Österreich

Wiener Dschihad-Mädchen soll zurückgeholt werden

Heute Redaktion
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Der Islamische Staat liegt in seinen letzten Zügen. Jetzt sollen überlebende Dschihadisten mit Austro-Pass zurückgeholt werden. Entsprechende Vorbereitungen laufen bereits.

Der endgültige Untergang des Islamischen Staates scheint nur noch wenige Tage in der Zukunft zu liegen. Baghuz al-Fawkani, das letzte Dorf, in dem die Dschihadisten immer noch erbitterten Widerstand leisten, steht kurz vor dem Fall. Rund 1.000 Kämpfer und Kämpferinnen sollen sich noch darin verschanzt haben. Das berichtet die "Neue Zürcher Zeitung" am Freitagabend.

Darunter könnten sich auch Österreicher befinden. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sind insgesamt 320 Personen aus Österreich dem Aufruf des IS in das selbst ausgerufene Kalifat nach Syrien gefolgt. Davon konnten 60 aufgehalten werden, etwa ebenso viele sollen während der Kämpfe ums Leben gekommen sein. Etwa 100 sind laut einem Bericht des "ORF" bereits wieder zurückgekehrt.

Im "Ö1-Morgenjournal" erklärt der Sprecher des Innenministeriums, Christoph Pölzl, dass man davon ausgehe, dass sich "noch rund 100 Personen, die aus Österreich stammen, in Syrien und dem Irak befinden und sich dort aktiv am Dschihad beteiligen oder beteiligt haben." Etwa ein Drittel davon soll auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen.

20-Jährige mit Kleinkind gefangen

Genau diese sollen nun von der Republik zurückgeholt und in Österreich vor Gericht gestellt werden. Das zumindest fordern die USA und das Bündnis der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF). "Bis heute haben wir etwa 800 IS-Kämpfer bei uns in Haft. Darunter ist eine große Zahl bekannter Kriegsverbrecher, gegen die in den Heimatländern Haftbefehle vorliegen. Trotzdem übernimmt keiner die moralische und juristische Verantwortung", klagte SDF-Sprecher Omar Abdelkarim vor Kurzem in einem Interview mit dem ARD.

Nach Angaben des Politikwissenschaftlers Thomas Schmidinger, der die kurdischen Lager besucht hat, sollen sich derzeit zwei österreichische Staatsbürger unter den Gefangenen befinden – eine 20-jährige Frau und ihr erst eineinhalbjähriger Sohn. Denn: auch im IS-Kalifat geborene Kinder von Österreichern erhalten per Gesetz automatisch die Staatsbürgerschaft.

Die junge Österreicherin soll aus Wien stammen und ihre Mutter sei bemüht, sowohl die 20-Jährige als auch das Enkerl nach Österreich zu holen. Das erklärt Ercan Nik Nafs, Kinderanwalt der Stadt Wien, dessen Unterstützung von der Familie angefordert wurde.

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Die Wiener Dschihad-Mädchen Samra K. (l.) und Sabina S. (r.); (Quelle: Polizei)

Die Beschreibung der gefangenen IS-Ehefrau weckt Erinnerungen an den brisanten Fall der zwei Wiener Dschihad-Mädchen. Am 10. April 2014 waren die Schülerinnen, Sabina S. (damals 15) und Samra K. (damals 16) plötzlich verschwunden, um kurz darauf im IS-Gebiet wieder aufzutauchen. Sabina S. soll dort einen Dschihadisten geheiratet haben, während Samra K. ein grausames Schicksal erlitten haben dürfte. Doch zur jüngeren der beiden "Postergirls des Dschihad" brach der Kontakt ab – auch sie wurde zwischenzeitlich totgesagt. Laut ihrer Mutter soll sie im März 2018 noch am Leben gewesen sein. Ob es sich bei der nun gefangenen gehaltenen Österreicherin um Sabina S. handelt?

Dschihad-Mädchen drohen bis zu zehn Jahre Haft

Nik Nafs erklärte gegenüber dem ORF, dass man mit dem Außenministerium in Kontakt stehe, aber bislang noch kein Ergebnis erzielen konnte. "Diese Leute könnten weiterhin gefährlich sein. Aber im Fall des eineinhalbjährigen Buben ist von einer massiven Kindeswohlgefährdung auszugehen. Das Aufwachsen in einem Internierungslager in einem Kriegsgebiet widerspricht den grundlegendsten Bedürfnissen eines Kindes", wird der Kinderanwalt zitiert.

Käme die 20-Jährige wieder zurück nach Österreich, müsste sie hier wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor Gericht gestellt werden. Nach § 278b des Strafgesetzbuchs droht ihr im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Seitens des Außenministeriums hieß es gegenüber "Ö1", dass Ministerin Karin Kneissl (FPÖ) den Fall vor einigen Wochen zur Priorität erklärt habe. Man stehe mit Familie und diversen internationalen Organisationen in Kontakt, prüfe aber noch alle Optionen.

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    (rcp)