Österreich

FSW: Mobile Pflege bleibt, Notquartiere nun ganztags

Heute Redaktion
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Der Fonds Soziales Wien hält trotz Corona-Krise die Betreuungsleistungen aufrecht, schließt aber nicht notwendige Einrichtungen. Frei gewordene Mitarbeiter unterstützen die mobile Pflege oder den stationären Bereich.
Der Fonds Soziales Wien hält trotz Corona-Krise die Betreuungsleistungen aufrecht, schließt aber nicht notwendige Einrichtungen. Frei gewordene Mitarbeiter unterstützen die mobile Pflege oder den stationären Bereich.
Bild: iStock (Symbolbild)

Der Fonds Soziales Wien schichtet wegen der Corona-Krise um: Mitarbeiter, die durch Schließungen "frei" wurden, unterstützen mobile Dienste, auch die Obdachlosen-Betreuung wird erweitert.

Pflegeheime, Menschen mit Behinderung, Obdachlosen- oder Wohnungslosenhilfe und Flüchtlinge: Der Fonds Soziales Wien (FSW) betreut mit seinen Partnerorganisationen zahlreiche Zielgruppen, die gerade jetzt in Zeiten der Corona-Panemie als sehr verwundbar eingestuft werden.

Um die Betreuung trotz der Krise aufrecht zu erhalten, stellt der FSW nun seinen Betrieb um. "Die aktuelle Situation stellt uns alle vor besondere Herausforderungen. Die Betreuung und Versorgung unserer Kundinnen und Kunden muss aber dennoch gewährleistet sein", erklärt Anita Bauer, FSW-Geschäftsführerin.

"Im Sozialbereich schauen wir darauf, unsere Kernaufgaben so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Der FSW ist auch in der Krise für die Menschen in Wien da. Ein wichtiges Augenmerk gilt aber auch dem Bedarf. Wenn ein Tageszentrum für Senioren kaum mehr genutzt wird, ist es gescheiter, die Mitarbeiter abzuziehen und in der mobilen Pflege einzusetzen", ergänzt Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Zum Schutz der Mitarbeiter wurde das Kundenservice mit seinen Beratungszentren für Pflege und Betreuung, für Behindertenhilfe, für Wohnungslosenhilfe und für die Grundversorgung sowie die Kostenbeitragsverrechnung bereits auf telefonische Beratung umgestellt. Persönlicher Parteienverkehr findet keiner mehr statt. Ebenfalls ausgesetzt wurden die Hausbesuche durch die Mitarbeiter des FSW, die der Abklärung des Pflegebedarfs dienten. Notwendige Betreuungs- und Pflegemaßnahmen werden vorerst telefonisch abgeklärt und veranlasst.

Senioren-Tageszentren geschlossen, Mitarbeiter verstärken mobilen oder stationären Bereich

"Kunden, die Leistungen der Pflege und Betreuung benötigen, erhalten diese auch weiterhin", verspricht der FSW. Da wegen der aktuelle Situation ohnehin ein Großteil der Senioren in den FSW-Tageszentren zu Hause bleibt und im häuslichen oder familiären Umfeld betreut werden, werden die Zentren schrittweise geschlossen. Wo notwendig, werden die Senioren zu Hause von mobilen Diensten unterstützt. Die dadurch freiwerdenden Mitarbeiter werden zur Unterstützung in den mobilen Diensten oder im stationären Bereich eingesetzt.

Um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, sind neben den Häusern zum Leben (KWP) und den Pflegewohnhäusern des KAV auch die meisten privaten Träger der Aufforderung des FSW gefolgt und haben Besuche in ihren Pflegeeinrichtungen verboten.

Tagesstrukturen für Menschen mit Behinderungen weiter offen

Auch in den Einrichtungen der Tagesstruktur für Menschen mit Behinderungen sei die Nachfrage deutlich zurückgegangen. Die Betreuung und Versorgung der Kunden wird in der Wohnumgebung sichergestellt – sei es im betreuten Wohnen oder dem eigenen Zuhause. Für die Menschen, die diese Leistungen weiter benötigen, bleiben die Einrichtungen aber geöffnet. "Die meisten sind schon zu Hause geblieben – so ist es möglich in Tagesstruktur-Einrichtungen auf notwendige Mindestabstände zu achten", so Bauer.

Wohnungslosenhilfe: Notquartiere werden auf Ganztagesbetrieb umgestellt

Auch die Versorgung von obdach- und wohnungslosen Menschen in der Wiener Wohnungslosenhilfe sei, angepasst an die momentane Situation, sichergestellt. In betreuten Wohneinrichtungen wurden die Bewohner nach Verlautbarung der Ausgangsbeschränkungen aufgefordert, sich weitestgehend in ihren Wohneinheiten aufzuhalten, soziale Kontakte zu meiden, und die Einrichtung nur zu unbedingt notwendigen Besorgungen zu verlassen. Externe Besuche sind nicht mehr möglich. Auf Hygienemaßnahmen wird besonders Wert gelegt – zum gegenseitigen Schutz und um Ansteckungsmöglichkeiten zu reduzieren.

Notquartiere im Rahmen des Winterpakets werden in den kommenden Tagen, sofern es die Gegebenheiten erlauben, auf Ganztagesbetrieb umgestellt. So müssen die Kunden die Einrichtungen nicht mehr verlassen, soziale Kontakte und damit auch das Ansteckungsrisiko im öffentlichen Raum können so reduziert werden.

Reduzierte Kapazitäten garantiert Sicherheitsabstand

Um die erforderlichen Mindestabstände zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern einhalten zu können, wurden in den Tageszentren die Maximalkapazitäten reduziert. Mit der laufenden Umstellung der Winternotquartiere auf Ganztagesbetrieb wird das Angebot in den Tageszentren angepasst, diese bleiben aber weiterhin geöffnet. Angeboten werden je nach örtlicher Möglichkeit Duschen, Essen, das Abholen von Post, Dokumenten oder Gegenständen aus dem Depot – ohne längeren Aufenthalt in den Einrichtungen.

Einzelne Wärmestuben werden geschlossen, um die Mitarbeiter in anderen Bereichen, zum Beispiel für den Betrieb der ganztägigen Notquartiere, einsetzen zu können. Grundbedürfnisse von obdach- und wohnungslosen Menschen würden im Rahmen der ganztägigen Notquartiere oder im angepassten Betrieb der Tageszentren sichergestellt.

Schuldnerberatung und Flüchtlingshilfe nur noch per Telefon



In der Schuldnerberatung Wien wurden persönliche Beratungstermine auf telefonisches Beratungsservice umgestellt, die Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus. Jediglich wichtige persönliche Termine, wie etwa Gerichtsbegleitungen, die nicht telefonisch erfolgen können, werden aktuell wahrgenommen.

In den Beratungsstellen und der Servicestelle der Grundversorgung ist der Kundenkontakt auf ein Minimum reduziert worden. Beratungsgespräche finden soweit wie möglich telefonisch statt. Auszahlungen von Leistungen der Grundversorgung erfolgen nach Prüfung per Überweisung. Da wo persönlicher Kontakt notwendig ist, wird auf die Einhaltung von Mindestabständen geachtet. In Wohneinrichtungen der Wiener Flüchtlingshilfe sind keine Besuche mehr möglich.