Wien

Wiener kann sich den Friedhofsbesuch nicht mehr leisten

5 Euro kostet das Parken am Stammersdorfer Friedhof. Zu viel für Walter H., der die Grabbesuche nun einschränken muss. Er braucht das Geld für Essen.

Heute Redaktion
Wegen der Teuerungen muss Walter H. nun auf Friedhofsbesuche verzichten. Der stark bewegungseingeschränkte Wiener Pensionist kann sich die Parkgebühren nicht leisten.
Wegen der Teuerungen muss Walter H. nun auf Friedhofsbesuche verzichten. Der stark bewegungseingeschränkte Wiener Pensionist kann sich die Parkgebühren nicht leisten.
Sabine Hertel

Die Eltern, die Schwiegereltern sowie Onkel und Tante des Wiener Pensionisten Walter H. (78) haben am Stammersdorfer Friedhof in Wien-Floridsdorf ihre letzte Ruhe gefunden. Bis zu drei Mal die Woche besuchte der Wiener bisher ihre Gräber, goß die Blumen, wechselte die Grabkerzen und schaute nach dem Rechten.

Friedhof besuchen – oder Essen kaufen

Aufgrund der massiven Teuerung muss sich der Pensionist nun vor jedem Besuch zwei Mal überlegen, ob sich das im Börserl ausgeht. Denn Walter H. ist aufgrund einer schweren Gehbehinderung auf das Auto angewiesen, kann nur wenige Schritte weit gehen. Und hier liegt das Problem: Die Einfahrt für Friedhofsbesucher kostet stolze fünf Euro. Drei Stunden kann man dafür innerhalb des Friedhofsgeländes parken. Mit der Ausweitung der Kurzparkzone kommen nach Ablauf dieser drei Stunden nun noch weitere zwei Euro pro Stunde dazu.

"Früher hat das Hineinfahren gar nichts gekostet, da war ich öfter am Friedhof. Aber ein Mal die Woche muss ich zumindest hin, um zu gießen", so Walter H. Die fünf Euro spürt er, der sein Leben lang gearbeitet hat, stark im Geldbörserl, wie er fast verschämt zugeben muss: "Fünf Euro sind kein Schmarren. Dafür könnte ich meiner Frau und mir etwas zu Essen kaufen"; rechnet der Pensionist.

"Da sind ja manche Parkgaragen in den Innenbezirken preisgünstiger!"

"Diese seltsame Preisgestaltung der Friedhöfe Wien grenzt schon bald an Wucher. Da sind ja manche Parkgaragen in den Innenbezirken preisgünstiger!", üben Alt-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek und sein Nachfolger Gerhard Doppler heftige Kritik. Viele ältere Friedhofsbesucher hätten zwar keinen Behindertenausweis, seien aber dennoch nicht mehr so gut bei Fuß und daher auf eine Einfahrt in den Friedhof angewiesen. "Und wenn Besucher mehrmals pro Woche oder – wie die Praxis beweist – sogar täglich ihre Lieben auf dem Gottesacker besuchen, geht das ganz schön ins Geld", so Doppler und Schimanek. Sie fordern die Stadtregierung zum umgehenden Einschreiten "gegen diese ’doppelgleisige’ Preispolitik" der Friedhöfe Wien auf.

Das sagen die Friedhöfe Wien

"Die Tarife für die Einfahrt auf dem Friedhof Stammersdorf-Zentral sind in ihrer Höhe unverändert geblieben. Was neu ist, ist die zeitliche Beschränkung des Aufenthalts für diesen Tarif. Mit Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung mussten wir die Dauer beschränken, um zu verhindern, dass unsere Friedhöfe als Kurzparkmöglichkeit genutzt werden. Das Einfahrtsentgelt auf dem Friedhof Stammersdorf-Zentral beträgt nun fünf Euro für eine Dauer von bis zu drei Stunden. Jede weitere Stunde wird mit zwei Euro verrechnet", so die Sprecherin der Friedhöfe Wien zu "Heute".

Für Menschen mit Behinderungen seien die Schrankenanlagen kostenlos benützbar. "Hierfür benötigen sie eine Berechtigungskarte", erklärt die Sprecherin weiter.

Informationen zu den Einfahrtsentgelten und zur Beantragung einer Berechtigungskarte können unter https://www.friedhoefewien.at/barrierefreiheit abgerufen werden.

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