Wien

Wiener Spitals-Skandal – Direktorin filmte heimlich mit

Die angespannte Lage an den Wiener Spitälern hält an. Nun werden in Ottakring schwere Vorwürfe gegen Pflegedirektorin Bianka Langmaier erhoben. 

Newsdesk Heute
Die Zentrale Notaufnahme der Klinik Ottakring – ein Ort mannigfaltiger Auseinandersetzungen.
Die Zentrale Notaufnahme der Klinik Ottakring – ein Ort mannigfaltiger Auseinandersetzungen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Bereits seit längerem steht die Klink Ottakring im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das Personal der Zentralen Notaufnahme (ZNA) – einer der größten des Landes – warnt seit Monaten vor dem Zusammenbruch. Ende Juni wurde gar für eine Stunde gestreikt. Daraufhin bat man Pflegedirektorin Bianka Langmaier darum, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen – doch geht es nach dem Personal der ZNA, hat die Pflegechefin dabei eine rote Linie überschritten. 

Laut der "Krone" hätten sich einige ZNA-Mitarbeiter gemeldet, die sich über Langmaier und ihr Vorgehen beschwert hätten. Demnach habe sie, ohne das Ganze zuvor anzukündigen oder gar die Einverständnis der Betroffenen einzuholen, am 7. August eine Bodycam am Körper getragen und so einem Dienst beigewohnt. Auf Nachfrage beim Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) wird das Thema verwirrend und wirft die Frage auf, wessen Darstellung der Realität entspricht. 

Verwirrung um Aufnahmen

Gegenüber der "Krone" bestätigt ein Sprecher des Wigev den Fall. Aber: "Mit dem Videomitschnitt wollte die Pflegedirektorin Content für die Social-Media-Aktivitäten des Wigev liefern. Sie hatte - nach mündlicher Absprache mit den Kollegen, mit denen sie gemeinsam den Dienst absolvierte - zu diesem Zweck für etwa eine Stunde eine Bodycam getragen." 

Laut dem Sprecher sei Langmaier aus (datenschutz)rechlichen Gründen lediglich im patientenfernen Bereich mit der Kamera unterwegs gewesen. Doch dieser Darstellung widersprechen mehrere Ärzte, wie es heißt – sie hätten sie, mitsamt Kamera, direkt in den Patientenkojen gesehen. Tatsächlich betont der Wigev, dass die Aufnahmen nach einem Aufklärungsgespräch bereits gelöscht wurden.

Ärztekammer und FPÖ empört

Die Ärztekammer Wien zeigt sich unzufrieden mit der Erklärung des Wigev. Vize-Präsident Dr. Stefan Ferenci ist merkbar verärgert: "Ich bin bestürzt über derartige Stasi-Methoden. Ich verlange Konsequenzen und klare Bekenntnisse von Stadt und Gewerkschaft."

Die Wiener FPÖ unter Stadtrat Dominik Nepp geht gar einen Schritt weiter: In einer Aussendung fordert Nepp den Rücktritt des gesamten Gesundheitsverbund-Managements. "Es ist unfassbar was sich hier unter der Verantwortung von SPÖ-Gesundheitsstadtrat Hacker in den Wiener Spitälern abspielt. Das gesamte SPÖ nahe Direktorium des Gesundheitsverbundes ist inkompetent, unfähig und muss daher abgezogen werden. Die Pflegedirektorin gehört nach diesen Stasi-Mathoden sofort fristlos entlassen", so der Wiener FPÖ-Chef. 

Pflegedirektorin Bianka Langmaier sieht sich heftiger Kritik aus der Ärzteschaft ausgesetzt.
Pflegedirektorin Bianka Langmaier sieht sich heftiger Kritik aus der Ärzteschaft ausgesetzt.
michael indra / SEPA.Media / picturedesk.com

Wigev bezieht Stellung

Am Samstagnachmittag bezog die Wiener Gesundheitsverbund dann in einer Aussendung Stellung zu den Vorwürfen. Darin werden die "Falschbehauptungen aufs Schärfste" zurückgewiesen, wie es heißt. Besonders die Behauptung, dass es sich dabei um geheime Aufnahmen handle, sei falsch. Die Pflegedirektorin habe lediglich – nach Absprache mit dem Pflegeteam der ZNA und insbesondere mit den diensthabenden Pflegepersonen – für die Dauer etwa einer Stunde mittels Bodycam Videoaufnahmen im patientenfernen Bereich gemacht. Wie bereits erwähnt, sei dies zu Recruiting-Zwecken passiert.

Weiters versichert der Wigev, dass keine Bildmaterial von Patienten aufgenommen worden sei. Außerdem: die Bodycam sei gut sichtbar an der Dienstkleidung angebracht getragen worden. Trotzdem will der Wigev, aufgrund der Schwere der anonym via "Krone" erfolgten Vorwürfe intern nachgehen. 

Der Streik vom Juni in der Bildergalerie: 

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    Am Freitag fand vor der Klinik Ottakring ein Ärztestreik statt.
    Am Freitag fand vor der Klinik Ottakring ein Ärztestreik statt.
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