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Wiener Ärzte protestierten gegen neues Arbeitszeitge...

Heute Redaktion
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Die Belegschaft des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) machte am Donnerstagabend hinter dem Rathaus ihrem Ärger Luft. Rund 400 Mediziner marschierten am Friedrich-Schmidt-Platz auf und protestierten gegen das neue Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte. Gleichzeitig wackelt die mit Ärztevertretern ausgehandelte Einigung mit der Stadt Wien.

In der Einigung wurde unter anderem eine Anhebung der Grundgehälter, die Umstrukturierung der Dienstzeiten sowie eine Reduktion der Nachtdienste festgehalten. Derzeit lässt sich der Ausgang der Befragung schlecht abschätzen, denn im Vorfeld hatte unter anderem die Ankündigung des KAV, aufgrund der Strukturreform Ärzteposten einsparen zu können, für Unmut in der Ärzteschaft gesorgt.

Bei dem Protest setzte es auch Buh-Rufe für den Präsidenten der Wiener Ärztekammer Thomas Szekeres. "Ich bin für sinnvolle Strukturänderungen. Was nicht geht ist, dass man mit dem Rasenmäher drüberfährt", betonte Szekeres. Damit sprach er an, dass Nachtdienste um ein Drittel reduziert und bis 2018 auch 382 Ärzteposten eingespart werden sollen.

"Verräter!", "Rücktritt!"

Szekeres, der für die Ärztekammer im Verhandlungsteam saß, musste deshalb einen eher kühlen Empfang der Demonstranten in Kauf nehmen. Buh-Ruhe waren ebenso zu hören wie "Verräter!", "Rücktritt!" oder "Warum unterschreibt man sowas?". Die "extrem schnelle Art und Weise", in der den Ärzten die neuen Konzepte "über die Ohren gezogen" würden, kritisierte dagegen Hermann Leitner, Obmann der Kurie für angestellte Ärzte.

Eine Personalreduktion - auch in einer Zeitspanne von drei Jahren - hielt er für "völlig undenkbar". "Wir sind täglich im Laufrad wie die Hamster, da kann man nicht ans Einsparen denken", meinte Leitner. Zwar sitze die Stadt als Dienst- und Gesetzgeber grundsätzlich am längeren Ast, sie sei aber "nicht gut beraten, das Ganze ohne die Ärzteschaft zu machen", erklärte der Obmann in Richtung Rathaus.

Pfiffe für Sonja Wehsely

Die Ärzteschaft des AKH Wien zeigte sich in Form von Betriebsrat Martin Andreas solidarisch. "Wir sind alle gemeinsam von Leistungseinsparungen betroffen", erklärte er. Diese gelte es nun zu verhindern. Darum wird am AKH am kommenden Mittwoch erneut eine Betriebsversammlung stattfinden. Diese soll den ganzen Vormittag dauern, in dieser Zeit werden es im größten Spital Österreichs nur Notbetrieb geben, kündigte Andreas an.

Auch die zuständige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) stattete der Kundgebung einen Besuch ab. Am Rande der Menge wurde sie mit Pfiffen und Buh-Rufen empfangen. "In der Einladung der Ärztekammer fordert sie die Stadt auf, das Verhandlungsergebnis einzuhalten. Genau das wollte ich heute noch einmal garantieren", erklärte Wehsely im Gespräch mit der APA. Auf die Bühne durfte die Stadträtin allerdings nicht. Aber auch so werde sie der Forderung "nach Punkt und Beistrich nachkommen", betonte Wehsely. Eine Änderung oder Öffnung der Einigung komme nicht infrage: "Ich werde den Vertrag sicherlich nicht brechen."

Derzeit läuft die Urabstimmung der Ärztekammer, in der sich die KAV-Belegschaft für oder gegen die Einigung aussprechen wird. Das Ergebnis wird am Montag vorliegen.