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Wien Museum bekommt nun Zubau

Das Wien Museum wird am Karlsplatz bleiben und bekommt sogar einen Zubau. Der Standort Hauptbahnhof ist vom Tisch.

Heute Redaktion
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Das Wien Museum wird am Karlsplatz bleiben und bekommt sogar einen Zubau. Der Standort Hauptbahnhof ist nun vom Tisch.

Geplant ist "ein moderner zukunftsweisender Neubau unter Einbeziehung des Haerdtl-Gebäudes", teilte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) am Dienstagabend vor Journalisten mit.

Damit sind alle Pläne, mit dem Museum aufs Areal des Hauptbahnhofs zu ziehen, endgültig Geschichte. Geplant war, in die Nähe 21er Hauses im Schweizergarten zu ziehen. Doch diese Pläne sind damit endgültig vom Tisch. "Wir wollen etwas Neues schaffen, ohne das Alte zu verwerfen", unterstrich Mailath-Pokorny. Der Reiz des jetzigen Standorts liege zudem in der Chance, dank des Wien Museums Neu den "Kunstplatz Karlsplatz" weiter aufzuwerten. Der Kulturstadtrat kann sich eine Art "zweites offenes Museumsquartier" vorstellen.

Architekturwettbewerb im Jahr 2015

Als nächster Schritt soll ein Projektmanagement bestellt werden. Außerdem ist die Durchführung eines internationalen zweistufigen Architekturwettbewerbs geplant. Der angekündigte Architekturwettbewerb für den Erweiterungsbau des Wien Museums soll - wenn nötige Umwidmungen glatt über die Bühne gehen - 2015 durchgeführt werden, kündigte Kulturstadtrat Mailath-Pokorny an.

Das bestehende und zusehends marode Gebäude von Oswald Haerdtl wird generalsaniert. Auf einen Zeithorizont, was Baubeginn, Kosten oder gar Eröffnungsjahr des neuen Komplexes anbelangt, wollte sich der Ressortchef nicht festlegen. Er wünscht sich jedenfalls ein "zeitgemäßes Stadtmuseum im urbanen Nervensystem".

Einziger Museumsneubau bis in die 90er

Das Wien Museum am Karlsplatz hat inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert am Buckel. Vor gut 54 Jahren, genaugenommen am 23. April 1959, wurde das Ausstellungshaus neben der Karlskirche feierlich eröffnet. Architekt Oswald Haerdtl zeichnete für die Planung des reduziert modernistisch gehaltenen Baus verantwortlich. Er war der erste und bis in die 1990er-Jahre einzige Museumsneubau der Bundeshauptstadt.

Erster Plan für Bau noch von Otto Wagner

Mit der Errichtung erhielt das "Historische Museum der Stadt Wien" eine fixe Heimstätte. Die Gründung war allerdings bereits Jahrzehnte zuvor, im Jahr 1887, erfolgt. Die städtischen Sammlungen waren damals noch im Rathaus untergebracht. Schon um 1900 wurde überlegt, für ein eigenes Haus am Karlsplatz Geld locker zu machen. Dazu gab es sogar einen äußerst spektakulären Entwurf von Otto Wagner, der allerdings nie realisiert wurde. Die zwei Weltkriege ließ die Sache auf der Prioritätenliste schließlich weit nach unten rutschen.

 
Die "unendliche" Geschichte bis zum endgültigen Neubau-Beschluss - bitte umblättern
Erster Neubau: Eintrittskarte kostete fünf Schilling (rund 35 Cent)

Erst in den 1950er-Jahren setzte sich der damalige Bürgermeister und spätere Bundespräsident Theodor Körner (SPÖ) nachdrücklich für ein eigenes Stadtmuseum ein. Die Grundsteinlegung erfolgte 1954, wobei die Baukosten mit 39 Mio. Schilling (2,83 Mio. Euro) beziffert wurden. Eine Eintrittskarte war anfangs für fünf Schilling (rund 35 Cent) zu haben. Zur Premiere zeigte man Kupferstiche von Hieronymus Löschenkohl - eine Schau, die anlässlich des 50-jährigen Museumsjubiläums 2009 noch einmal in möglichst originalem Arrangement zu bestaunen war.

"Wiedergeburt" 2003, Umbau und Blockbuster-Ausstellungen

Jahrzehntelang schlummerte das Ausstellungshaus, inzwischen denkmalgeschützt, großteils wenig beachtet vor sich hin. 2003 wurde schließlich der jetzige Direktor Wolfgang Kos zum neuen Leiter bestellt. Er moderniesierte Haus und Ausstellungen. Seitdem heißt das Haus auch "Wien Museum". Ausstellungshighlighs waren seither "Alt-Wien - Die Stadt, die niemals war" oder "Kampf um die Stadt - Politik, Kunst und Alltag um 1930". Außerdem wurde das Foyer neu gestaltet und der Innenhof ("Atrium") überdacht. Die Übersiedelung von rund einer Million Objekte in das neue Depot in Himberg/NÖ läuft gerade und soll bis Mitte 2014 abgeschlossen sein.

Schimmel in den Fenstern und Sanierungsbedarf

Derlei Erfolge bzw. Verbesserungen konnten aber vor allem in den vergangenen Jahren nicht darüber hinweg täuschen, dass der Haerdtl-Bau immer maroder wurde. So fand das Kontrollamt etwa 2011 mangels Luftzirkulation nicht nur Schimmel in diversen Fensternischen, sondern ortete einen "über einen längeren Zeitraum anstehenden Sanierungsbedarf" infolge verabsäumter Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Außerdem wurde es immer schwieriger, trotz Platzmangels einen den zeitgemäßen Erfordernissen genügenden Museumsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Kulturstadtrat wollte Neubau

Nicht zuletzt deshalb hatte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) bereits vor vier Jahren angekündigt, das Haus am Karlsplatz auf Vordermann zu bringen und durch einen Zubau zu erweitern, oder einen Neubau an einem anderen Standort zu beauftragen - wobei er vor allem zu Beginn der Debatte klar für den Neubau eintrat. Nach langwierigen Debatten und zahlreichen Terminverschiebungen fiel die Entscheidung nun doch auf die Karlsplatz-Variante.

"Großfamilie" Wien Museum

Abseits des Haupthauses am Karlsplatz bespielt das Wien Museum u.a. auch die Dependancen Hermesvilla, Römer- und Uhrenmuseum, den Otto Wagner Pavillon Karlsplatz, die Beethoven- und Mozartwohnung sowie das Haydnhaus. Alle Standorte zusammen zählten 2012 411.170 Besucher, wobei gut 156.000 zum Karlsplatz kamen und ein weiteres Drittel in die Mozartwohnung. Das restliche Drittel teilte sich auf die übrigen Adressen auf. Das Budget betrug im Vorjahr 18,1 Mio. Euro, die Stadt übernahm davon 14,9 Mio. Euro - 11,4 Mio. als Basisabgeltung und 3,5 Mio. als Sonderzuschuss für das Depot-Projekt. Die restlichen 3,2 Mio. Euro setzen sich u.a. aus Eintritts- und Sponsorengeldern zusammen.

APA/red.