Österreich

Wiener Kaffeehausstuhl: Thonet feiert 200 Jahre

Der meistverkaufte Stuhl der Welt heißt Thonet Nr. 14. Möbelkennerin Radka Prutka repariert und restauriert den Klassiker für ihre Kunden in Wien.

Heute Redaktion
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Thonet ist 200 Jahre alt: Mit mehr als 50 Mio. verkauften Sesseln ist Modell Nr. 14 von Thonet der weltweite Klassiker, der meistgebaute Stuhl der Welt – bekannt auch als Wiener Kaffeehausstuhl. Die Firma Thonet feiert dieses Jahr 200-jährigen Jubiläum und aus diesem Anlass startet am Mittwoch, den 18. 12. die Ausstellung "Bugholz, Vielschichtig" im MAK.

"Ich denke es gibt keine besseren Sessel als Thonet. Sie sind die Klassiker, stehen für Stabilität, sind zeitlos und fast so wie ein Familienmitglied", definiert Radka Prutka (49) den gebogenen Bugholz-Sessel mit dem so gut bekannten "Wiener Geflecht".

Radka Prutka (49) ist Möbelliebhaberin, Thonet-Spezialistin und Design-Sammlerin. In ihrem Shop "Tschechisches Wohndesign" (7., Zieglerg. 65) nimmt sie Thonets zur Reparatur entgegen. Zu ihren Kunden zähle die italienische oder französische Botschaft in Wien, die Stadtbibliothek, die Familie Thonet in Salzburg und viele weitere. Je nach Reparaturnotwendigkeit - Handgeflecht, Sitzfläche oder Lehne - fährt sie zu unterschiedlichen Profis, damit sie die Stühle wieder zum Leben erwecken. "Man braucht die besten der besten dafür", ergänzt sie. Radka Prutka fing vor zwanzig Jahren an Stühle zu sammeln, Flechten lernte sie in ihrer tschechischen Heimatstadt Brünn.

"Oft sind es auch die Jüngeren, die die Thonets ihrer Großeltern erhalten und reparieren", erklärt die Möbelkennerin. Man unterscheidet zwischen Handgeflochtenen oder fertigen Geflecht. Das Handgeflochtene wird pro Bohrloch (1,70 €) verrechnet. Bei einer runden Sitzfläche gibt es 75 Löcher. Die Meterware stammt aus Rollen aus Indonesien und koste pro Sitzfläche 75 €, diese werde dann in den Stuhl "gepresst".

Fürst Metternich überzeugte 1842 den rheinischen Tischler Michael Thonet nach Wien zu kommen. Dann gestaltete er den ersten Sessel für ein Kaffeehaus, für das Cafe Daum am Kohlmarkt - zahlreiche Kaffeehäuser aus der gesamten Welt sollten folgen. 1859 gelang ihm der Durchbruch mit dem heute meistverkauften Sessel der Welt. Das Besondere ist das gebogene Bugholz und das Wiener Geflecht.