Österreich

Wiener Fahrradzusteller verprügelt: 4,5 Jahre Haft

Ein 23-jähriger Mann wurde am Dienstag zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er einen Fahrradzusteller schwerst verletzte.

Heute Redaktion
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Das Wiener Straflandesgericht in der Josefstadt
Das Wiener Straflandesgericht in der Josefstadt
Bild: keine Quellenangabe

Ein 35 Jahre alter Fahrradzusteller ist seit einer Attacke vor fast einem Jahr arbeitsunfähig. Der Täter wurde am heutigen Dienstag am Wiener Landesgericht für Strafsachen zu einer viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Zudem muss er 20.750 Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz zahlen.

Der 23 Jahre alte Angeklagte sprach vor Gericht von Notwehr. Er ist Mindestsicherungs-Bezieher und erbat sich Bedenkzeit. Die Staatsanwältin meldete Berufung wegen des Strafmaßes an. Somit ist das Urteil (schuldig der absichtlichen schweren Körperverletzung) nicht rechtskräftig.

Was ist passiert?

Das Opfer ist Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik und finanziert sich seine ergänzenden Studien der Pharmazie und Humanmedizin mit Fahrten als Fahrradzusteller. Am 14. August 2017 war er in der Augasse in Wien-Alsergrund im Einsatz, um Speisen aus einem Lokal abzuholen.

Dort kam es zur Attacke. Der 23-jähriger Angreifer zettelte eine Diskussion an, er behauptete vom Radfahrer behindert worden zu sein: "Er hat mich am Gehsteig fast angefahren", so der Angeklagte. Der Fahrradkurier habe das abgestritten und ihn mit seinem Fahrradschloss bedroht: "Reflexartig habe ich ihm einen Faustschlag ins Gesicht gegeben."

Zeugen sahen keine Notwehr

"Eigentlich war es Notwehr, weil er mich bedroht hat", sagte der Angeklagte der Richterin. Und wieso hat er den am Boden Liegenden dann noch so lange und heftig getreten, bis dieser bewusstlos wurde? "Ich hatte Angst. Er wollte wieder aufstehen."

Die Zeugen, die vor Gericht aussagten, sahen keinen Grund für Notwehr. Einige Passanten hatten die verbale Auseinandersetzung beobachtet und kein handgreifliches Verhalten beim Fahrradkurier gesehen, schon gar nicht habe er sein Fahrradschloss als Waffe benutzt.

Schwerste Verletzungen

Der Fahrradzusteller erlitt schwerste Verletzungen. Die Ärzte diagnostizierten eine Schädelprellung, zahlreiche Hämatome. Ein Halswirbel, das Jochbein und der Unterkiefer waren gebrochen. Der Unterkiefer musste operativ gespalten und mit mehreren Schrauben fixiert werden.

Schlimme Verletzungen erlitt das Opfer auch am rechten Auge: Der Sehnerv und Muskel wurden beschädigt, was zu einer Lähmung des Auges führte. Dem 35-Jährigen, der sich seitdem im Krankenstand befindet, steht deshalb noch eine Augenoperation bevor.

Nicht mein Naturell

Das Opfer kann sich an die Attacke nicht erinnern. Im Zeugenstand sagte er, dass er sicher niemanden bedroht habe. Es entspreche nicht seinem Naturell, auf Menschen loszugehen.

Gefasst wurde der Täter übrigens erst Monate nach der Tat. Dei Polizei schnappte ihn dank eines anonymen Hinweises. Er hatte gegenüber Bekannten mit der Gewalttat geprahlt - diese setzten sich telefonisch mit der Polizei in Verbindung. (red)