Die kulturellen Sammlungen der Stadt bekommen prominenten Zuwachs. Der Nachlass von Julius Tandler ist nämlich in Wien eingetroffen und bereichert ab sofort das Wien Museum und die Wienbibliothek.
Tandler gilt als Architekt der Gesundheitspolitik des Roten Wien. "Die Lebensbedingungen der Menschen stetig zu verbessern – das war politischer Grundgedanke von Julius Tandler, der bis heute in Wien gelebt wird. Sein Nachlass ist von unschätzbarem Wert und bietet einzigartige Einblicke in die sozialen und medizinischen Reformen, die Wien geprägt haben. Die Öffentlichkeit profitiert von einem direkten Zugang zu den Originalquellen, die Tandlers Vision und Erbe bewahren", erklärt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).
Tandler (1869 bis 1936) war Arzt, Wissenschafter und Stadtrat für das Wohlfahrts- und Gesundheitswesen in Wien. Sein Nachlass reflektiert wichtige Aspekte der Wiener Geschichte, insbesondere des Roten Wien aus der Perspektive der persönlichen Zeugnisse eines politischen Insiders und Mitgestalters.
Die Objekte wurden von Tandlers Frau Olga 1939 in die amerikanische Emigration gerettet und nun von Tandlers Enkel Bill dem Wien Museum und der Wienbibliothek im Rathaus übergeben. "Unschätzbar sind sie nicht allein für die Erforschung des großen Sozialreformers, sondern darüber hinaus auch für die Blicke, die sie auf seinen Wirkungskreis ermöglichen, insbesondere auf bisher nur marginal bekannte Wissenschaftlerinnen seines unmittelbaren Umfelds", so Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Im Wien Museum befinden sich jetzt Porträts und Ölbilder, die Tandlers noch jungen Eltern zeigen. Sie erzählen von seinem sozialen Aufstieg aus einer vielköpfigen, nicht begüterten jüdischen Einwandererfamilie. Anatomische Werkzeuge und Zeichnungen oder ein Aquarell seines Arbeitszimmers am Anatomischen Institut führen zum Arbeitsalltag des Arztes und Universitätsgelehrten. Andere Gegenstände, wie ein Steigeisen, die Film- oder Fotokameras vermitteln das private Leben und die persönlichen Vorlieben einer gut gestellten Familie ab den 1900er-Jahren.
In der Wienbibliothek im Rathaus befinden sich bereits einige Briefe und sonstige Schriftstücke von Julius Tandler. Nun wird diese Sammlung um zahlreiche Fotos, Briefe, Dokumente, ephemere Materialien, Bücher und Broschüren erweitert. Die neuen Materialien ergänzen den Bestand hervorragend und werden demnächst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.