck einer abgehobenen, sich den Interessen von saturierten Innenstadtbobos anbiedernden Politik.

Für die Zukunft der Kulturmetropole Wien bedarf es jedoch gerade im Kulturbereich einer großzügigen Geste, einer architektonischen Landmark und eines herausragenden Museumsbaus, der als stolzes, zeitgenössisches Bauwerk das Interesse auch zukünftiger Generationen zu wecken vermag.

Wie das geht, zeigen uns Städte wie Paris und London, die mit spannender, zeitgenössischer Architektur wie der Louvre-Pyramide und der Tate Modern oder gerade neulich mit dem grandiosen Neubau der Fondation Vuitton des Stararchitekten Frank Gehry architektonische Maßstäbe gesetzt haben. Ignoranz, Angst, Schönreden und politisches Herumlavieren sind dagegen kein Zukunftsrezept für eine Weltkulturhauptstadt Wien.

Hoch lebe die Kunst.