Österreich

Wiener Austria reagiert auf Neonazi-Angriff

Heute Redaktion
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Rund 30 Rechtsradikale haben am Sonntag Räumlichkeiten des türkischen Migrantenvereins ATIGF in Wien überfallen und dabei ein Vorstandsmitglied der Kommunistischen Gewerkschaftsinitiative-International (KOMintern) verletzt, teilte KOMintern mit. Montagvormittag musste darauf Fußballklub Austria Wien reagieren, weil eine seit langem ausgeschlossene Fangruppe für den Angriff verantwortlich ist.

Nach dem Überfall auf das Lokal im Ernst-Kirchweger-Haus in Wien-Favoriten hat die Polizei am Montag neue Details bekannt gegeben. Demnach sind die neun am Sonntag Festgenommenen bereits polizeibekannt. Sieben haben Vormerkungen wegen Gewaltdelikte, die anderen beiden nach dem Verbotsgesetz. Sie werden dem Fanzusammenschluss "Unsterblich" zugerechnet, dem der FK Austria Wien im Jänner 2013 den Status als offizieller Fanklub des Vereins entzogen hat.

30 Männer stürmten das EKH

Gegen 13.30 Uhr stürmten laut Polizeisprecherin Adina Mircioane etwa 30 Anhänger von "Unsterblich" in das EKH und versuchten in die Vereinsräumlichkeiten von ATIGF zu gelangen. Auf der Stiege prügelten sie das Vorstandsmitglied der Kommunistischen Gewerkschaftsinitiative-International nieder, der dabei verletzt wurde. Mitglieder der ATIGF drängten die Angreifer wieder aus dem Haus. Dabei wurde einer der Angreifer ebenfalls verletzt.

Mit Holzlatten und Flaschen

Mircioane zufolge bewaffneten sich die Hooligans bei einer Baustelle mit Holzlatten und Flaschen für eine weitere Attacke. Als sie jedoch sahen, dass ihre Kontrahenten in der Überzahl waren, flüchteten sie. Die Angegriffenen verfolgten sie und alarmierten die Polizei, die letztlich neun Angreifer festnahm. Die anderen wurden auf freiem Fuß angezeigt. Am Montag waren die Ermittler - das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) wurde eingeschaltet - mit der Auswertung von zahlreichen Fotos und Videos beschäftigt, die bei der Attacke entstanden waren.

"In keinster Weise tolerieren"

Austria-Vorstand Markus Kraetschmer bedauerte die Attacke, der Angriff sei "in keinster Weise zu tolerieren". Bei Vorliegen konkreter Hinweise werde es weitere Stadion- bzw. Hausverbote geben. Kraetschmer forderte auch, dass die Polizei "mit aller Entschiedenheit" gegen die Aggressoren vorgehe. Derzeit gebe es zwölf Stadion- und acht Hausverbote seitens der Austria. Transparente der Gruppierung werden in der Generali-Arena nicht toleriert. "Wir wissen aber, dass diese Leute immer wieder versuchen werden, dem Verein zu schaden oder ihre Gesinnung nach außen zu tragen."

"Neuer Höhepunkt von Rassismus"

Die Grüne Nationalratsabgeordnete Alev Korun erklärte in einer Aussendung, der Angriff "stellt leider einen neuen Höhepunkt Rassismus dar". Augenzeugen hätten ihr gesagt, "dass die Angreifer in einem nahe gelegenen Park neben 'Ausländer raus' auch 'Heil Hitler' geschrieen und den 'Hitler Gruß' vorgeführt haben sollen". Sie forderte von der Polizei, die Attacke ernst zu nehmen.

Der Fanzusammenschluss "Unsterblich" fiel vor seiner Verbannung durch die Austria auf der Tribüne mit rassistischen und neonazistischen Parolen wie "Adolf Hitler ist mein Freund", "Zick-Zack Zigeunerpack" und "Rassist, Faschist, Hooligan" auf, auch der Hitler-Gruß war zu sehen.

Stellungnahme von Austria Wien

Weil in den Ö3-Nachrichten in Zusammenhang mit dem Angriff von beteiligten Austria-Wien-Fans gesprochen wurde, veröffentlichte die Klubführung der Austria am Montagvormittag diese Stellungnahme:

"Dem Fanklub "Unsterblich", der laut Angaben der Polizei den Angriff gegen den Migrantenverein durchgeführt haben soll, wurde im Rahmen eines großen Maßnahmenpaketes bereits im Jänner 2013 der Status eines offiziellen Fanklubs entzogen und dementsprechende weitere Schritte eingeleitet.

Natürlich bedauern wir diesen Vorfall für die Mitglieder von ATIGF und KOMintern und selbstverständlich werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch alles daran setzen, um unsere klare Linie weiterzuverfolgen. Demnach werden wir uns von den Behörden Informationen einholen, welche Personen daran beteiligt waren und bei eindeutiger Sachlage diese Personen auch mit Stadion- bzw. Hausverboten belegen. Aktuell gibt es davon insgesamt 20. Gibt es klare Hinweise, werden wir handeln, das steht außer Diskussion.

Es ist kein Geheimnis, dass es eine gewisse Form von Radikalismus im Stadion bei uns gegeben hat, allerdings liegen Vorfälle schon lange zurück. Der FK Austria Wien tritt seit Jahren massiv gegen jede Form der Gewalt auf. Zahlreiche Initiativen, teilweise auch direkt vom FK Austria Wien ins Leben gerufen, werden umfassend unterstützt und unterstreichen die diesbezüglich besonders klare Linie des Vereins.

Bei der Generalversammlung im Jänner 2013 wurde diesem Umstand erneut und nochmals verstärkt Rechnung getragen. In den Klubstatuten finden sich, auch von Exekutive und Öffentlichkeit honoriert, weitreichende Bekenntnisse des FK Austria Wien gegen jede Form von Rassismus und Gewalt. Die Austria forciert seit Jahren internationalen Wissens-Austausch zu diesem Thema und nimmt in diesem Zusammenhang, auch in Zusammenarbeit mit zahlreichen internationalen Kooperations-Partnern, eine Vorreiter-Rolle ein!"