Österreich
Wiener Dealer verkauften Drogen "wie im Supermarkt"
Wiener Ermittler konnten jetzt einen Drogenring, der im großen Stile agierte, zerschlagen. In einem Geschäft in Margareten verkauften die Dealer die Suchtmittel - laut Exekutive gab es sogar eigene Öffnungszeiten.
Wiener Ermittler konnten jetzt einen Drogenring, der im großen Stile agierte, zerschlagen. Zwei Männer mieteten eine alte Fabrik in Margareten und richteten dort einen richtigen Shop ein – inklusive "offizieller" Öffnungszeiten und einem riesigen Sortiment.
Der Handel der beiden Wiener (40,42) florierte dank Mundpropaganda und höchster Qualität in der alten Ledermanufaktur in der Grohgasse. Kunden standen bis zu 30 Minuten in der Schlange, berichtete Abteilungsinspektor Christoph Hackl.
Das Geschäft hatte sogar strikte Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Freitag von 12 bis 18 Uhr, am Donnerstag bis 19 Uhr. Am Mittwoch war Ruhetag und das Wochenende wurde quasi für Marketing-Zwecke benutzt: Einer der beiden Täter warb potentielle Kunden in Clubs und auf Partys an.
"Old school"
Die Dealer operierten auf altmodische Art und Weise: Sie verzichteten auf Handy und andere technische Hilfsmittel, um nicht von der Polizei überwacht werden zu können. Neue Kunden kamen nur durch direkte Kontakte, mit den Lieferanten wurden nur mündliche Abmachungen getroffen. So stießen Ermittler nur deshalb auf das Duo, weil sie einige Kunden observierten.
Ein Steirer (50) lieferte kiloweise Marihuana aus eigenem Anbau - er wurde mittlerweile nicht rechtskräftig zu 15 Monaten Haft, davon fünf Monate unbedingt, verurteilt. Die synthetischen Drogen kamen aus den Niederlanden, doch die beiden Dealer weigern sich, mehr Informationen darüber preiszugeben.
Riesige Mengen
Innerhalb eines Jahres verkauften die Dealer laut Ermittlungen 1,5 Kilogramm Kokain, 27 Kilo Marihuana, 2,5 Kilo Cannabisharz, 2,7 Kilo Amphetamine und 5,4 Kilo Ketamin mit einem Straßenverkaufswert von über 900.000 Euro. Bei einer Razzia wurden auch Drogen im Wert von fast 500.000 Euro sichergestellt, darunter 7 Kilo Marihuana, 3 Kilo Amphetamine, 375 Gramm Kokain, 3.000 Stück Ecstasy und 900 LSD-Trips.
"Es war eine der schönsten Amtshandlungen 2016", sagte Chefermittler Hackl stolz zu dem Fall. Die Täter waren absolute Profis, die ihre Kunden auch berieten und ihnen etwa bei Dosierungen halfen. Dabei achteten sie zum Beispiel auf mögliche Laktoseintoleranzen. Darin lag offenbar auch ihr Erfolgsgeheimnis: "Warum soll mich wer verpfeifen, wenn ich eine super Qualität anbiete," erklärte einer der beiden den Polizisten.
Jörg Michner