Österreich

Wiener Heizkessel wird zum "Energie-Supermann"

Heute Redaktion
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Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, auf den Energiekesseln des Kraftwerk Simmerings entsteht derzeit Wiens erster und einziger "Energie-Supermann" – zumindest teilweise.

Aufmerksamen Autofahrer wird auf der Ostautobahn (A4) bereits aufgefallen sein, dass ein Silo im Kraftwerk Simmering seit kurzem eine Brust sowie eine Hand hat. Seit vergangener Woche malt hier Werbe-Maler Peter Müller (53) im Auftrag der Wien Energie einen partiellen Energie-Supermann. Bis Ende der Woche soll der Heizkessel-Superheld fertig sein.

Weil die alte Bemalung durch Wind und Wetter in die Jahre gekommen ist, kommen die alten Heizkessel (heute befinden sich hier pro Silo rund 20 Millionen Liter Löschwasser für das Kraftwerk) einen neuen Anstrich. Wie Superman, der mit beiden Händen sein Hemd öffnet und das berühmte Logo sichtbar macht, "öffnet" sich auch der Silo und gibt den Blick auf den Wien Energie-Slogan "Volle Power für Wien" frei.

Im Gegensatz zu seinem berühmten Namensvetter, ist der Simmeringer Superheld aber kein "Man of Steel", sondern wenn, dann ein "Man of Steam". Denn durch die aktuell herrschende Hitze kommt Werbemaler Müller bei der Arbeit schon gehörig ins Schwitzen. "Die Hitze erwärmt auch das Wasser im Inneren der Kessel, im Durchschnitt hat die Außenwand eine Temperatur von rund 30 Grad Celsius.

Alte Methoden für neue Motive

Um den Energiekesseln den neuen Anstrich zu verpassen, fährt der Maler eineinhalb Wochen lang täglich auf rund 20 Meter Höhe. Mit einer selbstfahrenden Teleskop-Hebebühne manövriert er sich Zentimeter um Zentimeter, um die Farbe an den richtigen Platz zu bekommen.

Das Motiv wird mittels Lochpausen auf den Silo angebracht, dann klopft der Maler mit einem Pausbeutel Papierasche durch die feinen Löcher und "zeichnet" so die Umrisse auf. "Das hat auch Leonardo da Vinci schon so gemacht", lacht Müller. Insgesamt habe das Motiv auf diesem Heizkessel eine Fläche von rund 100 Quadratmeter. "Auf dem benachbarten Silo entsteht noch das Wien Energie-Logo, das ist dann nochmal rund 55 Quadratmeter groß".

Um bei diesen Dimensionen nicht die Übersicht zu verlieren, zerlegt Müller den "Siloman" in kleinere, geometrische Formen. Auch hier kommen alte, aber erprobte Methoden zum Einsatz: "Mit Magneten und Schnüren kann ich das Motiv richtig positionieren", erklärt der Maler.

Ausgemalt wird der Superheld dann mit Pinsel und Rollen und extrem UV-beständiger und abriebfester Fassadenfarbe. "Das hält dann locker die nächsten zehn oder 15 Jahre", so Müller. Um dem Heizkessel den neuen Look zu geben, braucht der Maler rund zehn verschiedene Farben, alleine vom Wien Energie-Orange werden mindestens 12 Liter vermalt.

Für Wien Energie ist Werbemaler Müller seit 2008 aktiv: "Ich habe schon viele Garagenwände und fast alle Ladestationen, etwa in der Spittelau bemalt".

So entstand der "Silomann":

(Quelle: Wien Energie)

Größtes Kraftwerk Österreichs



Das Kraftwerk Simmering ist nicht nur das größte Kraftwerk Österreichs, es ist auch das älteste: Die erste Anlage wurde 1902 eröffnet. Mehrere Anlagen wie eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, Hochdruck-Wärmespeicher, ein Biomassekraftwerk, eine Photovoltaik-Anlage, bald auch eine Großwärmepumpe und eine Solarthermie-Anlage sorgen dafür, dass Wien Wärme und Strom nicht ausgehen. 800.000 Haushalte versorgt Wien Energie von hier mit Strom und 270.000 Haushalte mit Wärme.

Zudem beherbergt das Kraftwerk Simmering (nach dem DC Tower in der Donaustadt) den zweithöchsten "Aussichtsturm" der Stadt. Leider haben zu dem Schornstein aber nur Mitarbeiter des Kraftwerks Zugang. Um auf die Aussichtsplattform in rund 200m Höhe zu gelangen, fährt man zunächst in einem "Metallkasten" ähnlichen Lift nach oben und muss dann die restlichen fünf Meter über „Hühnerleiter" zurücklegen. Vermutlich ohnehin nicht jedermanns Sache.