Wirtschaft
Wiener Börse will ihr Image aufpeppeln
Mit einem neuen Vorstand will die Wiener Börse ihr Osteuropa-Image abschütteln. "Die Börse soll sich stärker Richtung Westeuropa orientieren", sagte Aufsichtsrats- und Ex-Bank Austria-Chef Willibald Cernko am Freitag.
Mit einem neuen Vorstand will die Wiener Börse ihr Osteuropa-Image abschütteln. "Die Börse soll sich stärker Richtung Westeuropa orientieren", sagte Aufsichtsrats- und Ex-Bank Austria-Chef Willibald Cernko am Freitag.
Laut Cernko hat der Börse-Aufsichtsrat in den vergangenen zwei Jahren eine intensive Diskussion über die Neuausrichtung der Wiener Börse geführt. Vom neuen Vorstand erwarte man neue Produkte und Services, es gebe aber den Auftrag "keine Fusionspläne zu verfolgen". Die Wiener Börse und die Börse Warschau hatten bereits im Jahr 2014 erfolglos über eine Fusion verhandelt.
Heimo Scheuch, stellvertretender Börse-Aufsichtsratsvorsitzender und Wienerberger-Chef, sagte, dass die Wiener Börse gemeinsam mit der Tochter-Börse Prag "langfristig haltbar" sei. In Europa ist derzeit nur eine Mega-Börsenfusion geplant: Die Deutsche Börse will sich mit der London Stock Exchange (LSE) zusammenschließen.
Die Wiener Börse hat die Ende Mai auslaufenden Verträge der Börsen-Chefs Birgit Kuras und Michael Buhl nicht verlängert und den bisherigen Börse-Stuttgart-Chef Christoph Boschan zum neuen CEO bestellt.
Neue Impulse von Regierung erwartet
Die Wiener Börse gilt mit einer Marktkapitalisierung von 86,3 Mrd. Euro und einem durchschnittlichen Monatsumsatz von 4 Mrd. Euro als kleine Börse in der Eurozone. 52 ausländische und 29 inländische Handelsteilnehmer sind aktiv. Die institutionellen Investoren an der Börse kommen zu 28 Prozent aus den USA, Österreich (22 Prozent), Großbritannien (16 Prozent), Norwegen (7 Prozent), Frankreich (6 Prozent) und Deutschland (5 Prozent). Der Aktienbesitz ist in Österreich traditionell niedrig.
Die Börse-Aufsichtsräte erhoffen sich von der Aufbruchsstimmung rund um Neo-Bundeskanzler Christian Kern neue Impulse. Für stark wachsende Unternehmen sei es in Österreich schwierig, eine Finanzierung in Höhe von einer bis zehn Mio. Euro zu erhalten, erklärte der ehemalige Bank-Austria-Chef Cernko. Insgesamt sehen die Börse-Aufsichtsräte Politik, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Gewerkschaften in der Pflicht, ein kapitalmarktfreundlicheres Klima zu schaffen, um ein stärkeres Jobwachstum zu erreichen.