Wirtschaft

Experte sagt, was Wien Energie-Kunden jetzt droht

1,7 Milliarden Euro fehlen der Wien Energie für weiteren Strom-Einkauf. Der Bund will mit einer Finanzspritze aushelfen. Wie es so weit kommen konnte.

Roman Palman
Energie-Experte Walter Boltz erklärt im ORF die Geldnöte der Wien Energie. (29. August 2022)
Energie-Experte Walter Boltz erklärt im ORF die Geldnöte der Wien Energie. (29. August 2022)
Screenshot ORF III

Beim großen Energiegipfel der Regierung am Wochenende platzte die Bombe: Wien Energie geht das Geld aus, aufgrund einer explodierenden Teuerung fehlen plötzlich rund 1,7 Milliarden Euro an Sicherheiten, um weiteren Strom im Großhandel zuzukaufen. Von Insolvenz und Pleite wollen die Verantwortlichen des Unternehmens nichts wissen, jedoch riefen sie den Staat um finanzielle Hilfe an.

Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) kündigten bereits an, mit Steuergeldern in die Bresche springen zu wollen, um die Versorgungssicherheit der rund zwei Millionen Wien-Energie-Kunden zu gewährleisten.

Beim großen Energiegipfel der Bundesregierung am 28. August platzte die Wien Energie-Bombe. Energieministerin Gewessler sagte Unterstützung zu.
Beim großen Energiegipfel der Bundesregierung am 28. August platzte die Wien Energie-Bombe. Energieministerin Gewessler sagte Unterstützung zu.
picturedesk.com

Doch wie können dem Energieversorger, der zu hundert Prozent im Eigentum der Stadt Wien steht, plötzlich fast zwei Milliarden Euro an Geldern fehlen? Und wie ernst ist die Lage?

Jetzt spricht Experte

"Nach den Beträgen, die das diskutiert werden, ist es eine ernste Lage. 1,7 Milliarden Euro ist keine Kleinigkeit; und offenkundig ist der Eigentümer Wien nicht in der Lage oder Willens, die zusätzlichen Sicherheitsleistungen zu stellen", sagt der frühere Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control Walter Boltz am Montag in einem Interview mit ORF III. Deshalb auch das Hilfegesuch an den Bund.

Der plötzlich rasant gestiegene Liquiditätsbedarf sei aber kein rein Wiener Problem, sondern in ganz Europa hätten die Energieversorger mit der Teuerung zu kämpfen. Die Unternehmen stünden nun vor der Wahl: ihr Handelsvolumen drastisch zu reduzieren – "Was aber für den Markt nicht gut wäre" – oder eben zusätzliche Sicherheitsleistungen zu stellen.

Probleme seit Wochen absehbar

"Was sehr überraschend war, ist dieses abrupte Herantreten an die Regierung", so der Energie-Experte. Seiner Einschätzung nach hätte dieses Problem der Wien Energie schon "mindestens vier bis sechs Wochen bekannt sein" müssen. "Es war klar, dass der Strompreis steigt. Warum das ausgerechnet am Freitag virulent wird, ist sicher ein Punkt, den man genau hinterfragen muss."

Mit dem vorgebrachten Argument von Wien Energie, dass der jüngste Preisanstieg "unvorgesehenen" gewesen sei, hat Boltz so seine Probleme. "Die Strompreise sind seit ungefähr eineinhalb, zwei Monate konstant gestiegen. Wir hatten zuletzt 500 bis 700 Euro [pro Megawattstunde, Anm.], für nächstes Jahr 1.000 Euro. Das ist nicht so ein Sprung, bei dem man sagt: 'Wahnsinn, mit dem konnte niemand rechnen'." Er ortet in diesem Fall erheblichen Erklärungsbedarf seitens des Energieversorgers.

Jedenfalls sei die plötzliche Geldnot noch kein Zeichen einer Insolvenz, bestätigt auch der Ex-E-Control-Vorstand. Die Versorgungssicherheit sei noch gewährleistet und Geschäfte könnten auch jederzeit rückabgewickelt sein. Die Handelspartner der Wien Energie würden aber vermutlich künftig vorsichtiger agieren.

Walter Boltz im Tele-Interview mit ORF III zur finanziellen Not der Wien Energie am 29. August 2022.
Walter Boltz im Tele-Interview mit ORF III zur finanziellen Not der Wien Energie am 29. August 2022.
Screenshot ORF

Notfall-Plan für Kunden

Doch was würde im Falle einer tatsächlichen Zahlungsunfähigkeit eines Energieversorgers, so dass auch die Kunden nicht mehr mit Strom versorgt werden können, passieren? Boltz erklärt: "Wir haben ein Verfahren in Österreich seit vielen Jahren, das wurde fast nie angewandt, weil wir das fast noch nie hatten, dass die Kunden anderen Lieferanten zugewiesen werden, die die Belieferung übernehmen. Das wird in aller Regel dann zu einem höheren Preis sein, aber grundsätzlich ist die Belieferung der Kunden gewährleistet.

Im Falle der Wiener müsse man aber sagen, dass dieses Verfahren für die große Zahl der Kunden "nicht praktikabel anwendbar" sei. "Die Idee dahinter war immer, wenn ein kleiner Lieferant aus welchem Grund auch immer zahlungsunfähig wird, dann werden die paar Tausend, zigtausend, zwanzig Tausend Kunden einem anderen Lieferanten zugewiesen. Das geht bei den zwei Millionen Kunden der Wiener nicht."

Stromtarife werden für alle noch teurer

Prognosen zur Zukunft will Boltz aber nicht geben, unmittelbar sieht er auf die Kunden der Wien Energie keine Problem zukommen. Auch kurzfristige Vertragsänderungen oder Preisanpassungen werde es keine geben. Aber: "Früher oder später werden vermutlich weitere Preiserhöhungen kommen". Der Experte beruhigt: "Es muss sich niemand Sorgen machen, dass er jetzt in einer Woche oder morgen ohne Stromversorgung dasteht. Die Stromversorgung ist gewährleistet, aber es ist zu früh, um zu sagen, wie sich das auf die Preise auswirkt."

1/57
Gehe zur Galerie
    <strong>19.04.2024: Tragödie bei Sabitzer – Sohn seiner Verlobten tot!</strong>&nbsp;Schreckliche Nachrichten aus Deutschland. Katja Kühne, TV-Star und Verlobte von BVB-Star Marcel Sabitzer, trauert um ihren erwachsenen Sohn Lucas. <a data-li-document-ref="120031870" href="https://www.heute.at/s/tragoedie-bei-sabitzer-sohn-seiner-verlobten-tot-120031870">Die ganze Story hier &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120031584" href="https://www.heute.at/s/sexsuechtiger-aus-wien-hatte-seit-2018-keinen-sex-mehr-120031584"></a>
    19.04.2024: Tragödie bei Sabitzer – Sohn seiner Verlobten tot! Schreckliche Nachrichten aus Deutschland. Katja Kühne, TV-Star und Verlobte von BVB-Star Marcel Sabitzer, trauert um ihren erwachsenen Sohn Lucas. Die ganze Story hier >>>
    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com