Österreich

Wien darf (vorerst) UNESCO-Welterbe bleiben

Heute Redaktion
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Eine Visualisierung des geplanten Turms am Heumarkt.
Eine Visualisierung des geplanten Turms am Heumarkt.
Bild: WertInvest

Das Welterbekomitee hat beschlossen, dass das historische Zentrum Wiens vorerst weiter Welterbestatus behalten darf. Doch es sei zu früh für Jubel, warnen Kritiker.

Die Wiener Innenstadt ("Historisches Zentrum von Wien") bleibt auf der Liste der Welterbestätten. So lautet die formale Entscheidung des Welterbekomitees, das derzeit in Bahrain tagt.

Das sei ein großer Erfolg für die österreichische Delegation, wie Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (SPÖ) am heutigen Dienstagnachmittag in verschiedenen Presseaussendungen voller Stolz verkündeten.

Bei der Welterbekomitee-Sitzung in Bahrain wurde der österreichischen Delegation erneut versichert, dass der 3-Stufen-Plan der Bundesregierung anerkannt und wohlwollend angenommen wird. Österreich hat bis April 2019 Zeit, die vorgeschlagenen Schritte umzusetzen.

Die vorgelegten Ergebnisse des Expertenworkshops bilden die Grundlage für das "Heritage Impact Assessment". Diese umfassende Studie und Analyse über das "Historische Zentrum von Wien" ist derzeit in Vorbereitung und wird voraussichtlich im Frühherbst vorliegen, informiert der Kulturminister. Sie bildet eine der Grundlagen für den dritten und letzten Schritt: die Begutachtung und Prüfung der Welterbestätte durch eine Advisory Mission.

"Ich gehe davon aus, dass sich die Stadt Wien auch weiterhin an den intensiven Abstimmungen mit den Gremien der UNESCO beteiligt, damit wir schlussendlich unser gemeinsames Ziel erreichen: Dass Wien Welterbe bleibt!", so Blümel abschließend. Ähnlich tönt Vassilakou: Man wolle diesen Weg "mit großem Engagement gemeinsam mit allen Beteiligten weitergehen".

Liste Pilz warnt vor verfrühtem Jubel

Etwas nüchterner sieht man die Ergebnisse stattdessen bei der Liste Pilz. Der heute bekanntgegebene Beschluss sei "kein Anlass zur Entwarnung oder gar Erleichterung".

"Bevor keine Bagger am Heumarkt auffahren, ist nichts verloren, die Rahmenbedingungen für eine mögliche Aberkennung bleiben aber dieselben", erklärt Kultursprecher und Klubobmann Wolfgang Zinggl: "Der geplante 66-Meter Luxuswohnturm wird Wien den Welterbestatus kosten, sobald er errichtet wird. Da helfen weder Gespräche, Workshops oder gar 3-Stufen-Pläne der Bundesregierung."

"Dass der Kulturminister nun über den Erhalt des Welterbestatus jubelt, ist zynisch und ändert vor allem gar nichts daran, dass er in Handlungsverzug ist", so Zinggl weiter und fordert, dass Blümel anstelle des Landes Wien Maßnahmen setzen solle, um die UNESCO Konvention einzuhalten.

"Wenn das nicht geschieht, wird Wien den Welterbestatus verlieren. Parallel dazu kann die Bundesregierung auch weiterhin den Flächenwidmungsplan in den Teilen, die gegen die Welterbe-Konvention verstoßen, vor dem Verfassungsgerichtshof anfechten. Warum dies nicht schon längst geschehen ist, bleibt ein Rätsel." (red)